(Materialien zur Mottoanalyse)
nach der Ausgabe Frauenfeld, 1900:
Die Dichtkunst ist eine lange Liebe
(Jean Paul)
Nicht immer geben die Schriftsteller ihr Bestes in ihren Werken aus
(Julian Schmidt)
Among them, but not of them, in a shroud
Of Thoughts which were not their thoughts
(Childe Harold)
6
Das Meer der Jugend, wogend und hoffnungsreich,
Wie lacht` es einst dir, branndend in Wonnesturm!
Nun kannst du still am Strande gehen,
Muscheln und Trümmer im Sande suchend.
(Julius Große)
14
Say that thou loath`st me not that I do bear
This punishment for both that thou wilt be
One of the blessed and that I shall die.
(Manfred)
16
Da sahen die Kinder Gottes nach den Töchtern der
Menschen, wie sie schön waren, und nahmen zu Weibern,
welche sie wollten.
(Genesis)
16
If I die first, dear love,
My mournful soul, made free,
Shall sit at heavens high portal,
To wait and watch for thee
To wait and watch for thee, love,
And through the deep, dark space
To peer, with human longings
For thy radiant face.
(Charles Mackay)
34
Huldvoll, wie die Muse mir erschienen,
Als vor mir des Lebens Fülle lag,
Spendest du mir jetzt mit Engelsmienen
Einen neuen späten Frühlingstag
(Ernst Heller)
38
Das Mitleid ist die letzte Weihe der Liebe, vielleicht die Liebe selbst.
(Heine)
40
Ich glaube, daß du weinst; du bist gerührt;
Ich habe solchen Tau seit vielen Jahren
In diesen dürren Höhlen nicht verspürt.
(Ryléjew)
89
Spurlos ist der Ocean,
Ueberall und nirgends Bahn;
Kalt schlägt die Welle, kalt und leer
Ans volle, warme Herz heran;
Wohin du lugst ein Strich nichts mehr
Kalt, mein Junge, ist der Ocean!
Einsam ist die See!
(C.F. Scherenberg)
112
Freiheit ist die große Losung, deren Klang durch-
jauchzt die Welt.
(Anastasius Grün)
112
Le réel est étroit, le possible est immense.
(Lamartine)
112
Wenn einem aber das Meer seine Geheimnisse offen-
bart, und das große Welterlösungswort ins Herz ge-
flüstert, dann ade, Ruhe! Ade, stille Träume! Ade,
Novellen und Komödien
(Heine)
135
Cest moi qui te dois tout, puisque cest moi qui taime.
(Voltaire)
140
Um ein Totes trauert sichs besser als um eines, das
man verloren hat und das noch lebt.
(B. Auerbach)
140
Sprich zu mir mit der süßen, sprich zu mir mit der
vertrauten Stimme; meine Seele dürstet nach Liebe.
(Neugriechischer Dichter)
143
Ill praise, admire and worship thee,
But shall not, dare not love again.
(Thomas Moore)
144
O mein Heimatland! O mein Vaterland!
Wie so innig, feurig lieb ich dich!
(Gottfried Keller)
144
Heimweh ist die Krankheit einer schwachen oder einer
erschöpften Seele.
(k.A.)
147
Was frommt des Herzens Zug,
Gebricht die Kraft zum Flug?
Teurer, denk an mich und weine weine!
(Kaiser Maximilian)
147
A peine un homme a-t-il une couronne sur la
tête, quelle lui descend sur les yeux
(Châteaubriand)
165
Unter rankendem Blätterdach
Duften Blumen und rauscht der Bach,
Badet schimmernd sich die Libelle,
Welche flüchtig den Spiegel streift,
Während die lüstern erregte Welle
Ihr nach dem schillernden Fittich greift.
(Gottschall)
173
Minha terra tem palmeiras,
Onde canta o sabiá.
(k.A.)
177
Frage mich nicht:
Wie wirds noch mit uns Beiden?
Laß, die es bricht,
Dem Herzen seinen Wahn.
O ich versteh
Dein schönes, stummes Leiden:
Schaust mich mit Weh,
Mit stummem Vorwurf an.
(L. Seeger)
201
Der Himmel finster und gewitterschwül
Umhüllt sich tief, daß er sein Leid verhehle,
Und an des Lenzes grünem Sterbepfühl
Weint noch sein Kind, sein liebstes, Philomele.
(Lenau)
203
Poesie ist das Einzige, was uns das Leben erträglich macht.
(J. J. Honegger)
206
Die Pfaffen haben sein Gehirn verriegel;
Sie haben ihm den Gottesgnadentraum
Mit albernem Gewäsche vorgespiegelt.
(G. Heller)
210
Seit dem letzten Sonnenstrahl
O wie weit die Reise!
Weiter, weiter tausendmal
Als vom Kind zum Greise!
Jüngst erst auf der Mutter Schoß
Ihr am Busen lagst du;
Nun, die Größten, riesengroß,
Plötzlich überragst du.
(U. F. von Schack)
212
Nichts stillt mein Heimweh nach den Alpentriften,
Nach all den teuren, wohlbekannten Gauen.
(Heinrich Leuthold)
219
Ueber den Tod soll man weder lachen noch weinen.
(Alter Spruch)
219
Heil, o Frühling, deinem Schein!
Morgenluft, Heil deinem Wehn!
Ohne Kummer schlaf ich ein,
Ohne Hoffnung, aufzustehn.
(Rückert)
220
Ueber allen Gipfeln ist Ruh;
In allen Wipfeln spürest du
Keinen Hauch;
Die Vögel schweigen im Walde!
Warte, warte nur – balde
Schläfst du auch.
(Goethe)
220
Für alle hab ich gesorgt und gestrebt;
Mit Sorgen trank ich den funkelnden Wein;
Die Nacht ist gekommen, der Himmel belebt,
Meine Seele will ich erfreun.
(Uhland)
220
La voix de la terre est un éternel sanglot qui
se perd dans léternel silence des cieux.
(G. Sand)
220
Ich möchte hingehn wie das Abendrot
Und wie der Tag mit seinen letzten Gluten.
O leichter, sanfter, ungefühlter Tod.,
Mich in dem Schoß des Ewigen verbluten!
(Herwegh)
220
Melancholie ist die Freudigkeit Gottes. Kann man
froh sein, wenn man liebt?
(Börne)
220
Tout penser sans crainte,
Tout quitter sans plainte,
Tout comprendre sans voir,
Tout aimer sans espoir.
(Dranmor)