Hir blüht Natur und Kunst / und was man seltzam nänt

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DIß ist der traute Sitz / den Themis ihr erkohren.

Da Svada sich ergetzt / der hohen Weißheit Zelt

Das aller Künste Schaar in seinen Schrancken hält,

Vnd was berühmte Leut aus ihrem Sinn gebohren!

Hir leß ich / was vorlängst Gott seinem Volck geschworen

Hir sind Gesetz und Recht’ hir wird die grosse Welt

Beschriben / ja was mehr; gebildet vorgestelt /

Hir ist die Zeit / die sich von anbegin verlohren.

Hir find ich was ich wil / hir lern’ ich was ein Geist

Hir seh ich was ein Leib / und was man Tugend heist,

Schau aller Städte Weiß’ und wie sie stehn und fallen.

Hir blüht Natur und Kunst / und was man seltzam nänt

Doch als ich disen Mann / der alhir lebt erkänt /

Fandt ich durch alles ihn / und weit gezihrt vor allen.

Andreas Gryphius, In Bibliothecam Nobiliß. Amplißimique Viri GEORGII SCHONBORNERI, De & in Schönborn & Zissendorff. S. Caes. Mai. Consiliar. Comitis Palatini, Fisci per Silesiam & Lusatiam Praefecti.1643, via Projekt Gutenberg