Die Geister kennen das Orakel nicht mehr.

Die dümmste und beliebteste Ideologie war noch immer, vorzugeben, keine zu haben.

Im Okkulten wirds immer enger und grauer. – Die Sterne spiegeln längst zauberlos ihre Träume. Die Geister kennen das Orakel nicht mehr. Und auch das Göttliche nehmen sie schon in ihre Krämerhand wie einen Würfel. Alles Übermächtige hat ihnen Antwort zu geben, rätsellos und prompt.

Den zeitgenössischen höheren Wesen fehlt der Eigensinn.

Sie sind die Angestellten im Himmel. Sie erledigen ihre Aufgabe gewissenhaft: den ungeduldigen Anrufern über deren Schicksal – über Karrierechancen, die Glückszahlen fürs Lotto und eine baldige Bekanntschaft mit gemeinsamer Urlaubsreise Bericht zu erstatten.

Die Anbetung des Reifen, die Herbstgesänge der Menschen ekeln mich. – Schon die Saat ist zugerichtet, schon in ihr spannt sich der Zweck. Was der Ernte entgeht, was auf den Feldern nicht lohnt – was aus diesem Nutzlosen gegen sie treibt und schießt … – Unkraut! Es wuchert voller Gift in mir!

p55

Das Jetzt reicht weiter.

Die Idee der Reinheit ist ein logischer Fleck.

Im Halbschlaf waren mir die Grillen Relaisstationen zu einer anderen Welt.

Die dummen Gewohnheiten sind die verheimlichten Stiefschwestern des gesunden Menschenverstands.

Im Glück ist mir meine Haut ein Inwendiges.

Nicht, daß mich das Morgen gar nicht kümmerte, nur: das Jetzt reicht weiter.

Den starken Willen, den großen Plan für einen Augenblick tolerieren – für die Dauer eines Selbstmordgedankens.

Daß die fixen Ideen wie Säure ins Leben tropfen, selten aber Lebendiges in einer Idee kondensiert.

p54

Der Zwangscharakter empfindet sich als Wohltäter.

Die List des Anderen, um zu überleben: seine vernünftige Angst, seine wirkliche Paranoia, gleichgemacht … – von diesem blutrünstigen Raubtierrudel umzingelt, gejagt, gerissen, verschlungen zu werden! Sein waches Auge für die Gierenden dort draußen! Schon spürt er die Klauen auf seiner Haut, ihre Reißzähne an seiner Kehle!

Der Perfektionist beweist die Unmöglichkeit dessen, was er begehrt. Das Verfertigte wird verworfen, getilgt, und der Wahn nach Vollendung, sein einzig Lebendiges, wächst und wächst und wächst.

Der Zwangscharakter empfindet sich als Wohltäter: er gibt der Welt seine natürliche Ordnung wieder.

Penelope, meine geliebte Schwester – Entspinnerin des Nachts, Unverbindliche aus Treue.

Das Geheimnis der Dinge erschließt sich in ihrem alltäglichen Gebrauch, in dem es verschwindet.

p53

Die Flüchtigkeit des Aktuellen zeigt die allgemeine Starre.

Nachts. – Als verstellten gerade die Worte, was uns zu schreiben bewegt. Ständige Anrufung dessen, was sie nicht darstellen. Starr zeugen sie vom Ausdruckslosen.

Mein Vertrautes: das Lachen der Debilen, das Spiel der Kinder, der Blick der Tiere.

Clowns und Dompteure der Liebe im Zirkus um ihre Ewigkeit.

Die erste Instanz der Authentizität ist letztlich der Common Sense.

Das ständig Neue illustriert das Immergleiche. Die Flüchtigkeit des Aktuellen zeigt die allgemeine Starre: gleich Abertausenden von Fliegen auf einem Kadaver, deren Zucken den Tod noch statischer erscheinen läßt.

Hoffnung: ein erstes Lebensmüdes.

p52

Die Monotonie seiner Reden fand ihre simple Form.

Sprachrohr. – Die Monotonie seiner Reden fand ihre simple Form.

Die Selbsterkenntnismenschen gehorchen dem Befehl, sich selbst zu erobern.

Was mir an Astrologen nicht behagt: wie sie es wagen, den Himmel anzurühren! Wie ihre Krämerhände Lineale an die Sterne legen, um dann in der Unendlichkeit ein paar Geraden zu ziehen.

Nicht wenige glauben nur an ein archimedisches Ich, hebeln sich aber tatsächlich aus.

Im Augenblick sind wir unsterblich. Im nächsten nimmer mehr.

Die Zukunft aber ist das seltsam ungeeignete, das ständig unfertige, unsichere Nest der Ängstlichen.

p51