The Chomskytree-Haiku (Rhizome): Exposé / Paper

“Make rhizomes, not roots, never plant! Don’t sow, grow offshoots!”

(D/G, 1000 plateaus)

Hartmut Abendschein

The Chomskytree-Haiku (Rhizome) / TCT-H (R)

Online-Doku, 2010ff.:

http://tcthr.etkbooks.com/

Das The Chomskytree-Haiku (Rhizome) untersucht und visualisiert die in pragmatischen Texten enthaltenen poetischen Elemente und Strukturen und behauptet diese als Bildtexte mit ebenbürtiger Bedeutung. Pragmatischer Text, wie vorhanden in einem Ferienhäuschen am Sarner See, hauptsächlich aus regionalen Informationsmedien (Din A5), wurde markiert und gestaltet. Die Markierungen bezeichnen extrahierte Wortmaterialien, die gleichzeitig durch visuelle Strukturen (in Anlehnung an das Baum-Paradigma von Noam Chomsky) und der poetischen Idee der generativen Transformationsgrammatik präsentiert werden. So gewonnene Elemente orientieren sich an haikupoetologischen Prinzipien (Zeitigkeit, Zeiligkeit, Silbigkeit, Bildräumlichkeit). Umlagernde Wortwolken (tag clouds) und Kategorien werden durch Unterstreichungen (rot / blau) dargestellt und runden das einzelne Image (insgesamt sind es 10) ab bzw. öffnen (und schliessen gleichzeitig) einen semantischen Bewegungsraum jedes einzelnen Haiku und seiner visuellen Struktur. Die Bemusterung der Images mit funktionalen QR-Codes unterwandern diese gleichzeitig mit einer anderen Bildsprache. The Chomskytree-Haiku (Rhizome) ist in diesem Sinne eine Konzeptarbeit, die auch umfänglich im Internet dokumentiert und fortgeführt wird. Ihre Rhizomatik ergibt sich aus dem zugehörigen Ausstellungs- bzw. Installationskonzept. Die einzelnen Originalseiten wurden gerahmt und diese werden in der im einzelnen Blatt zugrundeliegenden Tree-Ästhetik gehängt, sodass im Gesamt wiederum ein als Metastruktur gedachtes Bild-Text-Strukturinstallat sichtbar wird. Eine Hängung bzw. Szene soll nur von kurzer Zeit sein (bis zu 4 Wochen), dann soll ein Ortswechsel und eine Variation der Elemente erfolgen, die aus synchronisierter Perspektive die Kontingenz und „Mannigfaltigkeit“ der Elementverknüpfungen thematisiert. Das Ergebnis und work in progress ist ein polyvisuelles, polytextuelles, polystrukturelles und polytheoretisches Image. Ein wesentlicher Theoriebaustein, der Baum bzw. die Wurzel als Denkfigur und Organisationsprinzip wird mit seinem Theorieantagonisten, dem des Rhizoms (nach Deleuze/Guattari, als Figur der Kontingenz und Allesmitallemverbundenheit) kontrastiert. Das so zeitlich und räumlich arrangierte The Chomskytree-Haiku (Rhizome) befindet sich in kontinuierlicher Transformation und versteht sich auch als Beitrag einer posttheoretischen Theorie.

Elemente / Destillate

Blick in die Ferne

Die Zeitspanne des Auges

ist keine Krankheit

ein Gast mit Koffer

ein Gespräch über Tiere

am nächsten Morgen

die feinsten Töne

nochmals verbessert die Zeit

freut sich die Chance

Bei Frühlingswetter

Der Gegner Vergangenheit

unter Kontrolle

Sommer der Sorgen

Hände vermeiden Körper

Haut Schichten Tage

April des Lebens

Das Begehren entscheidet

Behauptetes Recht

Vor uns liegt Natur

Wo man sich mit Wald bedeckt

Wandern die Gipfel

Sonniger Balkon

Ein neues Wohnerlebnis

eigene Autos

Am Abend das Fest

Der Sieger dieses Turniers

Nicht von Bedeutung

Hinter der Brücke

Beinhaus der Bibliothek

das Blaue Zimmer

Raum (Szene 1)