Zur Veranschaulichung: Ein Buch ist das Frühstück. Ein Werk ist der ganze Tag und die halbe Nacht. (Und die Geschichte meiner Zähne: Beim Zahnarzt. Das Gummizelt in meinem Mund. Plastikbrillen für alle Beteiligten. Im Radio: The Smiths. Spandau Ballet.)
Nicht: das Basteln an fiktionalen Narrativen (=Schreiner), sondern: die Abbildung von ästhetischem Bewusststein (Maler). (Eine Übersetzung eines anderen Bildes, erfreulicherweise bei Nietzsche gefunden: And if you gaze for long into an abyss, the abyss gazes also into you.)
Und: der Hypochonder als Beamter des körperlichen Schmerzes (Kluge / Vogl, Soll & Haben, 32). (Und: Sie hat einen etwas irritierenden Ziegenbart.)
Tonight is the night. Die Nacht des Tags des Festes. Ein Ereignis, worauf 1 Jahr lang hin gewirkt wurde. Die Gartenparty. Die Plastikstühle nun mit hellem Leinenüberzug. Die 8 Personen. Der wahrscheinliche 3-Gänger. Die 8 geladenen Gäste. Sie: in schwarzer, ärmelloser Robe. Der Hausfreund. Der gekühlte Weisswein. Die Gespräche mit abgespreizten kleinen Fingern. Es dunkelt schon ein wenig. Man knipst die bunten Lampions an. Verkneift sich Kritik an einem winselnden Baby. (Der Chor auf der Empore, man geht grosszügig darüber hinweg.) Man hat sich etwas zu erzählen. Man murmelt.
Der Hausfreund in grünem T-Shirt. Der Sonnenschirm in orange. Klappt zusammen. Ein Kind schläft ein. Was gibts denn als Hauptspeise? Etwas Beklatschtes. Etwas animiert zu lachen. (Der Nachbar B. von 2 Etagen über uns klingelt. Es seien noch Sperrsitze frei, falls man auf Augenhöhe beobachten wolle … mal sehen.) Die Vöglein zwitschern im Walde. Warte nur balde. (Die Söhnchen sind nun auch im Bett. 1 schläft, 1 dämmert. Mal sehen.) Sonst scheinen die Ränge fast leer. Da ein Gesicht hinter Geranien. Dort ein Fuss aus einer Hängematte, baumelnd, hinter einem Geländer. A ist das Andere. B sind wir selbst. Man lobt die Terrasse. Man lobt die Gastgeberin und meint sich selbst. Ein laues Lüftchen weht uns herüber. Das Feigenbäumchen in der Ecke des Balkons. Das Bier fast leer. Gute Nacht.
Peter von Matt über den “sicher gestandene(n) Abgang” (NZZ, 22.8.): “Der Stil eines ganzen verdichtet sich im stilistisch perfekten Abgang … Was uns als die letzte Sekunde der schaffenden Arbeit begegnet, wirkt zurück auf alles Vorhergegangene.” (Ein christlicher Mythos. Und genau hier liegt das Problem und die Schwierigkeit. Ein Denken in Kategorien ästhetischer Vollendung versperrt den Weg der Rezeption bspw. eines literarischen Weblogs (wenn man doch endlich einen anderen, neutraleren Begriff besässe! (Etwas Offenes, etwas Sendendempfangendes u. dgl.)). Dieses (sein Prozess, sein Fortschreiten und schreiben, seine Tiefenstruktur) als Werk denken zu können (auch: jenseits einer chronologischen Richtung, vgl.: ANH, kybernet. Realismus) und es damit überhaupt bedenken und fassen zu wollen: solch einer Ideologie ästhetischer Vollendung muss die Endlichkeit vorgeführt werden. Der historisch-kritische Ansatz wäre ein Teil der Arbeit. Ein anderer der diskursanalytische. Aber auch: die Befreiung des Werks aus seinem papiernen Gefängnis … )
Hier noch zu montieren: Zitate zur Illusion von Werk-Sinn-Einheiten. Texte gegen ästhetische Maximalisierungsphantasien. Altväterliche Orthodoxien u. dgl.