Endlich April

Der März war Murks. In diesem Jahr

war März mehr so ein Februar,

wo alles nur mit Mütze ging.

Kein Keim-, kein Sper-, mehr Pelzfäustling.

Wo man den Kragen steiler stellte

und ächzend stapfte durch die Kälte.

Das Land hat inständig gehofft:

Komm, Erderwärmung! Ach, wie oft

saß ich am Fenster, gram und finster,

und starrte auf den toten Ginster.

Verweint. Wohl wissend, was ich will:

Ach, komm doch bitte bald, April!

Kurzum: Man hasste diesen Märzen.

Doch nun nahst Du, Monat der Herzen,

den man sonst ,wankelmütig’ schilt.

Und süße Düfte, lau und mild

durchwabern Wiesen, Wald und Nase,

bewegen Wiesel, Wild und Hase.

Auch Gattung Mensch – hormongeflutet –

wird lendenseitig gut durchblutet.

Du bist’s, April, genannt “Der Tolle”,

lockst Kraut und Krokus aus der Scholle.

Das Schlachtvieh steht schon an am Grill.

Sei mir gepriesen, Freund April!

Der Frühling kommt. Auch in Berlin,

wo Kabinett und Kanzlerin

doch sonst oftmals bis Maienzeit

(Beginn der Frühjahrsmüdigkeit)

bloß tiefschlafartig überwintern.

Den breit gebauten Aussitzhintern

bewegt sie und erhebt ihn nun

zu regem, republikem Tun.

Blüht auf, erstrahlt, steht voll im Saft,

gestaltet, steuert, macht und schafft.

Und wir bewundern sie nur still.

Zu Strophe drei: April, April!

taz > (GROa)