(Umzonen)
Ich wurde einmal gefragt, wie ich in diese Stadt gekommen sei. Was ich alles getan, gemacht hätte. Warum ich gerade hierher gekommen sei. Ich weiss nicht mehr genau, was ich darauf gesagt habe. Wahrscheinlich habe ich von anderen Städten geschwärmt, in denen ich gelebt hatte. Besonders von einer Stadt. Einer grösseren Stadt, die ich mir selbst ausgesucht und in der ich mich ausgesprochen wohlgefühlt hatte. Eigentlich habe ich mich in dieser Stadt gegen Ende meines Aufenthaltes kaum mehr bewegt und mich mit nur wenigem sehr zufrieden gezeigt.
Als ich hier landete, habe ich zu Anfangs sehr gerne von ihr gesprochen. Und hatte damit die hier Lebenden wahrscheinlich ein bisschen gekränkt. Dass ich nicht gelogen hatte. Dass ich nicht um Berns Willen hierher gezogen bin. Heute spreche ich nicht mehr in solchen Formeln von der Vergangenheit. Heute flüchte ich mich in abstrakte Wendungen. Windungen, die mir und anderen mein Hiersein so schonend wie möglich, das heisst ausweichend beantworten.
Heute spreche ich nicht mehr von Umzügen, Hinterherzügen oder Stadtwechseln. Heute spreche ich nicht mehr darüber, dass ich Orte verlassen habe, die ich geliebt habe und die ich nun und immer noch vermisse. Ich spreche gar nicht mehr von Orten, die in meinem Leben eine besondere Bedeutung spielen oder gespielt hatten. Jetzt spreche ich vielleicht noch von Orten, aber nur noch in übertragenem Sinne. Ich nenne sie manchmal Zonen, und meine Bewegung in diesen oder von einer zu einer anderen nenne ich Umzonung. Aber damit ist keine tatsächliche Bewegung in topographischer Hinsicht mehr gemeint mit all ihren Verlusten. Eine Umzonung, habe ich einmal gesagt, fände nur noch in mir statt, und eigentlich wäre es nur ein anderer Begriff für Zeit. Das sei der grösste Quatsch, der jemals behauptet wurde, hatte man mir damals darauf entgegnet.