Der Nebel

(M47)

Der Nebel hatte den Raum überflutet: nicht der wirkliche Nebel, der sich schon längst aufgelöst hatte – der andere, von dem die Straßen noch erfüllt waren, der aus den Mauern, aus dem Pflaster kroch. Eine Art unbestädnigkeit der Dinge. Die Bücher waren immer noch da, natürlich, alphabetisch in den Regalen geordnet, mit ihren schwarzen oder braunen Rücken und ihren Etiketten ÖB fl. 7996 (Öffentliche Benutzung – Französische Literatur) oder ÖB nw (Öffentliche Benutzung – Naturwissenschaften). Aber … wie soll ich sagen? Gewöhnlich bilden sie, mächtig und gedrungen, zusammen mit dem Ofen, den grünen Lampen, den großen Fenstern, den Leitern, einen Damm gegen die Zukunft. Solange man in diesen Mauern weilt, muß alles, was ankommt, rechts oder links vom Ofen ankommen (…) So dienen diese Gegenstände wenigstens dazu, die Grenzen des Wahrscheinlichen festzulegen. Heute allerdings legten sie überhaupt nichts mehr fest: es schien, als wäre ihre Existenz selber in Frage gestellt, als hätten sie die größte Mühe, von einem Augenblick zum nächsten zu gelangen.

Aus: Jean-Paul Sartre, Der Ekel. Reinbeck, 1938. S.90f.