Der noch weitere Lesebegriff (notula nova 88)

Und: Aha, da ist sie ja. Die gazellebeige Windjackenfraktion. Die Lesung von Martin Suter muss zu Ende sein. (Überhaupt fängt das Lesen ja schon genau im Moment der Auswahl des zu zesenden Textes an (und nicht erst mit der Lektur (des Buchrückens) des Lesetextes). Die Textselektion, das Aus- und Einblenden der immer konkurrierenden Objekte, der Möglichkeiten, der Reflexion potentieller Lektürekandidaten, all das sind Teile des Lesewerks mitsamt dem Lesenden, Teil des Leseaktes … und diese bestimmen massgeblich den Anschlusstext. Alles also: Lesen, lesen, lesen … die so schon immeroffenen Werke.

(Am 2. Tag sind wir etwas in Eile, müssen noch ein kleines Kriegsbeil begraben, vergessen, einen Rechner herunterzufahren (Le Calculateur), greifen gewohnheitsmässig zu Kirschbonbons, überlegen, ob wir eingepackt haben:

Die Zeitung

Die Bücher

Die Lebensextras

Oft, in solchen Momenten, verschwimmen Grenzen von Unterscheidung, was Ding ist, und was nicht, die Dinge und ihre Namen, und das daneben, was wir dann Extras nennen. (Ist N.K. eigentlich noch bei der goldenen 13?)

Ein Feuilleton spricht von “dichterisch verdichteten Beschreibungen, ob in Versen oder Prosa …” Ja, Herrgott … und man rätselt, ob nicht eine so verdoppelte Wendung ins Positive nicht in sein Gegenteil kippt, und analog … aber egal: das muss wahrscheinlich wieder offen bleiben. (Man muss auch nicht jeden verschnapsten Rezensentenstuss …)

Angstlust, dagegen: JA #wörter

(Mit einem schlechten Start: im falschen Saal gelandet, Saalkritik betrieben, zurückgewiesen worden. Nebenbei: In diesem Betrieb ist es von grossem Vorteil, wenn man ein gutes Gedächtnis hat, insbesondere ein Namensgedächtnis, insbesondere ein Gesichtsgedächtnis, und optimal: wenn diese 3 aufeinander justiert wurden).

Doch nun, wie versprochen, zum Podium: Das Thema und auch die Antworten auf die Fragen setzen wir als bekannt voraus. Skizzieren wir also ein wenig die Spezialistin, die nun zu Wort kommt, und ein paar andere Damen und Herren. Die Dame im Profil: stark marmoriert, skulptural, die Lippen von gedämpfter Laszivität, man ist sich durchaus eigener gefühlter Bedeutsamkeit bewusst, schimmert dabei durch, mit lässig herausgewachsener Page. Der Rest ist Geschichte.

Der ältere Herr ist eigentlich gar nicht da, oder doch nur auf dem Papier. Von papierner Elastizität verhält er sich wie ein Besucher seiner selbst. Der dritte im Bunde ist ein virtueller Eventualfrickler, der mit sich selbst eine Community bildet.