Ein Text also, der über seine Entstehungsbedingungen, seine(n) Autoren, seine Sprache(n), sein Umfeld, seine Zeit, seine Richtung, seine Form und sein Medium nachdenkt, gleichermassen. Und fast gleichzeitig.
Und: Treffen wir uns doch an der Grenze des Sagbaren.
Müller, Gespräche 2, 402f.: MÜLLER: Ja. Und sie wollen europäische Kultur importieren. Und deswegen habe ich diese vielleicht böse Parabel erzählt aus Brasilien. Da gibt es im Amazonas-Urwald eine Ameisenart, die ist genetisch darauf programmiert, nur auf dem Boden zu laufen, also nur in der Waagerechten sich zu bewegen. Wenn ein Hindernis auftaucht, laufen sie drumrum, sie können nicht steigen. KLUGE: Das ist wahr, das ist naturwissenschaftlich erwiesen. Das hat schon Alexander von Humboldt entwickelt. MÜLLER: Ja. Und da gibt es auf den Bäumen eine Pflanze, eine Blume, die ihre Sporen abwirft auf den Boden, und da fallen sehr viele auf Ameisen, und diese Sporen arbeiten sich durch den Chitinpanzer der Ameisen in den Körper der Ameisen bis ins Gehirn und ändern das genetische Programm so, daß die Ameisen die Bäume hochlaufen. Wenn sie ganz oben sind, und es geht nicht weiter, krallen sie sich fest, sterben, und aus dem Kopf wächst die Blume.
Überhaupt (nach Guattari / Deleuze): Die Entwendung der Sprache. (Die Auslotung von Begrifflichkeit. Ihr Aufspannen auf fremdem Terrain).
Überhaupt: Die akademische Mundart (H. Burger)
Und überhaupt: sind Wörter Wendungen.
(Heute haben wir noch nicht von Captain Calvados geträumt. Dabei ist auch er nur ein Text, über den man spricht.)
Zu recherchieren: Primär- und sekundärliterarische Arbeiten, die sich mit Titeln und Titelungen beschäftigen. Arbeiten, die nur aus Titeln bestehen. Die diese problematisieren.
Und: der auch mögliche Titel zu den Titelungen: die tote Zeit. (Die toten Zeiten etc. …)
(Das ältere Söhnchen denkt über einen nicht-autorisierten, dritten Band von Johanna Spyris “Heidi” nach. Arbeitstitel: Heidi und die Seeräuber. Ich unterstütze ihn nach Kräften in seinem Vorhaben. Bücher bestehen immer nur aus Büchern. Auch aus ungeschriebenen, oft …)
Und: Die doppelten Aventiuren. Perzeval & Co. Kinder haben ein Gespür für alte, epische Strukturen. Eine genetische oder eine entwicklungsbiologische Sache, vielleicht. Ein natürlicher Kunstsinn.