Blatt 5 (Hand voll Haare aus dem Barte des vorübereilenden Cometen)


Hand voll Haare aus dem Barte des vorübereilenden Cometen zu raufen, das konnt euch nimmer gelingen – wie kamt ihr Kleinen doch zu dem tollen Gedanken?
     Ueber Phaetons Fall weinten die Najaden schon einmal crystallene Thränen, der Bernsteinfang kann sich stark –verbessern, wenn noch einmal in’s Gegreine gerathen.
     Geht hin, euere Sünden habt ihr abgebüsst, seyd für die Zukunft nur nicht allzu edel und weich, bindt die Zöpfe nicht so nahe mehr am Kopfe, befleisst der Bescheidenheit euch, wie die Andern, und Ihr hinter den Königsmeilen lasst doch den entsetzlichen Witz.
     Ist der Eisriese über die goldene Brücke nach Haus gezogen? ein Kleines hat er diesseits nur vergessen, sie werden es ihm hinüberzutragen nicht säumen.
     Seltsame Gestalt, in vielfachen Ringeln liegt sie gewunden, bis weit hinaus, wo die Sonne aufgeht, ein furchtbar Drachengesicht züngelt dich an, und haucht Feuer und Flammen dir entgegen, aber fass dir ein Herz und küsse sie kräftig, und es wird eine angenehme Prinzessin daraus, die sich züchtig gegen dich verneigt.
     Aber wahret die Brunnen der Tiefe in diesem Geklüfte, gehen sie auf, von neuem wird in Fluchen der sündige Welttheil ersäuft.
     Trauert ihr auch ihr edeln nordischen Rosse, Gott hat euch einen übeln Treiber bescheert, der in den Karren euch gespannt.
     Ist denn dieser Held nicht ausgetragen frühreif an das Licht des Tags getreten? oder war sein Leben schon abgelebt, ehe er geboren war.
     Was wollte denn doch die Natur in diesem, dass sie so weit ausgehohlt, und am Ende über den eigenen Bart sich nicht gespien.
     Es sitzt der alte nordische Krieger wohl noch, wie Cid, ein Schrecken der Völker, im Stuhle, aber rühret nicht an die Gestalt, sie fällt euch in Asche zusammen!
     Und ihr da drüben habt lange Brodkünste getrieben, kömmt der brodlose Krieg, und entführt euch den mühsamen Gewinnst.
     Sollte der Sturm die Mühlen euch treiben, der den Welttheil zerriss; ihr müsst selbst in die Mühle, die Blume wird für die Herren verbacken, von den Kleynen werden die Schweine gemästet.
     Hat der alte Thor denn schon wieder den Hammer verloren, hat Odin alle fünfhundert Thore an Walhalla geschlossen, weil die Zahl der Helden vollständig beysammen?
     Aber ihr wunderlichen Leute da unten über den Bergen, seyd ihr auch aus dem Schlafe geschreckt, und habt euch um die Flamme gesammelt? Glück auf, was blinzt ihr so in den Tag, nicht wahr, es ist schön hell geworden umher?
     Wohl euch, ihr habt viel Böses verschlafen, aber noch steht die Zeche von gestern, ein zahlreich Volk aus der antipodischen Welt fleht noch um Justiz und strenges Gericht.
     Aus einer Hand in die Andere wandert immer die Ruthe, aber es ist doch eine verdammte Jesuitenerziehung, dass fort und fort das Werkzeug regiert, und die Schlucker immer untereinander sich peitschen.
     Ihr Armen habt ihr keinen Platz


Blatt 4 (I. ZIGEUNERSPRÜCHE. PETIT TEXTE ROMAIN.)


I. ZIGEUNERSPRÜCHE.

PETIT TEXTE ROMAIN.

     Habt ihr die Feuer gezündet, habt ihr die Beute gehäuft? Der Fang war gut, sie sind uns von selbst in die Netze getorkelt. Führt die Gefangenen hervor, lasst uns die Flamme besprechen.

     Loder Flamme, loder hoch,
     Brenne roth und lichterloh
     Feuergeist heraus, heraus
     Aus dunkler Gluth hervor!
     Feurig Element,
     Dein ist die Welt!

     Kniet euch nieder, arme Sünder, um die lodernde Flamme; Weiber heraus! Lasst krähen dreymal den rothen Hahn, dreymal zieht um die Feuer her, und setzt dann durch die Flammen hindurch, schiesst Basiliskenblicke um euch, dass die Armseligen im innersten Marke erdorren.
     Steht auf ihr trotzigen Gesellen, sagt Weiber die gute Wahrheit ihnen.

Seyd ihr erbleicht, seyd ihr erstorben,
Will euch das Blut in den Adern gerinnen?
Lasst euch nicht bangen, wir wollen nicht Blut,
Wir suchen nur bey euch die goldne Tinctur.
Reicht die Hände uns dar,
Damit wir die Lineamente erblicken.

     O prahlend Geschlecht, von Osten heran gezogen, wie ist dein Hochmuth gefallen: Etzel, sie haben dir schmählich dein Haus in Asche gelegt, und du vermagst nicht zu rächen die frevele That.
     Kömmt de Kleine hergeschlichen, bietet die Palme, wie wird er angefahren von dem stolzen Krieger, herrisch auf’s Schwerdt gestützt, David, David wo ist die Schleuder?
     Ihr lagt so warm in Unweisheit gebettet, die Feiste der Erde war Euer, warum seyd ihr hervorgepoltert, wie junge, ungelenke Bärenbrut? sie haben euch in Gräben zur Hetze gefangen, ihr seyd übel gebunden.
     Habt ihr böse Zeiten erlebt? ja die können den Mann darniederlegen, tröstet euch, es werden Bessere folgen, wohlfeile Jahre, die Natur hört zu wirken nicht auf, sie wird neue Erndten treiben, und Hamster dazu, die sie verzehren.
     Tretet näher, Gebeugte, ihr seyd unseelig an der ersten ehrlichen Handlung erstickt. Säet ihr Sünden in die Zeiten, Verderben wird euch aus der Saat erwachsen.
Belfert nur nicht so, ihr älteren Sünder, wer rein ist, der mag den ersten Stein gegen sie heben. Es ist hündisch sich freuen, wenn gezüchtigt der Genossen Einer aus der Meute aufheult.
     Habt ihr so spät erst gezürnt? das ist ein schwächlich Gewitter, wo Tag und Nacht zwischen Blitz und Schlag sich einklemmt.
     Hervorstürzend wie Helden haben sie dem Verderber sich entgegengeworfen, das aber hat einen Prügel zwischen die Beine geworfen, und so sind sie gegen alle Verabredung untragisch niedergeplumpt.
     Den Zahn aus dem Munde des Sultans von Babel zu brechen und eine


Blatt 3 (Lösche die Zeichen, zerschlage die Kreise)


     Lösche die Zeichen, zerschlage die Kreise, Satanisten sind wir, leichtfertig Gesindel, im Fledermausflügel, unser Vaterhaus ist die Hölle, der Witz unsere Amme, die Welt unsere Wohnung. Kreutze dich nicht, und segne dich nicht, wir werden dir folgen, sey unser Meister und Herr!
     Hab’ ich solch Ungethüm aus meinen Lenden erzeugt? Satanas hat mit dem Legestachel mich gestochen und die Madenbrut mir ins Fleisch gelegt! Ich sage euch ab, und habe nichts gemein mit euch.
Verstoss uns doch nicht, o Meister und Herr, wir sind nicht im Argen, kein gottlos Gezücht, ein Schaum nur der Hölle, ein Mehlthau des Himmels, nur wenig von der Flamme gesengt, von der Sonne gebraunt.
     So ziehet denn hin, ungerathene Kinder! ich will sie taufen lassen in der Wasser- und Feuertaufe, ich will ihnen die Schwänze abhacken, barbieren will ich sie lassen und schminken und pudern, Wämschen sollen sie anziehen, grüne, gelbe, blaue, rothe, die Zähne will ich ihnen befeilen, und die Hörnerchen werden sie wohl von sich selbst ablaufen.
     Fürchtet euch nicht, ihr Allerliebsten, sie sollen zahm werden und human, aus dem Munde sollen sie euch fressen, aber ihr dürft keinen riechenden Athem haben, und nicht schwören und fluchen. Zuckergebackenes dürft ihr ihnen nicht bieten, das verdirbt die Mägelchen ihnen,
     Und wenn Einer von ungefähr mit dem Stachel euch sticht, ihr könntet flugs ihn zerquetschen, und auf die Wunde ihn legen, das bricht sicher den Gift. Aber warum wolltet ihr so grausamlich wüthen? nehmt frische Erde, und deckt die Schwiele damit, es hilft unblutig: und ihr habt nicht euer Gewissen beschwert!
     Lasst euch nicht, Leckermäuler! nach ihrem Fleische gelüsten, es ist scharf, gesalzen, corrosiv von Natur, Aphrodisiacum wohl, aber drastisch wie Canthariden, und abnorme Geschwüre als eindringende Schadlichkeit setzend.
     Die sind nicht zu tödten dabey, sie würden in den Eingeweiden euch hecken. und denkt! ihr hattet der lebendigen Teufels Brut dann im Leib, unheilbar lägt ihr am Narrenneste darnieder, denn Hans Sachsens Narrenschneider ist langst schon hernieder zur Grube gefahren.
     Aber mir dürft ihr ihretwegen übel nicht wollen und etwa mit Feuerbranden mich flamsen, ich bin kein Zauberer nicht, und Hexenmeister auch nicht, ich will des Norden Spuck und Fratzengebilde nicht in’s Land hinein fraudiren, ich liebe Correctheit, und stille Bürgerliche Tugend, und weiss dass die Polizey alles fremde Gethier an der Grenze abweiset. Wir haben an Hämmeln und Hornvieh zum inländischen Verbrauche genug.

NOMPAREILLE ITALIQUE.

     O malvagio Destino!
     Dove m’hai tu condotto?
     So sprech ich in unvergleichlicher Italischer Zunge, wahrlich ich habe nichts gemein mit diesen Gesellen!
     Ich habe nicht wie der Rattenfänger von Hameln sie zusammengepfiffen, aus allen Schweislöchern und allen Gelenken und allen Schubsäkken sind sie hervor mir gesprungen, so zieh’ ich mit den kleinen Canaillen vor mir durch’s Land, und muss in der theuern Zeit für ihre Fütterung sorgen, und die Wirthe sehen scheel und begegnen mir schnöde, wenn ich mit dem seltsamen Trosse die Strasse herziehe.
     Aufzufressen mich bis auf die Gebeine, drehen mir die Rangen, wie die Mause den Bischoff Hatto gefressen, denkt welch’ unselig Geschick den Armen erdrückt!
     Gegen den Blocksberg würd ich sie führen, wäre nicht die Kanzel zerbrochen und die Höhe bewirthschaftet, dort würden vielleicht die Thüren des Vaterhauses sich öffnen.
     Vor Allen ihr Weibsen lasst vor dem leichtsinnigen Ungeziefer euch warnen! Sie achten nicht Alter noch Schönheit, und denkt! wenn ihr, von den Greueln beschlafen solche Brut unter dem Herzen umtruget. Es müssten die Herren zum neuen Bethlemitischen Kindermord sich nothgedrungen entschliessen.
     So lasst denn nieder die Stricke, lasst vorüber trippeln und trappeln die Heerde, betrübt und verschämt nicht der alte Hirt hinter den Schaaren daher. Er weiss ja garwohl, dass die Bursche nicht mehr wandern sollen hin durch die Welt.


Blatt 2 (ERSTES BUCH.)


ERSTES BUCH.

FRANZÖSISCHE SCHRIFTEN.

PROLOGUS.

NOMPAREILLE ROMAIN.

     Knabe hast du die Bälge gezogen? Ich will orgeln ein Lied von Liebe, von teutscher Kraft, von Sehnsucht und Biedersinn.
     Es fahren schiessende Lichter mir auf und nieder im Geiste, sammelt ihr Lieben, Froschlaich, Gottesseegen, ihr könnt euch Wetterpropheten erziehen.
     Introite, sunt hic etiam Dii! es ist noch nicht alles Leben befroren, aus der Brust kömmt der Warme Athem hervor, der in den Haaren zu Reife gerinnt, inwendig qualmt’s wohl noch fort, und die Seele arbeitet in den Qualm.
     Zieht dahin ihr Monaden, Witzgefunkel, liebliche Kreaturen, sie haben kein Herz noch und lieben sich doch; keine Arme, und umfangen sich doch; keinen Mund und mögen sich küssen, keine Flügel und schiessen wie Blitze.
     Samenthierchen wärens denn wohl? wundervolle Natur! ein Firmament hat sie in den Menschen geworfen, und er kann doch närrisch wohl werden.
     Wie’s zappelt, das kleine Gewürme, wie sie schlängeln durcheinander, gebt ihnen Luft und einen einzigen Tropfen, und ihr sollt eure Lust sehen, wie sie schwimmen und eilen; noch sind sie gebunden in der Mutter, die sie umfängt.
     Köpfe haben sie nur, und zugespitzte, gelenkige Schwänze, so rudern sie in Myriaden dahin, wollt ihr Menschenfischer werden, werft nach ihnen den Angelhacken hinaus.
     Es kömmt ein Ton auf der Welle daher gefahren, neugierig sammeln sie sich um ihn her und er saugt sie auf, und sie verschlingen sich und flechten ein Netz um ihn, und in dem Netze hat eine Seele sich gefangen.
     Dich zartes, niedliches Nompareille hab’ ich vor Allen gewählt, in dir sollen sie wiedergeboren im Fleische werden: fügt euch zusammen, ihr leicht geschwänzten Gestalten, eine Seele will einkehren in euer Reich.
     Es will die Zeit der Geburt sich nahen, sieh nach den Gestirnen Knabe, wir wollen die Nativitat den Werdenden stellen; was sind die Aspecten?
     Böse Zeit, schlimme Zeit! Es droht das neue Gestirn mit der Keule den teutschen Auerochsen zu erschlagen, die Meduse schaut starr zur Erde hernieder, die nordischen Bären tanzen brummend, der Löwe flieht den Hahnenschrey, die Hunde wedeln: weine nicht Medea, dort fliegt das Schiff mit deinem Schatze dahin. Ehre hin, Alles hin!

     Böse Zeit, viel üble Zeit! Es buhlt der Teufel mit der Welt, allnächtlich wohnt er alten Metzen bey, kalt und frostig die Umarmung, viel bös Gerücht wird dort gezeugt.
     Warum hab’ ich denn empfangen in diesen finstern Constellationen, warum hat der schwarze Thau der dunkeln Mitternacht mich auch getroffen und befruchtet? Ich wollte ja nicht buhlen mit dem Bösen.
     Musst ich erdunkeln vor dir, tief Verhängnis, damit du mit deiner Nacht mich überschatten konntest? Unselige, die ihr sollt gebohren werden, den Satanas werdet ihr zum Vater haben, und die Gebrechlichkeit zur Mutter.