Ich bin da! / A2S1(3)

(D12)

R1

KÄS: Ich sage nur: Datenmigration.

SACHWITZ: Und erst die Lizenzverträge.

KÄS: Die schlucken alles. Selbst die Direktionsreserve.

SACHWITZ: Hilft aber nix. Wir sind benutzerfreundlich.

KÄS: Kundenfreundlich.

SACHWITZ: Anwenderfreundlich.

KÄS: Anwenderinnen- und anwenderfreundlich.

SACHWITZ: Zu allen freundlich.

KÄS: Am Ort der Freundlichkeit.

SACHWITZ: Am Ort der Freundschaft.

KÄS: Auf die Freundschaft!

SACHWITZ (während sich die beiden in die Arme fallen): Auf die Freundschaft!

AUTOMATENSTIMME: Durchsage 925. Gesucht wird das Buch mit der Freihandsignatur „ig 38141“ und dem Titel „Von der Freundschaft“ von Michel de Montaigne. Wir erbitten Rückmeldung an 4426. Ende der Durchsage.

R3

Die Powerpointshow wirft mittlerweile nur noch Bilder von lächelnden Singles, Paaren, Familien, Rentnern bei unterschiedlichen Tätigkeiten aus.

NEUMANN: Ein kleines bisschen effizienter.

MAURER: Nur ein wenig offener.

NEUMANN: Zukunftsorientierter.

MAURER: Es steht doch der Mensch im Zentrum.

WEBER (eingeknickt, wirkt gebrochen): Wir sind Dienstleister, ich weiss.

NEUMANN: Wir stehen für eine neue Zeit.

MAURER: Und Sie müssen wissen, wofür Sie stehen!

WEBER: Aber es ist doch alles längst zu spät.

NEUMANN: Nichts ist zu spät.

MAURER: Zu spät sind die anderen.

WEBER (weinend):  Aber ich kann das alles nicht. Ich bin doch auch Buch. Zu viel Papier um zuwenig Papier. Verstehen Sie nicht? Ich steck doch zwischen Deckeln. (Wird lauter, bald schreiend). Ich kann brennen. Ich gehöre ins Regal. Ja. Ich bin auch noch da, wenn das Licht erlischt. (Schreit). Ich bin da! (Beginnt an seinen Abzeichen zu reissen, Neumann/Maurer wollen ihn beschwichtigen und halten ihn fest).

JÄGER (via Lautsprecher): Ruhig, lieber Dr. Weber. Ganz ruhig. Wir können Sie ja gut verstehen. Änderungen von eingespielten Abläufen können uns manchmal verunsichern, ganz besonders, wenn man noch nicht so genau weiss, wie es werden wird. Aber dieses „wie es werden wird“, das liegt hauptsächlich an uns und da zähle ich auf Sie. Es wurden ja schon Leitsysteme montiert. Aber für unser inneres Leitsystem, da müssen wir uns noch etwas Zeit lassen. Wir brauchen Geduld. Geduld mit uns selbst und mit den Kolleginnen und Kollegen.

Wir nehmen uns Zeit, die wir für das Zusammenkommen brauchen und wir erinnern uns gegenseitig immer wieder an unser Ziel. Wir schaffen es, eine Institution zu werden mit professionellen Dienstleistungen für Lehre, Forschung und Öffentlichkeit. Wir schaffen das! Ich zähle auf Sie und bin sicher, dass wir dereinst stolz auf das Geleistete zurückblicken werden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende und bin, mit den besten Grüssen, Ihr Dr. Jäger.

Weber entspannt sich in der Zwischenzeit sichtlich. Maurer/Neumann kehren an ihre Plätze zurück.

Blackout