Lenz und die Bachmann

Nach Christoph Simon (2005) tritt nun innert kurzer Zeit auch ein zweiter Berner im Wettlesen um den Bachmannpreis an. Was Pedro Lenz, Simon und die Bachmann (meines Wissens: keine Bernerin; den Preis hat sie aber auch nie gewonnen) allerdings verbindet, ist mir bis heute noch schleierhaft. Es muss an den Neuerungen liegen, und die sind wahrscheinlich und vor allem: sprachlich. Der Lesemarathon wird straffer, gleichzeitig aber publikumswirksamer und internationaler gestaltet. Ich selbst arbeite noch an meiner Straffheit und Internationalität und stehe daher erst ab 2011 zur Verfügung. (Vielleicht lebe ich dann ja auch wieder publikumswirksam in Stuttgart).

Eine Frage der Teilzeit

Teile ich mir die Zeit ein: teile ich gedanklich meinen Nachbarn in zwei Hälften. Verwuschle ich sein Haar und in seine Uhrenkette mache ich Knoten. Der Uhr verpasse ich einen Kokon aus Resten von Gel. Die Flügel am Hinterkopf laufen ihm stromlinienförmig zusammen. Am unteren Ende befestige ich einen Manschettenknopf. Da sucht er nach seinem Fahrschein.

Teile ich mir die Zeit ein: klingelt mein Telefon volkstümlich. Bin ich ganz Dienstleister in der Dienergesellschaft. Meide ich Menschen ohne Sozialleben. Gemietete Leben. Auf Saubohnenplantagen.

Teile ich mir die Zeit ein: versuche ich mich an Wegen der Darstellung und Herstellung persönlicher Ordnung. Es ist eine Ordnung vergeblicher Zeichen. Aber immerhin wirksam der Schein meiner Dinge durch diese. Berücksichtigungen. Beschwichtigungen. Kontinuitäten.

Teile ich mir die Zeit ein: gewährleiste ich Existenz durch Klassifikation ins Vorhandene. Entdecke ich in Köln-Ehrenfeld nicht ein Kaufland sondern den Potsdam-Simulator.

Teile ich mir die Zeit ein: erbreche ich mein Vomitiv in Geschichten. Das Elend der Welt im jungen Pennerpärchen zum Beispiel. Er, schlafend, komatös in einem fremden Traum. Sie, streicht ihm den Speichel vom Kinn, liebevoll. Oder eine andere: Vom Tramnebenan, der in seinem Handy Anruflisten bedient. (Ein schräger Blick, meinerseits). Ein Blättern von „Schatz1“ zu „Schatz2“.

Teile ich mir die Zeit ein: teile ich mich, ich mich mit, mit mir selbst, und die Welt.

Bibliotheca Caelestis, TiddlyWikiRoman, Demoversion

Wie angekündigt mache ich nun eine Demoversion der Bibliotheca Caelestis in neuer Umgebung zugänglich. Konzipiert waren der Text (den ich vorsichtig „Roman“ nenne), die Vielzahl der Elemente und ihre Verknüpfungen massgeblich auf eine Präsentationsform hin: ein Wiki. Genauer gesagt: die TiddlyWiki-Software, die jüngst ein gewisses Reifestadium erreichte und für das Projekt günstig schien. Bislang wurden – zumindest im angelsächsischen Sprachraum – einige wenige literarische Experimente hiermit unternommen (Google-Stw.: tiddlywikifiction), im dtspr. Raum (vgl. aber bspw. pommerlands tunnel) sind mir dagegen in diesem Umfang und Ansatz, nämlich auch als Simulation eines OPAC, keine bekannt. Diese Version beschränkt sich zunächst auf die Abbildung der (auch weiterhin noch zu bearbeitenden) „Struktur“ des Gesamttextes. Mit den wesentlichen Inhalten, vor allem der dort noch nicht sichtbaren Hauptstränge (Anna, Die Briefe, Wie sie vielleicht wissen) beschäftigt sich derzeit ein Lektor (Typoscriptumfang des Manuals: ca. 200-230 Normseiten), und ich rechne mit Mai/Juni, bis ich eine erste „Vollversion“ im kleinen Kreis vorstellen kann. Natürlich freue ich mich jetzt schon auf Bemerkungen, Rückmeldungen oder Hinweise zu technischen Unzulänglichkeiten dieser Unternehmung …

Bibliotheca Caelestis & Die Ichschrift (Kleine Zwischenbilanz)

Nachdem nun die einzelnen Elemente der Bibliotheca Caelestis in diesem Weblog entwickelt wurden und besichtigt werden konnten, ist dieses Projekt, der 2. Teil der Trilogie Recherchen I-III (nach Teil I: Dranmor) in eine erste Phase der Überarbeitung getreten.

Drei Stränge („Anna“, „Die Briefe“, „Wie sie vielleicht wissen“) habe ich aus der taberna kritika entfernt. Sie werden in überarbeiteter Form in der Vollversion und in neuer Umgebung auf einer eigenen Seite auftauchen. Mehr dazu wird allerdings noch nicht verraten.

Die Texte werden erst von mir und dann einem Lektor gelesen und korrigiert werden. Danach möchte ich eine Demoversion des Projekts vorstellen. Ich hoffe, es ist bis dahin zu einer präsentablen Form fortgeschritten.

Natürlich werde ich mich in den kommenden Monaten nicht nur um jene Korrekturen kümmern. Nur Text zu bearbeiten, ist mir erfahrungsgemäss etwas zu eintönig. Gleichzeitig beginne ich also den letzten Teil der Trilogie mit dem Titel Die Ichschrift.

Es wird ein weiteres, ja, noch weiter getriebenes formales und inhaltliches Experiment werden, das sich – wie schon die anderen Teile – um denselben Kern (mit einem allerdings variierten, archivpoetischen Ansatz) drehen wird: Die Reflexion des Selbst und seiner (Hand-)Schrift, die Ästhetik des (hand-)geschriebenen Textes mit teilweise biographischen Versatzstücken, werden hier Zentrum der Skriptur werden.

Folgend werden also zwei Vorsatzblätter bereitgestellt, danach eine Serie aus Handschriftenmontagen und zugehörigen „Schrifterkennungen“ (OCR) eingestellt werden. Ich experimentiere noch etwas mit der Form, hoffe aber, dass – nach einigen Passagen – die Stossrichtung der Arbeit langsam sichtbar wird. Dazu bald mehr …

Gedichtbausteine, Rohstoffe

Ameisen kippen nach links, wenn sie sterben

Wo wurde Wigald Boning geboren?

Hypomnemata / Selbstsorge / Notizbücher (M.F.)

Natur zum halben Preis

Gesichter, Mienen, Ausscheidungen

Alles velozitatisch

Father smoking in heaven

Are friends eclectic?

Die harten Brüste des Rezensenten

Perkampus: Kafka meets Roald Dahl

Räume ohne Orte

Wenn ein alter Mensch stirbt, verbrennt eine ganze Bibliothek (afrik. Sprichwort)

Sollzeit

Im Angesicht der Tatsache

War Arno Schmidt in einer Textwerkstatt?

Oder Thomas Bernhard?

Oder dieser Müller?

Wärs nicht Prosa, wärs ein Gedicht

Und auch die Universitäten: reinste Geistesvernichtungsanstalten

Restaurant Zum goldenen Fallschirm

Geschmacksscherben hinter entzündeten Augen

Unvollständigkeit

Unvollständigkeit

Unvollständigkeit

Die Donnerlehre (Taoismus)

Rechtschreiben mit Lenin