Der Bund, 22.04.2006
Der Bund, 22.04.2006
“Als Aktualität jeweils leicht verspätet.” (Am Teetisch freilich ein chokierender Gedanke!)
im Klappentext zu: Paul Fechter, Kleines Wörterbuch für literarische Gespräche, Gütersloh, 1950
Vielleicht kann man sagen: Fechter ist der stilistische Weidermann der 50er Jahre.
folgende texte wurden opfer des frühjahrsputzes und stehen nicht mehr im weblog zur verfügung. kommentierte texte sowie texte aus dem readerbereich, blieben i.d.r. davon ausgenommen:
laufende verfahren:
nachbarn im urlaub
plötzlich entschlossen
kein bild. kein wort
in 20 jahren
kriegsschauplatz natureingang
oT
amnesie, dissoziativ
ernste spässe
triage
neokonservatives mitspracherecht
instinktlos
rache d. rabattsystems
archiv des sands
anthropomorph
daytrader
Du und er und ich
austrokofferwort
Lao Tse mit Nietzsche
zehn dosen zur poesie
Dank an den Schlitten
schockraumsonett
(neulich:)
Andromeda, Perseus, Nördliches Dreieck
Das Geschäft / mit der Wahrheit / als Bedeutung
Sprachwandel klinischer Kunstausdrücke (Blitzfiguren I)
über ich
Blitzfiguren
Sprachwandel klinischer Kunstausdrücke (Blitzfiguren II)
Sprachwandel klinischer Kunstausdrücke (Blitzfiguren III)
kolportage
lemia
Sprachwandel klinischer Kunstausdrücke (Blitzfiguren IV)
Sprachwandel klinischer Kunstausdrücke (Blitzfiguren V)
Sprachwandel klinischer Kunstausdrücke (Blitzfiguren VI)
sendung
ad acta k
media pauperum
ordnung
was los ist
Die Angst des Donnerstags vor dem Freitag
habe ich dir nicht eben gesagt
sie sind
der schiefer gast aus
dialog mit auslassung
Etwas weniger
gedicht ohne geschlechtsteil
wider wilen 2
hades
Almut heute
kleine formen:
willkürliche zusammenstellung 22 professioneller mikrobiogramme aus der geisterwelt
in die stadt
‘frau mit artischocke’ ohne frau
lyrik ist luxus
Letzter sein und manchmal Erster
Ein konventioneller Magaziner
Die Besichtigung
Loipenblut
legendär
Vage Konserven
klötenpölken
horst
insektenleben
der vogelstimmen- imitatorimitator
legendär II
in abwesenheit stutzen
rituale
Noch ein Reformstau
oT
Val Acletta
Jede r
Scheidung
Unterm Dach II
Rundgang mit Säule
szenen:
Das Picknick (1/3)
die fetten III,3 / himmelfahrt
die fetten III,2 / m wie mut
die fetten III,1 / alte hüte
die fetten II,3 / somnium
die fetten II,2 / zur sache, schätzchen
alpenlauschen III
alpenlauschen II
alpenlauschen I
die fetten II,1 / andere dinge
die fetten I,3 / zeiten & zeitungen
die fetten I,2 / Martha
die fetten I,1 / nichts
eternit
einige texte darunter finden sie in überarbeiteter form auch hier.
die todesgedanken, die eigentlich lebensgedanken sind. und die diskussion mit sru, ob das müssen hierin ein sittliches oder biologisches (verpflichtung oder anlage) ist. 1 zu null für die biologie, so haben wir uns geeinigt, damals, als der text noch in einer anthologie gefunden wurde. ich plädiere für eine wiederaufnahme des verfahrens. im umfeld der “versuch(e) in scherzhaften liedern” lädt sich das gedicht weiter ironisch auf. (geschickt gemacht, weil zweideutig angelegt, ist auch der titel der publikation: Versuch in scherzhaften Liedern und Lieder). dann ein zweiter fund, in dem wiederum eine umwidmung des gedichts (vom tod zum leben hin) passiert und in dem – dieses mal allegorisch – das diesseits beschworen wird. das eine mit dem anderen gelesen, möchte ich, lieber sru, behaupten, dass gleim beide bedeutungsseiten (die sittliche und die biologische) des (o.) müssens billigend mitgenommen bzw. aufeinander angesetzt hat. vielleicht ist es auch das, was diese verse so “komisch” macht …
in:
Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in scherzhaften Liedern und Lieder. Nach den Erstausgaben von 1744-45 und 1749; mit den Körteschen Fassungen im Anhang kritisch hrsg. von Alfred Anger. – Tübingen : Niemeyer, 1964. – XLV, 227 S. 8’. (Neudrucke deutscher Literaturwerke. Neue Folge ; 13)
Nicht genug anpreisen kann ich den jüngst erschienenen Roman von Michel Mettler Die Spange. Dort finden sich so krude und skurrile Passagen wie diese:
Genau genommen ist dieser “Zahnarztroman” eine geschickte Verquickung solch seltsamer Einfälle. (Oder aber auch recherchierter Fakten aus der Zahnmedizin, generell den Naturwissenschaften? Ich habe das nicht im einzelnen nachgeprüft. Es ist einerlei, weil schön. Überhaupt: ich glaube dem Roman jedes Wort). Noch genauer genommen ist die titelgebende Spange vielleicht als der narrative Stoff oder Kitt anzusehen, der die einzelnen seltsamen Elemente (oder auch: Zähne) zusammenhält. (Eine Spange, eben). Absolut empfehlenswert also und gar nicht relevant-realistisch. (Weiteres entnehmen Sie bitte den einschlägigen Rezensionen …).