(Dance with me)
Es ist, als würde alles zu tanzen beginnen. Fernando entschuldigte sich, ging an der Bar entlang, verfolgt von neugierigen Blicken, zum Ende des Raumes, ein Tunnel, ein Korridor mit dem Namen Servicio. Ein Tanz, in meinem Magen, meinem Kopf Trommeln und Backbeats. Mehr Frauen lösen sich zu einem Hit aus Sitzmuscheln und von klebrigen Barhockern, beginnen mit den anderen auf der kleinen Fläche links von unserem Tisch zu tanzen. Die Jungmännergruppe feixt, als sich nun auch die Barkeeperin zu ihnen gesellt. Ein Tableau, gespiegeltes Bühnenritual sich expressiv bewegender Mädchen, jetzt, wie ich sehe, die Blicke im Ensemble auf die Spiegelwand gerichtet, sich selbst beobachtend und mir im Wechsel geradewegs in die Augen starrend.
Der letzte Mojito macht sich auf ungute Weise bemerkbar. Süsssaures Aufstossen. Hopfenreste. Die Szene taucht sich in weiches Dunkelrot, eines meiner Beine wippt nervös dazu. Ich frage mich, wo Fernando so lange bleibt, überlege, ob ich ihm nicht nachfolgen, nach dem rechten sehen soll, will gerade aufstehen. Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Dance with me. Das in meinen Augen unansehnlichste Mädchen hat unter dem Lächeln der anderen schon neben mir Platz genommen. Ich weiche ihrem Blick, ihren Blicken aus, greife ungeschickt zu den Nüssen. Sie streicht mit ihrer Hand entlang meiner Schulter, meines Nackens, durch das Haar, über das Gesicht. Ein Finger möchte sich in meinen Mund bohren, streicht schon an einer Backeninnenseite und beginnt zwischen Zähnen und Zunge zu wühlen. Ich beisse sanft zu, bis er sich wieder zurückzieht. Ich kann in ihrem Ausdruck einen kleinen Schmerz erkennen. Eine Frage. Spiel?
Sie setzt sich umständlich auf meinen Schoss. Sie ist schwer und ich muss mich zusammenreissen, balancieren, dass wir nicht beide das Gleichgewicht verlieren und von dem Hocker fallen. Irgendetwas wird in mein Ohr geflüstert, ich kann ein Zuviel an Haarspray an ihr riechen. Eine Hand wandert an meinen Schritt. What`s up? Don`t you want to fuck?. Nein, ich will nicht. We just came in here to drink a beer. I am sorry. Woher ich sei? Nein, meine Heimatstadt interessiert sie nicht wirklich. Auch nicht die weltweit bekannte Kirche, von der sie aber schon gehört habe. Sie unternimmt einen weiteren Versuch. Presst meinen Kopf mit beiden Händen in einem Moment, als mein Oberkörper wieder etwas Spannung abbaut, an ihre Brüste. Weiche Haut, billiges Parfum eine Schnalle ihres Oberteils reibt an meinen Wangenknochen. Ich muss husten. Körperspannung baut sich wieder auf. Sie reagiert sofort, drückt mich wieder von sich weg. Ich versuche das Missverständnis endgültig aufzuklären, da erscheint Fernando wieder an unserem Tisch. Eine Diskussion zwischen ihm und ihr entsteht, ich kann leider nichts verstehen. Sie wird lauter, flucht offensichtlich. Zwei der Jungen des Nachbartischs, die die Szene beobachtet haben, wie es scheint, erheben sich, bewegen sich in Richtung unseres Tisches. Ich soll fünfzig Euro auf den Tisch legen, zischt mich Fernando in einem Nebensatz an, immer noch hitzig mit ihr Verhandlungen führend. Ich tue, wie mir geheissen. Das Interesse an uns hat mittlerweile die ganze Bar erreicht. Wir sind umringt. Mädchen. Die Grimmigsten der jungen Männer. Berührungen, die sich bis zum Gezerre steigern. Wir werden in Richtung Eingang geschoben und gedrängt. Jemand macht sich an meiner Jacke, an meinen Haaren zu schaffen. Fernando bekommt eine Ohrfeige von einer Hand aus der Menge. Die Tür öffnet sich und unter lautem Geschrei werden wir auf die Strasse befördert.