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Die kombinatorische Universalbibliothek hätte keinen Leser. Weshalb sollte sie auch? Die überwältigende Masse ihres Bestandes wäre ganz und gar wertlos; was in einer der natürlichen oder künstlichen Sprachen überhaupt lesbar wäre, müßte immer noch nicht Beziehung zur Weltgeschichte haben. Die Exemplare reeler Historie herauszufinden, setzte einen Benutzer der Bibliothek voraus, der alles schon wüßte, was darin zu stehen hätte einen jener der Neuzeit vertrauten Dämonen vom Typus der Laplaceschen Intelligenz, für den die wahrheitshaltigen Bücher ebenso nutzlos wären wie die sinnlosen. Selbst ein Gott würde diese Metabibliothek nicht genießen können. Er wäre mit dem Aussortieren vollauf beschäftigt wenn auch, der Voraussetzung nach, keine Ewigkeit lang.
aus: Hans Blumenberg, Eine imaginäre Universalbibliothek. In: Akzente. 28. Jg., 1981. Heft1. S.29
Zitat am Anfang des Artikels:
Die Bibliotheken werden endlich Städte werden sagt Leibniz.
Lichtenberg