(B09 zu M09)
Einige Jahre später wird sich auch ein Sohn Goethes aus einer nicht weiter genannten Verbindung gegen seinen Erzeuger wenden. Er wird ein Pamphlet schreiben mit obigem Titel und damit seinen Alten Herrn sehr traurig stimmen. So ist die Pubertät!, wird dieser dann sagen. Einen Nichtsnutz wird ihn Goethe wenig später nennen, allerdings doch ein wenig gerührt, von seiner Schreibkraft, von der Schärfe und aufkeimenden Brillanz seines illegitimen Ablegers, den er daraufhin nur noch eine kurze Zeitspanne aushalten wird. In Über das nichtstuende Nichtstun, einem Kapitel dieser Sudelschrift, wie sie Goethe auch einmal nennen wird, kann sein Autor doch dergestalt Argumente anführen, die Goethes Idee eines nützlich-zweckfreien Schreibens zumindest für einige zweifelhaft machen wird.
Noch mehr entrüsten wird es Goethe allerdings, dass er kein Kapital aus seinen Anlagen schöpfen wird. Dass das so erscheinende, schmale Heftchen, das nur unter der Hand und in geheimen Kreisen zu zirkulieren beginnen wird, das letzte sein soll, was von ihm erscheinen und er tatsächlich seine Theorie in die Praxis umsetzen und von heute auf morgen kein einziges Wort an das andere reihen wird. Der Junge wird verstummen, bald ausreissen und dann nicht mehr gesehen werden.
Möglicherweise wird dem alten Mann so das Herz gebrochen werden, dass er gar nicht mehr anders kann, als melancholische Gedichte zu schreiben oder auch, seine Kritiker werden lange nicht verstehen werden, sich ins Allegorische zu stürzen.
Eines Tages aber wird ihn das Gerücht erreichen, man habe ihn seinen Sohn in einer Vorstadtbibliothek Genuas gesehen. Wie gross wird da Goethes Freude sein? So gross doch mindestens, dass er auf die Frage, was man denn tun solle, wieder sagen wird: es ist gar nichts zu tun, als dass man tut. Dann wird er friedlich einschlafen, was man dann vielleicht so überliefert.