dort immer nur gewesen. (GuU11)

Sehr früh aufgestanden. Mit Kopfschmerzen im Ziegengebimmel. Eine Tasse Tee am Küchentisch. Plötzlich fährt eine Hand durch Solanges Einschlupfloch und drückt von unten innen die Klinke. Die Tür geht auf. Susana steht vor mir mit einem Teller “griechischer Krapfen”. Sie erschrickt („er ist schon wach!“), entschuldigt sich, erzählt, sie sei erkältet, und schimpft wie üblich, wie immer, über das Wetter.

Zu vertraut bist du, störende, kaum zu ertragende Figur. Ich drohe dir:  Bald vernehme ich nur mehr deine Stimme, registriere nur mehr deine Anwesenheit …

Spaziergang zu den Klippen hinter dem Hafen. Eine Mulde oben auf dem Plateau. Eine bewachsene Bühne mit Blick hinunter aufs Meer. Eine versenkte Ruine, eine junge Blumenwiese.

Erst das Verlangen, mich wie ein Fohlen auf ihr zu wälzen, mich in ihr zu panieren im gelben Blütenstaub. Im gleichen Moment, beinahe, ein stärkeres, zu bleiben. Hier, in der Ruine, zwischen den Trümmern ihres Fundaments, überwuchert von hohen Gräsern; jetzt, inmitten des Frühlings, die verschwindende Zeit.

Es ist mein Blick, der sie dehnt, die Landschaft endet. Hinter einer Reihe Pinien, an einem kleinen Kap – der erstarrten Zunge hinaus ins Meer.

Wie es sagen, jetzt, noch im Gesumme der Bienen? Andere Augen sogen hungrig das Bild in mich ein, ein Fremdes sprang in mir auf, erkannte es wieder und schwieg, und flüsterte doch: Du bist immer nur dort, dort immer nur gewesen.

Aus “Gestell und Ungestalt. Fassung erster Hand” von Rainer Hoffmann. Gestell und Ungestalt ist soeben bei etkbooks erschienen.