Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 04/2012)

Krautlos pennen meine Leider.

Laulos plirren meine Lider.

Leutlos flennen meine Lieder.

Meine Geburt, das Geworfensein in diese Welt war und ist schlimm. Was macht mich so sicher, dass nach dem Tod nicht alles noch viel schlimmer ist?

Sauna-Yoga in Luzern. Die vergeistigte Vorplapperin: »There is no life. There is no body.« Ein Mann zieht (bei gut 45ºC) sein Shirt aus. Die Vorplapperin: »There is no life, there is no body, jaja, go on, we wish we could do the same … There is no body, there is no life …«

Astrologie: Den Gang der großen Weltkörper auf sein armseliges Ich beziehen.

»Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!« – Aber wenn doch sowieso keine anderen da sind … – Die Absurdität und Dämlichkeit der monotheistischen (christlichen) Religionen.

Wie ernst man es auch immer meint: Die Joke-Gesellschaft nimmt Kafka spielend ins Schloss auf: Endgame! (Sie haben das Ziel erreicht: congratulation!)

Kafkakacker.

Sei anorgan. Los: jetzt! Mach schon! Mach!! (Die Steine im Hintergrund: on-an-on-an-an-organ! On-an-on-an-an-organ!!)

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Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 03/2012)

Das ist das Märchen vom Mann, der nicht aufstehen wollte. Denn wenn er aufstehen würde, müsste er sich entscheiden, was er genau tun solle. So aber sind ihm quasi noch alle Möglichkeiten offen. Und so liegt er und nichts geschieht. Ah, doch: Ein Käfer krabbelt über sein Bett. Und wenn er nicht mehr lebte, so liegt er noch heute.

Bei Nabokov sieht der Ich-Erzähler in Berlin die zukünftige Vergangenheit eines Kindes; ich erkenne in fast all meinen Lebenssituationen bereits beim Durchleben die betreffende Situation als spätere Vergangenheit – und erlebe sie praktisch im Jetzt als ein Danach.

Wir sind beste Androgyne.

Alle Macht der Welt – für ein Glas Gluck!

Die Weisheit aller Bücher – für die Würze des Glucks!

Alle Ehre – für den Schimmer und den Samt des Glucks!

Alle Musik – für das Gluckern des Glucks!

Ich bin eine Kopfweide: Haut man mir eine Idee ab, wachsen unzählige nach.

Geschichten als Erbinformation des Papiers und der Bildschirme. Buchstaben und Bytes als Chromosomen, Tintenkleckse und Abstürze als Ergebnisse Onans.

Das Denken verwandelt den Dialog in einen Monolog.

Früher war in der Politik die weltgeschichtliche Kausalkette Homer-Ovid-Dante-Cervantes-Goethe-Joyce-Walther Blunschli noch gang und gäbe. Heute wird man bei der Erwähnung von Literatur als Schweizer Politiker auf der Nominationsliste von der eigenen Partei gleich sieben Plätze zurückgestuft: Wegen des ›Kontaktverlusts‹ mit der ›Basis‹.

Das Imperfekt der Erzählungen: Zwei Figuren könnten verschieden lange Vergangenheiten haben, obwohl sie am gleichen Tag geboren wurden (siehe Anna Karenina).

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Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 02/2012)

Die Engel, die nennen es Höllenfreud,

Die Teufel, die nennen es Himmelsleid,

Die Menschen, die nennen es: Liebe.

Alles ist zu Ende, die Menschheit wird draufgehen; die Wissenschaftler können nur noch beweisen, dass wenigstens Mikroben auf der Erde überleben werden. Würden wir so getröstet gehen?

Der Verlust an Illusionen schlägt sich nieder als künstlerischer Gewinn. Schön, wer das säuseln kann.

Wiedergeburt: Hört denn keiner, dass ich noch ganz heiser bin vom Todesröcheln?

Dort, wo die Stadt ihr Arsch offen dem Meer zuwendet und ihre Scheiße ausgießt, wo die Sirenen auf die Schweine warten.

All die Pooeten.

Werkle, Maler, tage nicht … lass‘selbst im z‘rwühlten Bett den Pinsel niemals los.

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Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 01/2012)

Leidglocke: Wann immer einer unglücklich ist, soll die Glocke des Königs läuten – der König schläft nicht mehr. Sooft jemand auf der Welt unglücklich ist, soll eine Glocke zu(r Idee von) Gott klagen – auf Erden geht der Ton von Glocken nie unter.

Ob man die Menschen so klein züchten könnte, dass wenigstens viel mehr Platz hätten auf der Erde – wenn sie sich schon alle fortzeugen wollen? (Allerdings verfriert ein Zwerg in Menschengestalt.) Aber es würde das Problem wohl einmal mehr nur aufschieben …

Das Bleibende, das Wiederkehrende, das Vergängliche, das Tote.

Die Sympathie läuft der Begründung immer ein Stück voraus und ist oft unanfechtbar. So bleiben Urteile selbst dann problematisch, wenn sie rational begründet werden.

Der Traum von der Objektivität der Erkenntnis ist ausgeträumt. Sowieso: Es ist stets mehr drauf angekommen, mögliche Prozesse der Gewinnung von Daseinswerten zu erhaschen, als endgültige Resultate vorzuweisen.

Stumm lauscht der Chor der Totenmasken ins Archiv der ewigen Stille: Was ist nicht leer wie unsere Augen? Was ist nicht hohl wie unsre Nasen? Was nicht gefühllos wie unser Weiß?

Liebe ist nicht immer Zuphall.

Ein Kunstwerk ist wie ein besser zu handhabendes Kind: Man erträgt allen Frust im Leben, weil man sich immer einredet: »Aber dafür entsteht ja ein Werk!« Und später, wenn die ›wirklichen‹ Kinder anfangen, sich gegen die Eltern aufzulehnen, ist es bei einem Buch immer noch so, als würde es alles akzeptieren. – Aber im Hinblick auf Jahrmillionen: Ist das tatsächlich alles so?

Was schreiben wir anderes als Alternativ-Biographien? Selbst wenn wir über Ameisen schreiben.

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Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 12/2011)

Es ist ein trauriges und saures Geschäft, das Alte aus dem Superneuen herauszuklauben: Man trifft auf der Welt Spuren von Größe und von Zerstörungssucht, die beide über alle Begriffe gehen.

Wo bei den meisten Leuten die Leidenschaft saß, da habe ich gekotzt.

Oh Tee, mein Tee: Ich trinke dich – und schon lasse ich auf meinem Schreibtisch unzählige Inkarnationen meiner selbst gleichzeitig auftreten: Hah! wie da die eine den anderen übel verleumdet …

Ich lebe nur zum Schein.

»Hallo, hallo?« – »Ja, hier Frustronaut …« – »Ich bin so frei … im All, im Allüberall …« – Schön. Mich presst die Schwerkraft der Mutter eRDe an diesen Kothaufen …«

Die Vollidioten: Herr Riedo, was bereitet Ihnen wirklich Vergnügen?

Meine Nichtigkeit: Das Aufspüren paralleler Lesarten.

Die Vollidioten: Sie reden von Büchern.

Meine Nichtigkeit: Tralalalala.

Im blühenden Frühling lernten wir uns kennen und verzogen uns ins Gebüsch. Es brachen die jungen Zweige und es schneite ein Schneesturm von Blütenblättern. Ah, diese Welt war doch nett. Aber wer würde uns schon verstehen?

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