Ich mache hier nur meinen Job / A3S2(3)

(D24)

KÄS: War da noch was?

SACHWITZ: Eine schwarze Liste von Verlagen. Soll ich vorlesen?

KÄS: Nein, danke. Das es soweit kommen muss. Eine neue Bestellpolitik hat man mir angedeutet. Eine offensive und umfassende neue Bestellpolitik, hat man uns gesagt. ich hab mir dabei ja erst nichts gedacht. Jeder hat vermutet, dass man sich endlich zusammentäte um den Kartellen der Digitalen Anbieter endlich etwas entgegenzusetzen. Aber so?

SACHWITZ: Das ist doch fast Zensur.

KÄS: Das kann man fast so sagen.

SACHWITZ: Fast.

WERBETRAILER: Wir sind immer für Sie offen. Wir sind offen. Wir schliessen nie. Wir sind Ihre Bibliothek.

Immer mehr und dichter werden Bücherwägen im Hintergrund von R1 abtransportiert, so dass es da und dort zu kleinen Staus kommt. Wieder sind Neumann und Maurer mit der Beaufsichtigung des Abtransports beschäftigt.

SACHWITZ; Herr Neumann. Warten Sie doch mal.

NEUMANN: Bitte?

SACHWITZ: Können Sie uns vielleicht sagen, was aus uns werden soll?

NEUMANN: Ich verstehe nicht recht.

SACHWITZ: Na. Wenn hier die ganzen Bücher verschwinden, sind wir wohl doch bald eher überflüssig. Oder nicht?

NEUMANN: Genaueres kann ich Ihnen da auch nicht sagen. Das sind Fragen, auf die Ihnen aber ganz sicher Herr Weber eine Antwort geben wird. Wenn er es nicht sogar schon tat. Ich mache hier nur meinen Job.

KÄS: Ich finde, das ist eine ganz zentrale Frage, die alle angeht und über die auch alle ausreichend informiert sein sollten.

NEUMANN: Meines Wissens und mit bestem Wissen und Gewissen kann ich Ihnen nur sagen: Die Zukunft wird sicher sein.

WERBETRAILER: Ihre Zukunft ist so gut wie sicher. In Ihrer Bibliothek.

R2

Flitz und Flugs operieren immer noch an den Informationstafeln. Es kommt teilweise zu kleinen gegenseitigen Sabotageaktionen, indem wechselseitig absichtlich Broschüren und Aushänge entfernt bzw. weggeworfen werden.

FLUGS: Das reicht jetzt. Das hier geht doch gar nicht. Mensch Flitz, Sie haben es immer noch nicht gelernt.

FLITZ: Habe was nicht gelernt? Sie sehen doch, was ich tue.

FLUGS: Das sehe ich wohl. Prioritäten setzen. Ich habs Ihnen schon tausendmal gesagt. Was Sie da aufhängen ist doch alles gehobener Quatsch.

FLITZ: Ich bitte Sie!

FLUGS: Sie bitten mich wieder? Und wenn das nicht Quatsch sein soll, dann ist es in hohem Masse bedenklich.

FLITZ: Wollen Sie mir etwa wieder drohen?

FLUGS: Sie lassen mir ja keine andere Wahl. Es sei denn …

FLITZ: Ich werde Ihnen nicht schon wieder Ihre Arbeit erledigen. Das können Sie vergessen. Dieses Mal werde ich andere Wege finden …

FLUGS: Soso. Andere Wege. Finden. Probieren Sie das nur. Haben Sie nicht etwa auch Kinder? Haben Sie sich nicht etwa erst ein kleines Häuschen am Stadtrand gegönnt? Sie spielen da ein sehr riskantes Spiel.

FLITZ: Das ist ja unerhört. Sie wollen mich erpressen?

FLUGS: So würde ich das nicht nennen. Aber Sie lassen mir da keine andere Möglichkeit.

Flitz versetzt Flugs eine zaghafte Ohrfeige. Flugs ohrfeigt zurück, worauf Flitz ihr den Arm auf den Rücken dreht. Flugs stösst Schmerzenslaute aus.

Aus R1

AUTOMATENSTIMME: Durchsage 2137.

WEBER: Frau Flugs, bitte zu mir ins Direktionszimmer.

AUTOMATENSTIMME: Ende der Durchsage.

FLUGS (wird losgelassen): Das werden Sie mir büssen.

Blackout