Feuereimer

Feuereimer, durch die Nacht getragen,

in den Schnee gestellt, von warmen Händen.

Glut wird gebraucht, wo Blumen sind und Orangen.

Kommen die Lebenden aus dem Dunkel

Schlaflose, Menschen und Tiere, letzte Falter

in Funken und Rauch einer Flamme,

und atmen, bis die Asche im Eimer kalt ist.

(Christoph Meckel, Seele des Messers, S.58, 2006)

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Ergriffensein

Schritt um Schritt verweht

wie das Klopfen des Herzens

wie das Siegel zerspringt

und die kleine Flamme

groß wird, erwachsen

um zu tilgen, was bleibt.

Es bleibt.

(Elisabeth Borchers, Zeit. Zeit, S.21, 2006)

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Junge Angler

Der See war aus Blau gebaut

von schmalen Brüsten durchbrochen

Unser Ufer lispelte von vorabendlichen Vieraugenlauten

am andern, die uns unterkühlt erreichten

Die Fische, die wir zogen

brannten aus den Pupillen, aber blieben diskret

(Andreas Münzner, Die Ordnung des Schnees, S.22, 2005)

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Sommer

War draußen

Lag im Gras

Sah weiten Himmel

Über mir

Und leichte Wolken ziehn

Ganz nah die Blumen

Sommerwind

Geht drüber hin

Und überm roten Klee

Schwankt gelb der Hahnenfuß

Und weiß wiegt sich

Die hohe Magerite

Heut meine Königin

(Horst Peisker, Dillingers Blau, S.47, 2006)

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STAFFELEI AUS BUCHSTABEN

im Gehen, im Wahrnehmen

der Fliegen auf den Schnauzen

der Jungstiere, im Glockenläuten,

im Da-bin-Ich der Kinderschuhsohlen,

die vornewegleuchten.

(Hans Eichhorn, Unterwegs zu glücklichen Schweinen, S.10, 2006)

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