Wenn man doch
Einmal noch
Ganz von vorn
Weg den
Durch die Flasche
Könnte wählen
Mein Arzt zu mir: Wenn ihnen nichts mehr weh tut, Herr Riedo, sind sie tot.
Ich (schlag ihm auf die Fresse): That’s life for you, ha!
Das seit 2004 vom Verfasser aufgebaute ›Wolf-von-Niebelschütz-Archiv‹, das inzwischen das zweitgrößte Archiv zu diesem Schriftsteller sein dürfte (neben dem Literaturarchiv Marbach), welches – zumindest auf Anfrage – jedem seriös Forschenden offensteht. Man schreibe an: dr@dominikriedo.ch oder an die jeweils aktuelle Postadresse, die man auf meiner Homepage findet: www.dominikriedo.ch. Gegenüber Marbach sind vor allem gut drei Dutzend Bücher aus der ehemaligen Bibliothek von WvN vorhanden, einige seltene/spezielle Ausgaben seiner Werke, Wehrmachtszeitschriften mit Artikeln von ihm, signierte Ausgaben (auch von anderen an WvN), sowie als Ergänzung zu Marbach einige alternative Manuskripte, Typoskripte, Druckfahnen, handgeschriebene Briefe, ein Plakat zu Eulenspiegel in Mölln, Visitenkarten, Tondokumente, ein Tagebuch, eine von ihm benutzte Landeskarte der Schweiz, Materialien zu ihm sowie ein großer Teil seiner Veröffentlichungen und der Sekundärliteratur inklusive Rezensionen.
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Kategorie: dominik riedo: salzkristalle & trüffelpilze (editor’s picks)
DOI: 10.17436/etk.c.017
Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 07/2017)
Traditionen stehen als eine Art Dach und Dachbegriff bei Wolf von Niebelschütz über allem in seinem Leben (also ist es ein sehr breiter Traditionsbegriff). Dabei wurden die Traditionen selbst beziehungsweise das Erfüllen seines Traditionsverständnisses von WvN und auch von außen (vor allem in seiner Haltung zu einzelnen Phänomenen) teilweise enorm ambivalent erlebt. Man kann aber zeigen, dass er, was ihm in diesem Zusammenhang oft vorgeworfen wird, kein Nazi war, sondern eher ein feiger Schweiger, der sich ethisch möglichst korrekt durchwursteln wollte, im Einklang mit seinen ihm inhärenten Traditionsvorgaben. Auch in seinem Werk behinderte ihn seine eigene Traditionsfixiertheit lange Zeit eher. Außer beim Blauen Kammerherrn, wo eine Art Barockstil absolut passte, verhinderte dieser immer und immer wieder angewendete Stil weitere bedeutende Werke – bis er es in den 1950er-Jahren schaffte, aus seinem bisherigen Stil zu fliehen und für das zweite Hauptwerk, Die Kinder der Finsternis, entscheidend zu ändern (persönlich gesehen seine bedeutendste Innovation); er schaffte es also, seiner ihn behindernden Verwurzelung und den Traditionen teilweise zu entfliehen, über den Umweg von Auftragsarbeiten, bei denen er sich von Beginn weg freier bewegte, nicht von den eigenen Traditionslinien behindert wurde und fest verwurzelt bleiben zu müssen meinte.
Sie bringt sich um; aber der Postvasektomieschmerz erinnert ihn zum Glück an sie …
Der Omibus ist wieder voll!
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Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 06/2017)
Komm in den Kunstbunker: Der Aufschlitzer zerfickt Deine Träume!
Wolf von Niebelschütz (1913–1960) polarisiert. Man mag ihn seiner Sprache und seiner Erzählkraft wegen, oder man findet ihn irgendwie abstoßend. Dazwischen gibt es fast nichts. Folglich geben die einen dem zum Beispiel so Ausdruck: »[D]ie Sehnsucht nach dem irdischen Paradies ist so alt wie die Dichtung, und sie kann immer wieder zu ihrem Gegenstande werden. Ein einziges Mal ist das in der Nachkriegsliteratur geschehen, im ›Blauen Kammerherren‹ des deutschen Dichters Wolf v. Niebelschütz, einem Roman, der die gesamte Elendsliteratur durch seine Schönheit, Poesie und Kunstfertigkeit überragt.« Die anderen zum Beispiel so: »An diesen 995 Seiten [von ›Der Blaue Kammerherr‹] hat der Verfasser sieben Jahre lang geschrieben. Rechnen wir nach: also etwa seit Stalingrad. Es gingen Hunderttausende nach Sibirien, der Autor schrieb an dem galanten Roman. Es fielen täglich und nächtlich Menschen und Bomben – der Autor schrieb galant weiter. Es geschah dann noch einiges, aber der Autor ließ sich nicht beirren: seine Gedanken waren bei Danae, sechzehnjährig, blond und süß. Kann sich einer sieben Jahre lang irren?«
Die Zeiten wiederholen sich: Früher wurden die Gerbereien in die Armenquartiere gedrängt; heute liegt die Lederproduktion vor allem bei Brasilien, China und Indien (und in den USA) …
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Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 05/2017)
Solothurn/Bern, den 29. Mai 2017
Sehr geehrte Frau Wirtz Eybl
Bei den Solothurner Literaturtagen am Tisch der Literaten ist mir die Idee gekommen … Seit dem Jahr 2000, als ich in einem Kolloquium des Schweizer Literaturarchivs an der Universität Zürich («Von der Leine ins Netz» oder so ähnlich; ich haue das nur grad rasch in die Tasten; es ging um die berühmten Wäscheleinen von Ludwig Hohl und darum, was von den Schriftstellerinnen und Schriftstellern im Internet-Zeitalter an nicht-digitalen und/oder digitalen Spuren, vor allem von den Werkstufen, noch bleiben wird) teilnahm, habe ich mir immer wieder überlegt, was eigentlich ab der Generation Digital von der Arbeit einer/eines Literatin/Literaten noch bleiben wird ausser dem Endprodukt des Buches und einiger Vornotizen. Selbstverständlich gibt es die Literaturschaffenden, die alle Stufen aufbewahren, alle Sicherheitskopien jeden Tag. Aber das sind nicht alle – und ausserdem sind das dann ziemlich viele Stufen, die wohl auch nur noch digital wiedergegeben werden könnten.
Die Idee nun, von der ich nicht weiss, ob sie irgendwo in einem Land schon besteht, von der ich und die hier gefragten Schriftstellerinnen und Schriftsteller aber noch nie gehört haben, bestünde darin, dass das Schweizerische Literaturarchiv den mit der Schweiz verbundenen Schriftstellerinnen und Schriftstellern die Möglichkeit anbietet, ihre gerade entstehenden Werke zu jedem Zeitpunkt, nach jedem Arbeitsschritt, der ihnen passend erscheint, digital ins Archiv stellen zu lassen. Das Schweizerische Literaturarchiv garantiert, dass diese Dateien aufgehoben werden, die Schreibenden garantieren, dass Sie sie behalten dürfen, auch wenn sie sich später für gewisse Zwischenstufen schämen würden.
Wir hier sind uns sicher, dass so mehr Material ins SLA wandern würde, als wenn eine Autorin/ein Autor am Ende des Lebens alles zurechtlegt und das aussondert, das sie/er aus welchen Gründen des späten Lebens auch immer er oder sie nicht mehr überliefert wissen möchte. Es würde wie die Schreibenden etwas überlisten, mehr zu hinterlassen als sonst …
Das würde noch nicht heissen, dass Sie sich verpflichten, dann den ganzen Nachlass zu übernehmen (ich weiss ja, dass dies vom Platz her gar nicht möglich ist), aber diese digitalen Formen könnten ein Zusatzarchiv zum regulären Archiv sein, bei dem die/der entsprechende Urheber/in für diesen «Vorlass» auch keine finanzielle Abgeltung erhielte.
Also ein «Archiv der Vorstufen» in digitaler Form.
Mit erlesenen Grüssen
Ihr
Dominik Riedo
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Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 04/2017)
Revolutionäre verraten die Vergangenheit.
MEINE IMAGINÄRE REISE, 17., 18. und 19. APRIL etc. (SIEBEN-, ACHT- und NEUNUNDVIERZIGSTER TAG usw.)
Morgens kurz joggen, dann ein letztes Mal Frühstück in SF und Vorbereitungen zur ewigen Reise: Es wird weitergehen, aber wie lange, wie, wo …? Egal, aber ich mag nicht mehr schreiben …
Liegt das nun an der Zoo-Polizei, die es hier gab? An der NOPD (!) in New Orleans? Daran, dass ich einmal fast ein Squirrel überfuhr? An den Border Patrols? An den Zügen mit den vielen Panzern? Am Grill mitten auf der Autobahnraststätte? An Bouldermade? An den Jesus-Kerzen, die man in Texas in jedem Supermarkt kaufen konnte? Oder dass die Polizei Panik hat, wenn man versucht, vor ihnen aus dem Auto auszusteigen (bleib immer sitzen!)? Egal …
MEINE IMAGINÄRE REISE, 16. APRIL (SECHSUNDVIERZIGSTER TAG)
Es regnet das fünfte Mal (drei Mal davon in Carmel und San Francisco).
Aber egal, denn heute stand das MOMA in SF zum Besuch an … Wow, die Menschenmenge ab Mittag … Zum Glück war ich schon früh da.
Dann kurz in den Stadtteil Castro, wo es in der Bäckerei wieder ganz klischeehaft Schokoschwänze zu kaufen gibt …
Zum Abschluss Stadtteil Mission und abends in den Pub.
MEINE IMAGINÄRE REISE, 6. APRIL (SECHSUNDDREISSIGSTER TAG)
Und hatten da einen ganzen Tag, der nochmals ganz nett war.
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