Das Leben

Ach, ja! Ja, ja! Es ist schon was!

So geht’s! Was willste machen!

Nein, wirklich! Nee! Mensch, glaubt man das?

Das Leben macht schon Sachen!

Man hat schon manchmal seine Not!

Oh, Gott! Ach, ja! Oh, weh!

Das Leben? Ist ein hartes Brot!

Und einfach auch nicht! Nee!

Tjaja! So läuft’s nun mal! Wie wahr!

Oft ist es nur zum Weinen!

Die Frage: Geht es gut? Na ja.

Die kann man nur verneinen!

Zum Teufel! Wirklich! Ach, man stöhnt!

Ja, ja! Bei Gott! Ein Graus!

Und hat man sich erst dran gewöhnt,

dann ist es auch schon aus!

taz > (GROa)

Vorösterliche Krise

Bei der Eiermalmaschine

saß der Has mit finstrer Miene,

wo er düstren Geists bedachte,

was er eigentlich da machte:

“Ist es Lebenszweck des Hasen,

Hühnereier auszublasen?

Ostern durch das Land zu eilen,

bloß um diese auszuteilen?”

Der Mond stand fahlgelb überm Feld.

Der Has bezweifelte die Welt:

“Eier kochen? Eier färben?

Kommt nichts Größeres vorm Sterben?

Eier so schlecht zu verstecken,

dass selbst Kinder sie entdecken?

Ist dies das Ziel der Hasenheit?

Ach! Eiernde Erbärmlichkeit!”

Ergriffen von den eignen Worten

trank der Has noch zwei Verpoorten.

Dann folgte er voll Konsequenz

dem Schicksalsruf der Existenz:

“Nur eines scheidet mich vom Affen:

Ich werde etwas Großes schaffen!”

Und stieg – die Löffel stolz erhoben –

von unten aus dem Bau nach oben.

Dort aber hat der Fuchs gesessen.

Der hat den Hasen dann gefressen.

taz > (GROa)

Koalitionsgeflüster

Er saß, ganz Staatsmann, da und sah ihr in die Augen

Und sagte: Schlaues Mädchen, weißt du was?

Wir sind die Einzigen, die hier im Staat was taugen.

Das Land braucht uns. Wir beide machen das.

Wenn wir zwei beide jetzt zusammenhalten,

Dann haben wir den Bundestag, den Bundesrat,

Dazu die Seilschaften von deinem Alten,

Ich zähme Medien und Proletariat.

Opposition? Die machen wir zunichte

Und dann so richtig große Politik.

Wir beide, Schätzchen, schreiben dann Geschichte.

Du wirst ein Star, mein Schatz. Ist das nicht chic?

So wandelte sie machtbeschwingt von dannen

Und er stand da und dachte so bei sich:

Na warte, Mäuschen, deine eignen Mannen

Die ziehen dich noch richtig übern Tisch.

Die werden dich noch derartig zerreißen,

Dass für das Amt von dir nichts übrig bleibt.

Und sich dann gegenseitig selbst zerbeißen.

Und rate, wer sich dann die Hände reibt?

taz > (GROa)

Hoffnungslose Romanze

oder: Was wirklich geschah

Sie waren sich seit Jahren schon bekannt.

Und aßen in derselbigen Kantine.

Sie reichten sich wie immer ihre Hand.

Und er war eigentlich mit der Blondine.

Sie waren weltanschaulich auseinander.

Und – trotzdem – beide spürten es sofort.

Für sie war er der erste echte Mann, der

Ganz Einheit war mit jedem seinem Wort.

Und er fand sie so ungewöhnlich mutig.

So widerspenstig, frech und klug und schlau.

Und nicht wie sonst so ausgesprochen putig.

Sie war – für ihn – ein Traum in Dunkelblau.

So standen sie und sagten ihre Worte

Und waren innerlich doch so entflammt

Und träumten sich an weit entfernte Orte

ans Meer gemeinsam Hand in Hand am Strand.

Und steckten doch in den gewohnten Hüllen

Und blieben selbstverständlich sehr formell

Und konnten ihre Liebe nicht erfüllen.

Es war ja schließlich ihr TV-Duell.

taz > (GROa)