Ein Meister

(B17)

Nach acht Uhr gehört es ihm allein. Wenn sich die letzten Wellen gelegt haben und die Oberfläche sich entkräuselt hat, steigt er hinauf und macht es sich bäuchlings auf dem Brett zurecht. Nur sein Kopf ragt dabei über den Steg, denn er ist nicht schwindelfrei. Erst sucht er nach seinem Schädelumriss, der ihm dort unten als erster Anhalts- und Ausgangspunkt bei der Augenfahrt dienen soll. Mit diesen fährt er dann seine Rahmung ab, dann die acht dunkelblauen Zellen, die von der untergründigen Lineatur als abstraktes Gebilde und in strenger Anordnung hologrammatisch durch die durchsichtige aber liquidstraffe, bläuliche Wand geworfen wird. Von dort oben sind kaum mehr Details erkennbar. Hereingewehte Blätter, die an diesem Gebilde mitwirken. Körper, die sich in der Scheinschwebe halten. Oder eben eine Oberflächenbewegung, die dem ganzen einen öligen Anstrich zu geben vermag. Wenn Umfeld eindringt: Mensch. Natur. Oder ein Fallwind. Wenn er sich daran satt gesehen hat und seine Wanderung wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrt, blendet er kurz das Umfeld ein. Sieht hinaus durch die Glasscheiben auf den ausgestorbenen Parkplatz und ein paar wenige, die noch einen späten Bus erreichen. Dann ist es endlich Zeit. Er erhebt sich, tritt ein, zwei Schritte zurück, nimmt etwas Anlauf und läuft, aber nur wenig schneller, zum Rand des Bretts. Noch bevor er dieses springend verlässt, schliesst er seine Augen.

Wie er nun mit diesem Bild im kürzesten Moment zusammenfällt, kann er nur vermuten. Er spürt die Härte des Materials, das ihn aber auch gleich zu umschliessen imstande ist. Denkt sich die Oberfläche, die spritzend in den Raum eingreift, was auch sehr gut zu hören ist, und also die feuchte Wunde, die er mit seinem nackten Leib geschlagen hat. Die sich unverzüglich über ihm schliesst. Dann steigt er aus dem Becken, nimmt eine Dusche und trocknet sich langsam ab.