Dranmor IX,4a

(Aufstellungen)

Es sei ja schön gewesen, es sei aber noch so früh am Morgen, ob ich nicht vielleicht doch noch ein Stündchen in meinem feinen Schilfbett verbringen könne. Mein Einwand wird von allen kritisch aufgenommen. Selbst Sabina, die ich auf meiner Seite vermutet hätte, winkt mit ihren Flügeln ab. Ich werde mich doch wohl noch daran erinnern, was wir abgemacht hätten, und dass wir es tun müssten, sobald die ersten Sonnenstrahlen die Seerosen öffneten. Und wie wichtig das Ganze sei. Und dass man es schliesslich nur für mich tue.

Ich richte mich schwerfällig auf, versuche nach Aufforderung mit den anderen wiederum einen Kreis zu bilden, so gut es geht, der stumme Fisch will im Wasser bleiben und Busch in seiner Ecke. Das Eichhörnchen nimmt das Geschehen in die Hand. Du, sagt es, schaust nur zu. Es sei nun mein Vater. Busch gäbe die Mutter, der Fisch die Schwester, und Sabina, das sei nun ich. Sie erfinden eine Gesprächssituation. Es geht um Nüsse, Wasser, Gras und den Wind, der durch ein kleines Städtchen bläst. Ein Streit entfacht sich bald. Einer hat zuviel Nüsse bekommen, sagt ein Anderer. Eine Andere zuwenig Gras. Eine Dritte hält ihre Nase in den geruchsarmen Wind einer kleinen Stadt und fällt um. Mir rollen plötzlich ein paar Tränen die Wangen hinunter. Wer zuviel Nüsse bekam, und wer zuwenig von anderen Dingen. Man muss sich von allen Nüssen und Gräsern lösen, platzt es aus mir heraus. Ich erhalte Beifall und bitte den letzten Windhauch der kleinen Stadt um Verzeihung. Die Szene löst sich auf. Ich bin wieder ich, Sabina wieder Sabina und setzt sich auf meine Schulter. Tröstet mich. Lobt mich. Das sei ja sehr gut. Das sei doch ein erster Schritt. Damit könne man doch arbeiten. Sie sei stolz auf mich.

Eine Böe furcht den lieblichen Teich und bezeichnet den Fisch an der Reihe zu sein. Maximilian sei nun ich, Sabina sei Sie, das Eichhörnchen Roman und Busch nur Dekoration. Busch ist etwas enttäuscht über seine Rolle, wird aber auf ein nächstes Mal vertröstet, er werde noch angemessen besetzt werden.

Ich schweige. Ich beobachte. Ich sehe, wie ein Eichhörnchen mit einem Spatzen turtelt und will mir die Augen reiben. Es scheitert. Mir sind die Arme abhanden gekommen. Um mich herum: kühles Wasser, aber trübe, sodass ich nur Umrisse und Schemen erkennen kann. Ich möchte wieder weinen, aber Fische weinen nicht, erwiesenermassen, sondern lösen ihr Salz in anderer Umgebung. Schwimmen an den Ufern der Seen und Teiche auf und ab und hoffen, dass ein Tannenzapfen ins Wasser fällt, oder eine satte Raupe aus einem Baum. Dann hole ich tief Luft und verschlucke mich etwas, bitte das Tableau um eine kleine Unterbrechung.

Das sähe ja ein Blinder, so Sabina, ein Fisch und ein Spatz, das könne doch nicht gehen, ebenso wenig ein Fisch und ein Eichhörnchen, das passe doch nicht. Schon aus logistischen Gründen. Aber ein Spatz und ein Eichhörnchen, entgegne ich, das sei doch auch etwas widernatürlich.

Aber das meiste sei ja widernatürlich. Eigentlich sei ja alles widernatürlich, aber manches eben mehr als anderes.

Aber warum, frage ich Sabina, sind wir beide nun zusammen? Weil du kein Fisch mehr bist, sie, kein richtiger zumindest. Ich habe mich ja etwas verändert, die letzten Wochen, immerhin habe ich zu sprechen gelernt, und nun solle ich mich wieder setzen, wir seien noch nicht am Ende.

Busch beendet seine Pause in der Ecke und will sich einmischen. Seine Rolle, welche Rolle er denn nun zu spielen habe, fragt er. Das Eichhörnchen und Sabina diskutieren noch ein wenig, wer denn bei dieser Aufstellung die Regie übernähme. Sabina kann sich durchsetzen und beginnt mit der Verteilung: Das Eichhörnchen sei nun ich, der Fisch der Ort, an dem ich lebe, und der Busch der Ort, an dem ich leben wolle. Sofort entspinnen sich Dialoge zwischen Eichhörnchen, Fisch und Busch. Fisch und Busch preisen sich und ihre Vorzüge. Am Ende winkt das Eichhörnchen ab, zu Recht, wie ich meine, passe es doch weder in einen Teich noch unter einen kleinen, schmächtigen Busch. Ich gratuliere ihm zu seiner brillanten Analyse und Sabina für ihren hervorragenden Regieeinfall, traue mich aber nicht, ein paar Zweifel an den bis jetzt erarbeiteten Ergebnissen anzumelden.