Üxhöl-Dügüx-Kedröm-Diggs

Sie lagen dann wieder eine Weile still in ihren Liegestühlen und lauschten dem Plätschern des Uferwassers, das von dem ferneren Rauschen der Strömung weiter draussen im Fluss untermalt war.

Ist schon verdammt gut eingerichtet hier draussen, um einem als Cro-Magnon-Mensch ein wenig Erholung zu bieten, dachte Aaron. Diese Ruhe, dieses Plätschern, dieses Sonnenlicht. Ja, alles einfach dafür eingerichtet, um sich ein wenig gehen zu lassen.

Als wäre das alles dafür gemacht, dass sich der Cro-Magnon-Mensch darin ausruhen kann.

Und ja, es gab diese verrückten Theorien über die Erde, das Sonnensystem, die Galaxis und das gesamte verdammte Weltall, dass alles, angefangen von den Gesetzen der Natur bis zu den Gewichtsverhältnissen zwischen den Elementarteilchen verdammt präzise daraufhin abgestimmt ist, vier Cro-Magnon-Menschen an einem Fluss ausruhen zu lassen. Naja so ungefähr jedenfalls hatte Aaron das einmal an einem dieser Anny-Elling-Vernissagen von einem dieser Oberkosmologen auseinandergesetzt bekommen. (Aaron konnte sich vage daran erinnern, dass die ganze Geschichte darauf hinausgelaufen war, das Liegen in einem von Anny Ellings Liegestühlen als das grandiose Endresultat des ganzen verdammten Universums zu erklären; und verdammt nochmal, genau das tat Aaron jetzt: Er lag in einem dieser unendlich bequemen Anny-Elling-Liegestühle und liess es sich verdammt gut gehn).

(Aus: L.E.M., Üxhöl-Dügüx-Kedröm-Diggs, S.138)

L.E.M. ist Lukas E. Meier, Sänger der Band kleinerHAi und Science-Fiction-Autor. Er hat bisher unter dem Namen Louis Hagendorn die zwei Kriminalromane Der Abgang und Black Day veröffentlicht. Er ist 1971 geboren, hat Psychologie studiert, etwas Philosophie und etwas Informatik. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich mit dem Weltall-Projekt, einem mehrere Romane umfassenden Kosmos, dessen erster Band Üxhöl-Dügüx-Kedröm-Diggs darstellt. Der zweite Roman des Weltall-Projekts wird im Dezember 2010 erscheinen.

Kleine Formen nach Ponge (notula nova supplement X)

Ein Credo der notula nova (und zur Poetologie dieses Blogs).

(…) “…Ich habe mich entschieden”, schreibt Ponge in einer Vorbemerkung zur Buchausgabe der “Wort-Feige”, und zwar “für diesmal, ohne den geringsten Rückhalt, die ganze große Anzahl der Blätter vorzulegen, die ich habe vollschmieren müssen, um fertigzustellen (will sagen: um wirksam zu machen) – ja, was denn? Was für eine Art von Werk?” Und ironisch fügt er bei, es handle sich um einen “edizierten”, einen von ihm “befohlenen” Text, der ausschließlich seinem privaten Spaß zu dienen habe …

Doch auch dieser private Spaß (wenn es denn ein solcher – ohne Anführungsstriche – gewesen sein sollte) gewinnt bei Ponge den Charakter eines “edizierten”, eines selbst-„befohlenen“ Vergnügens, das einerseits darin besteht, grundsätzlich jedes zur Schrift gewordene Wort – und sei es auch noch so “banal”, noch so „derb, noch so “falsch” – für literaturfähig zu erklären, es in den Rang einer sakrosankten “Gravur” zu erheben; andererseits darin, der überkommenen Gattungstheorie wie auch der literarischen Rhetorik und Stilistik den Abschied zu geben zugunsten eines im eigentlichen Wortsinn poetischen, nämlich selbsttätig schöpferischen, also permanent im Entstehen begriffenen Diskurses, der sich – anders als die nach vorgegebenen Regeln instrumentierte “schöne Literatur” – dem zuwendet, was „nicht der Rede wert“ ist, wobei der scriptor lediglich die Aufgabe zu übernehmen hat, die „Ungeschicklichkeiten“ und „Verzerrungen der eigendynamischen Sprachbewegung durch willentliche “Imperfektionen, überflüssigen Flaum, Warzen, Mängel, Asche” zu verstärken.

Vom Spaß an derartiger “Imperfektion” sind auch die “Schreibpraktiken”, Ponges bislang letztes Werk, geprägt; es handelt sich dabei um eine Sammlung höchst disparater Texte, die vor der Drucklegung offensichtlich weder redigiert noch geordnet, sondern in dem – unabgeschlossenen – Zustand und in der – zufälligen – Reihenfolge veröffentlicht worden sind, wie der Verleger sie vom Autor übernommen hat. Ponge selbst charakterisiert diese Texte in einer knapp gefaßten Vorbemerkung zu seinem Buch als “Skizzen, Entwürfe oder Konzepte”, betont jedoch, daß sie, trotz ihrer formalen Unvollkommenheit, “Fragen zum Gegenstand” haben, die ihn “seit jeher und für immer in quasi obsessioneller Weise beschäftigen”, und daß sie – wohl gerade wegen ihrer Unvollkommenheit – geeignet seien, eine “neue literarische Gattung” zu begründen. (…)

Aus dem Nachwort von Felix Philipp Ingold zu Francis Ponge, Schreibpraktiken oder Die stetige Unfertigkeit (1988).

Architextur: Aufblitzen des Erzählens

Günter Eichberger porträtiert Elisabeth Wandeler-Deck und Da liegt noch ihr Schal

(…)

3

Ein Nicht-Ort ist Sihlbrugg, allerdings nicht im Sinne einer positiven Utopie. An der „Durchfahrlandschaft“ baut sie gleichsam weiter, nicht mit Baumaterialien, sondern mit dem Material der Sprache. „Hänge weitere Architekturen hinein mit ihren Personenfiguren – es entstehen Architexturen. Es blitzt Erzählen auf.“ So nimmt Gestalt an, was gar nicht da ist, wenn auch „nur“ als Text.

Ist das Motel im Buch „Da liegt noch ihr Schal“ nun ein reales – eben jener nach amerikanischem Vorbild in die Schweizer Landschaft „gepflanzte Fremdkörper“ – oder eine Art „Memory Motel“, das aus Erinnerungen zusammengesetzt ist und im nächsten Moment des Vergessens in sich zusammenstürzt, wie in der Nummer der Rolling Stones und einem Theaterstück von Wolfgang Bauer? Wandeler-Deck zitiert dazu aus Peter Eisenmans „Aura und Exzess“: „Fiktion wird zur Simulation, wenn sie ihren fiktionalen Zustand nicht als solchen erkennt, sondern versucht, einen Zustand der Wirklichkeit, der Wahrheit oder der Nicht-Fiktion zu simulieren.“

Die Türen, die nach draußen führen – Pforten der Wahrnehmung – , machen das Motel erst aus. Von innen können wir das Gebäude nicht sehen, wir müssen uns ins Freie, „ins Offene“ begeben.

Und wie liest sich das?

„Oh rufen wir, dem Text die Haut abziehen! Dem Gebäude die Haut abschälen!“ (Laut Roland Barthes ist die Sprache eine Haut: „Ich reibe meine Sprache gegen die andere. Sie ist, als ob ich Wörter anstelle der Finger hätte oder Finger an der Spitze meiner Wörter.“ Und aus dieser Reibung entsteht die Lust am Text.)

(…)

Mehr: http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4255.htm

Private Voodoo (WM-T-Shirt-Collection / Thomas Blaser)

Private Voodoo ist eine Fortsetzung der Reihe “Sorg dich nicht um meinen Kopf” aus der collectionthomasblaser, die neben Licht- und Raumkörpern nun auch eine Kleidercollection anbietet.

“Mit Private Voodoo besitzen Sie ein originelles und schönes Sportbekleidungsstück und – je nach Emotionalität der Situation – ein starkes Stück Individualität. Ob im Jubel oder unter kontrollierten Bedingungen: Sie werden bestimmt verstanden!”

Private Voodoo T-Shirt: CHF 50.–. 8 Tage Lieferfrist ab Bestellung. Sämtliche Arbeiten am T-Shirt in Schweizer Handarbeit (Unikate des Berner Künstlers Thomas Blaser). Zweifarbiges T-Shirt mit Kontrasteinsatz an Ärmelabschluss und Kragen. Logoaufdruck “Private Voodoo” seitlich auf den Kurzärmeln. 100% gekämmte und vorgeschrumpfte Baumwolle. Verfügbare Grössen: S, M, L, XL, XXL. Derzeit lieferbare Modelle: Schweiz, Japan. Weitere Geschmacksrichtungen folgen. Bestellung mit Angaben zu Modell, Grösse, Rechnungs- bzw. Lieferadresse an: thomasblaser at bluewin.ch

P.S.: Das Buch zum Hemd: Fritz Michel, 4:2