Erntetag

Jeder, der Gemüse mag,

liebt den Ausruf: Erntetag!

Weil man gern der Arbeit Früchte

schließlich auch genießen möchte.

Frisch, gesund und ungespritzt.

Hier wird kein Konzern gestützt.

Also steh ich vor den Beeten,

froh zunächst, doch dann betreten:

Übers Fallobst zieht der Schimmel

unter dunkelgrünem Himmel.

Fünfzehn gingen ans Getier,

sieben Äpfel bleiben mir.

Der Salat: fatal geschossen.

Schnecken: froh und unverdrossen.

Winzig ist die Möhre bloß.

Herr, der Sommer war doch groß!

Sieh dort die Kohlrabi-Form,

ist die nicht total abnorm?

Dito die Kartoffelknollen –

die kann keiner wirklich wollen.

Welke Wicken! Kranke Kressen!

Und ich brauch doch was zu essen.

Wo einst Wirsing war, wächst nichts.

Liegt es an der Art des Lichts?

Liegt es am Diktat der Sterne?

Hat Gemüse mich nicht gerne?

Oder liegt es gar daran,

dass ich gar nicht gärtnern kann?

Ja, da wären noch die Beeren,

wenn da nicht die Amseln wären.

Kommt doch jährlich das Gefieder

nur der Beeren wegen wieder.

Auch der Lauch ist knochentrocken.

Mausetot, die Artischocken,

wie auch Gurkenart “Grimaldi”.

Bleibt jetzt bloß der Gang zu Aldi.

taz > (GROa)