(Banal)
Vielleicht war es dieser seltsame Lebenslauf, der faszinierte, vielleicht aber auch nur die Tatsache, dass sonst nichts über ihn zu finden war, vielleicht jene seltsame Lyrik, nicht Fisch nicht Fleisch, nicht Goethe, nicht Rilke und doch ein bisschen von allem und jedem. Ich kannte ihn nicht und doch wollte ich ihn lesen, ihn verstehen, mich in ihn versenken, ihn erinnern, mich in ihn hineinschreiben.
Fernando nannte er sich auch, er romantisierte gerne, auch seinen Namen. Vetter, mein kenntnisreicher Zeitzeuge lässt keine Details aus. Seine Sprachfeier ist einmalig, er skizziert sein Leben bis zum Unvermeidlichen Ende. Bis zur Ermüdung, die Folge eines vierzigjährigen Lebenskampfes unter der tropischen Sonne und des fast noch schwereren Kampfes zwischen der Doppelnatur des Geschäftsmannes und des Dichters, kämpft jener Vetter selbst mit seiner Feder, habe ich den Eindruck, um die Eindrücklichkeit Dranmors nur halbwegs zu unterstreichen.
Dichtertode interessieren mich eigentlich noch mehr als tote Dichter. Vielleicht hab ich deswegen den Vetterschen Sermon so lange ausgehalten, und natürlich die Frage, warum sich ein Exildeutscher Schweizer im österreich-ungarischen Auftrag mit hinter solch einem seltsamen Namen versteckt, oder sich damit interessant machen will, oder sich damit wiederum in eine bestimmte Nähe zu anderen, schon länger Toten bringen möchte. Vielleicht bin ich einem langweiligen Geheimnis auf der Spur, das sich alsbald aufs banalste lüften würde.