Soma, Soma (ist005)

I Zit. Aus Dürscheid, Einführung in die Schriftlinguistik: Über den gewissen Grad der Körperlichkeit einer Handschrift und die vielfache Entkörperung dieser durch Zwischenschaltung (Entmaterialisierung, Tastatur, Monitor) im modernen Schreibprozess // Die Diskussion darüber, was nun 1. Medium sei, in einer Kette von Medien; Hand, Feder, Tastatur, Screen. Zwischenfilter, die langsam einen Zeichenstrom modifizierten, in verschiedene neue Organ[isati]onen überführen. Am Ende wieder in einen Zeichenstrom. Auf Papier materialisiert. Verkörpert. Nehmen [Neben] wir das Bsp. mit der Schreibmaschine. Oder den Bildpunkten am [an, auf] Bildschirm. Zeichenketten? (In welcher Ordnung, wenn wir diese auf einer Website sehen? Hinzugenommen: Die Navigationsleisten, Werbe[popups], Widgets u.ä. – II sagt man dazu gerade). Gehören diese zum Text? Montieren diese sich (ab welcher Ebene) in den Zeichenstrom hinein? Bei letzterem entsteht ein Bild, das nicht vorgibt, kein Bild zu sein. Textbild. Zwitterwesen. Zur Erinnerung: Wir haben es bei Handschriften nie mit Nurtexten zu tun, sondern ebenfalls [.] Zwitterwesen. // Ca. 2004. Sommer. Ich erwarte das Bild von T.B. mit dem Titel “Stein und Geschichte”. Ein 75 x 100 cm grosses Format mit einem haut [kot] farben[…] Hintergrund und einem roten, [geschmeidigen] Viereck in der Mitte. Darunter der Bildtitel, handschriftlich, der einen vormaligen Bildtitel („Geschichte und Stein“) überlagert. Palimpsest. […] und direkt auf die Frage nach der Ursprünglichkeit von Henne oder Ei verweist. Natürlich auch[:] Die Frage nach der Ursprünglichkeit serieller oder synchroner Zeichen. Versteht man […]: Das Bild also in Stein gesetzte Zeit? Und/oder d[ami]t: Den [Der] Text als in Zeit gesetzten Stein? Gewagt, aber ich kann […] hier […] einmal nicht widersprechen … // Ästhetik der Handschrift [resultiert] aus einer Ä. der Ver[zettelung] (Die Signatur des Beschriebenen legt sich nicht über den Inhalt / Die Wiedererkennbarkeit aber über die Oberflächenordnung / Das Schriftbild ist Bild – […] die Abweichung III Formen, Sonnen, handgeschriebenes Fett in Idesheim. Baschin tuschelt kommt noch hinzu. Erst wenn der Teig ausgedacht wird. Und den Tee. Dürstend, Ein Film zu WK 2. Feder, Tastatur, Samen. Bjorn, Jerk und Rif Papier. Unterdosiert, verharrt an Bildschau. Versorgung des Liedguts. Montieren in den Leib. Verwesen. teuer tatterten Noten. Wal. Ur spiegelnd. Heine oder Natalie genagt. Die Später des Beschriebenen, die Oberjuden ade. Das schiff bild die Abweiche.

Ostkreuz (ist004)

I Zit. Aus Gropp, Szenen der Schrift: Über Bartlebooth und das Aquarellmalen und Zerpuzzlen der Häfen der Welt. Zurück zum Ursprung und ins Meer. // Die Beschreibung der Schlüsselszene in Perec’s “La vie mode d’emploi”. Eine Disposition, die das Malen (Machen), die Ausschickung [Ausscheidung] und (wieder) Konfrontation mit dem Gemachten (aneignendes Erinnern) durch Vorlage, nicht aus sich selbst schöpfend, Rekonstruktion [Rekastration] (wieder machen) und letztlich Beerdigung (Seebestattung) des Werkes und Selbsts ausstellt. Ich paraphrasiere noch einmal, um diese Szene […] auf ein II anderes Medium, dem [den] der Photographie und einem weiteren, ihrer Collage und Verschriftlichung anwenden zu können. Verdachthalber [Verdeckthalber]. Auf den Verarbeitungsprozess hingelesen (in doppeltem Sinne). (Natürlich bin ich auch auf die Stelle angesprungen, weil ich die Bartleby-Referenz “Bartlebooth” noch nicht kannte. Jetzt ist sie Inventar. In der Lese[…], wenn man so möchte, aber das ist eine andere Geschichte). Zu Beginn meines Studiums in KN (Mitte 1993) hatte ich mir eine “Lomo” gekauft. Sie sollte von […] bis ins Jahr 2001 genutzt werden. (Danach kaufte ich mir eine Digitalkamera, seitdem wurde die Lomo nicht mehr angefasst). Irgendwann, Mitte der 9[…]er kam noch ein Lomo-Derivat hinzu, “action sampler” nannte sich – glaube ich – die kleine Maschine. Diese konnte fast [fest] (wobei es auf dieses “fast” [fest] ankam) gleichzeitig 4 Bilder einer Situation einfangen und auf einem Abzug in signifikanter Lomoqualität anordnen. Dass damit eine Menge experimentiert wurde, lässt sich überall nachlesen, und auch ich habe kistenweise unschar[fe] Bilder, aller, ja fast aller möglichen oder erdenkbaren Sujets. Wobei das Wort “Nicht[…]t” [Nichtsujet] wohl etwas treffender wäre. Zurück zur Idee. Von der “Internationalen Lomographischen Gesellschaft” wurden regelmässig Ausstellungen organisiert. Lomographien aus aller Welt wurden zusammengetragen und auf einer grossen Fläche [Flache] blickdicht versammelt. III Ziel war es, in der Summe [Sonne] einen “optischen Fingerabdruck” dieser Welt abzuliefern. Also ein (Welt)Ganzes darzustellen, das irgendwann einmal abhanden gekommen sein musste. (Das Internet, wie wir es heute kennen, gab es ja noch nicht, und also hatte diese Idee eine Zeit lang einen gewissen Charme). Warum verbinde ich nun diese 2 Szenen miteinander? Es ist sicher eine lockere Verbindung, aber [der] man […] muss sich vorstellen, dass ich gerade vor so einer Kiste sitze und darin “browse” [trowser] und versuche, sie einer Realität zu [vermachen]. Z.B. // 1 Eine Kiessstrandszene an der Kölner Bucht. Freunde [Freude] mit Blick aufs Rechtsrheinische. Industriegebilde in der Ferne? 2 “Mythos Studio” – Schriftzug auf [an] einem Hinterhofhaus in Berlin-Kreuzberg. (Einmal habe ich dort U besucht, ca. 2000). Ein Gedicht mit diesem Titel existiert dazu auch. 3 Ein halber Möbelladen. 4 Der Reichstag, vielleicht 5 Zwei ältere Damen mit offenen Mündern und Strickmützen [Strichmützen] in irgendeiner Tram. 6 S-Bahn Station “Ostkreuz” (Schild). […]etwas Farbiges im Hintergrund. Bewegtes. 7 Ein paar “action sampler”. Die oberen 4 Kugeln des Atomiums. Oben links mit Resten eines Baum[e]s. (Wann war ich in Belgien?) 8 die komplettverhüllte Kirche im Agnesviertel, zunehmende Unschärfe. Tokio? 9 4x Hundeangriff, fremde Beine in Jeans [Jeens]. Auf einer Brücke IV Mein Lieblingssampler: zwei riesige [rissige] Hirschskulpturen vor graubraunem Himmel. Irgendwie Wagneresk. Dieser Sampler wurde von mir vergrössert, zerschnitten, und die 4 Einzelteile gerahmt und in Reihe gebracht und aufgehängt, in meinem Wohnzimmer. Immer grosse Irritation [Kristalle] bei Besuchern … Ich lege diese Bilder wieder zurück in ihre Unordnung. Auch wenn diese einem Zeitrahmen von vielleicht 7 Jahren entnommen wurden [werden], bildeten sie doch nur 1 Punkt einer gewissen, dieser Wahrnehmung ab. Eine Perspektive auf “Welt”. Etwas abgeschlossen […] Historisiertes. Ich mache mir Gedanken […] über die Beisetzung [Besetzung] der einzelnen Teile // Den Ort gibt es nicht mehr. Den Ort dieser Entlehnung [Entstehung] hat es nie gegeben. Die Aufnahme war in Bewegung. Es gibt keine getrennten Einheiten. Und keine Geschichte. Es gibt das Gemachte. In Bild und Schrift. Das Denken in Mythen und ihren Versatzstücken. Die nachträgliche Einheit aus der Bewegung der Hand. Geschichte als Ich und […] seiner Geste. V Spielfläche Puzzle. Wie, Wer verdeutlicht Aspekte pro Klimasitz. Techniken des Aquarell-ludens um die Reifen der Welt zu malen und an windel zu finden. Barsch. Gin. Die Ausscheidung (wider), kein fron tabu. College urschriftlich anwenden zu keimen. Jetzt atme. Kam noch ein homo-Derivaten zu. Die kante fast einer Situation eifern, lässt sich überall buddeln. Das Wort “Nichtsage”. In der Finne. Alto. Gates. Einen geissen Charme. Sven. Eine lodere Gilg. Nigger Sandro. Mit offen dünne Strich winken. Mit Reden eines Baums. Die komplett verhütete Kirche in Agnes, zündende Unschärfe. Beine in frans. Auf einer Brüche. Stülp hin, hindre vageres, dein Semper grab in Reihe. Wahnding. Ich anfaule bi die Berge. Den Ort dieser Hebung hat es nie gegeben. In Einheile. Es gibt das Gennadi.

Schnelle, Neigungen (ist003)

I Zit. aus Götselius, “speed writing”: Über die Geschichte der schreibenden Hand als Geschichte der nicht-schreibenden Hand. Über das Schreiben schreiben. // Der eigentliche Zusammenhang zwischen der Schnelligkeit des Schreibens und des Schreibens und Denkens [—] dieses Schreibens wird in der kurze[n] Passage aber nicht sichtbar. Aber jedem wird das Ergebnis der unter schiedlichen Schriftlichkeit ein leuchten. Nicht [Nacht] stimmt es, dass die Skriptur [Skripter] sich zu einer Art Stenographie [Stereogruphie] wandelte, auch, wenn ich mich bis heute nicht mit dem Wesen der Stenographie beschäftigt habe. II Es gibt den einen Systembruch. Nehme [Nie kenne] ich mir bspw. ein paar Arbeits[Abseits]bögen des [der] Stenographievereins Basel her und kombiniere [kontiniere] ein paar Begriffe, die zusammen ein seltsames Gedicht ergäben, wie [one]:

Grundversorgung     kognitiv

Festnetz                   Lach[nummer]

Sehnerv [Schnerv]   unausgereift [unausgereist]

kopflos                    aus [chiger] Pleite

und bemühe ich mich um [-] eine Übersetzung ins „Stenographische“, die es mir [möglich?] macht, diese Linien nachzuformen – fühle mich hier wie Goethe bei der Nachbildung orientalischer Schriften)) kaum [kann] eine Entsprechung zu einer Handschrift mit Bedeutung:

[—] [—]

[—] [—]

[—] [—]

[—] [—] // Speedwriting. Zerfliessende Schrift. Eine Autobahn. Wahrscheinlich im März 1996. Schottland. Das Glasgow-Jahr. 2. Trimester. Nein, Semesterferien. Das Ich am Steuer eines gelenkten [gelenkem, geliehenem] Autos III Mag das Bild heissen. Das freihändige Ich, mit dem Bleifuss auf d[-] G[-]s (Der Fahrersitz: rechter Hand. Linksverkehr). Wohin geht es? Vielleicht nach [noch] St. Andrews? Oder Dundee [Duden]? Die Komilitonen muss man sich jenseits der Ränder, auf den Rück- oder Beifahrersitzen dazudenken [-deuten], Graugrüne Aussenwelt. Frühlingserwachen. Die Landschaft im Rückspiegel entschleunigt. Doch im Hintergrund, aus dem [den] Seitenfenster: Blätter zu Pfeilen [Pfeifen]. Unschärfe. Der [—] Lenker des Wagens, deutet man aus einer Lippengebärde, erfreut sich gerade an einer (wahrscheinlich dröhnenden) Musik im Wageninnern [-zimmer]. Was haben wir gehört zu dieser Zeit? Underworld? Teenage [Teewagen] Fanclub? Haben wir nicht auch mit Herzfrequenz beschleunigende[n] Mitteln experimentiert? Chemisches [chomisches] Pendent zu dieser Musik // Die Handschrift ist eine Herzschrift. Und da [du] das Herz nicht denkt, sondern pumpend seinen Puls [zerrät]. irritierendes. zitterndes aus der Vergangenheit in Zukunft oder Jetzt übersetzt, ist sie nicht als Gewährsträgerin ihres Besitzers zu begreifen. Und so ist es mit der Schrift. Eine Schrift ist nicht wahr oder nicht. Sie ist oder nicht, wie ihr Erzeuger. IV Die Sigifilm jeden Streits, was gescheiten vereitere, abhängt durch die Umschrift der schreitenden Hände. Römische Autoren, mit eigenen Händen in schrei. Tschüs. Zur Geburt des Vokals. Nehme ich mir Espen des Demographie Vereins, kopflos aus dieser Pleite, orientalischer schiffe, zu einer Hadschi mit Bedenk, sperre, Jerzy, viel von sr, eine Spee. Auto bah. Mag das Bild heim. Wohn-fettes. Zoran. Jenseits der Rinder grüne Russen, Blauer zu Pfeiler, Grabschen, Herz fegen, teerendes, tauest eine Seift.

An der Reling (ist002)

I Zit. aus Herbold, Eingesaugt: Über Tinte als Ersatzflüssigkeit für Tränen. Schriftkörper, trockengelegte Körper, Seele. // Denkbar. Und doch dem Maschinengezeugten, einem weiter[e]n Zwischenwesen, ein Intimes. Ich könnte auch Nichts schreiben. Geht das? Das Nichts zu Papier bringen? Mit Ersatzflüssigkeiten? Nein. Es bleibt ein fast pornographischer Akt. Eine Ausstellung, die auch diese Anhäufung will. ZEICHNUNG SEIN. Der nackten Schrift des Selbst. (Gestern auf einer Wölfli-Ausstellung gewesen. W. bringt beides gleichberechtigt zusammen. II Bild und Schrift. Beides fliesst zusammen zu reinem Ornament. Immer und immer wiederholt, kaum Spuren von Veränderung in der Werkreihe. Psyche. Wölfli. Das am Rande.) Das Intimste also, was gezeigt werden kann. Von meinem nackten Körper in Abwesenheit. Verlängerung [Verhängung]. Ist man schon peinlich berührt. Durch nackte Schrift also vollständige [unbeständige] typographische Entkleidung. Und will ich Nichts schreiben, könnte ich mir ein paar Zeilen einer abgelaufenen Zeitung vornehmen und diese kopieren (die aneinander gesetzten Zeichen im eigenen, nicht mutmasslichen Sinn. Kein Akt der Kopie, also. Und dennoch ein Bild. Ein biographischer Rest, um der Peinlichkeit [Willen]. Die Berührung, die sich vielleicht einstellt, sollte es doch jemanden geben, der die Zusammenhänge beobachtete. Und die Ordnung? Man könnte von vorne anfangen. Mit den [dem] ersten der 6 Alben [Affen], käm[e] vielleicht zu dem Schluss, d a s ist das früheste Bild (die Bilder befinden sich lange schon nicht mehr in ihrer Ordnung, wurden [werden] vielleicht eingeklebt, um [nun] nicht mehr III auf den [dem] Kartonböden zu scheuern.): Schwarzweiss, also, an den Rändern ausgebleicht. Sepia. Eine Frau ist zu sehen, läuft auf ein paar groben [gro ben] Planken, hat ein Kopftuch auf, helles Halstuch. Ein paar dunkle Strähnen verweht der Wind. Sie trägt einen dunklen Sack[mantel], weisse Nähte [Nackte] schaffen Konturen. Drei riesige [rissige] Knopflöcher. Darin [Daran] (in den obersten) 2 riesige Knöpfe. Mode? Wann [Warum]? Mitte der 60er vielleicht. Im Hintergrund, 6, 7 Meter entfernt steht ein Mann mit Hut [Flut], lehnt [letzt] legère an einem Holzhäusschen. Eine [Kombüse]. Uns den Rücken zugewandt. Trenchcoat. Dann Reling [Renig]. Und Meer. Eine Szene auf einem Schiff. Die Öffnung des Mundes [Mondes] der Frau lässt darauf schliessen, dass sie ein Liedchen pfeift. Meine Mutter. Die Geräumigkeit [Genauigkeit] des Mantels könnte bedeuten, dass sich dort ein gewölbter Bauch befindet. Vielleicht war sie also schwanger. Mit mir. Und das Bild: von 1969. // Ich. Ersatzflüssigkeit im Mutterschoss. Geburt. Identität. Beschriftung der Welt durch den Körper. Usw. // IV Dankbar?  Trunkene Tränen. Tupfen, Empfindungen, Ähnelungen. „Der Schrift Kripo“ (Der Kripo Schrift). Ihr Nachtun. Ein Bergen. Bild und Schiff, verweinte Osmanen, Kaminspuren von Veränderung. Das am Rau – das Trachten in Abwesenheit. Könnte ich Satiren vornehmen und diese kopieren. Der Peinlichkeit Urdu. Und die Orden. Von vorne anfegen. Leerton Göde zu scheuern. Ein paar Giro, eine Kopfbinde, uns den Rüden zugewandt. Dass sie im wilden pfeift. Vielleicht war sie also schräger.