(Materialien zu DTmF, Signaturelement: Schlafphase)
Die Halbschlafbilder als Literatur das ist das Thema dieses Buches. Die Verheissung, durch sie das Unerhörte sagen zu können, das sich sonst der Sprache entzieht, das Einleuchtende, weil rein bildlich vor dem inneren Auge stehend, ohne Bedeutungskonvention, unmittelbar, ohne Vermittlung. Von einem inneren Sehen ist da die Rede, das weder wacher Gedanke ist, noch Symbolsprache des Traumes. Ein Sehen, das in paradoxer Weise das Unfassliche Gestalt werden lässt. Ein Sehen des Nicht-Identischen, des sich Wandelnden, des Vielen auf einmal. Man hat das auch als die Wahrnehmung des Klaren im Verworrenen bezeichnet. (…) Im Zentrum steht dabei immer wieder die Desorientierung insbesondere beim Erwachen: Der Schlaf hat den Plan des Ortes, an dem man sich befindet, verwischt. Der halb noch Schlafende ist ohne Orientierung; um sein Leben einzuordnen, kommt es nun zu unwillkürlichen imaginativen Versuchen, dem Unbekannten, Unbestimmten, Verwirrenden Form zu geben.
In der Einleitung zu: Pfotenhauer, Helmut. – Nicht völlig Wachen und nicht ganz ein Traum. Die Halbschlafbilder in der Literatur. S.2f.. Würzburg, 2006
Darin v.a.: Gesichte an den Rändern des Traumes: E.T.A. Hoffmanns Poetik der Halbschlafbilder. S.70ff.:
Nicht sowohl im Traume als im Zustande des Delirierens, der dem Einschlafen vorhergeht, vorzüglich wenn ich viel Musik gehört habe, finde ich eine Übereinkunft der Farben, Töne und Düfte. Es kömmt mir vor, als wenn alle auf die gleiche geheimnisvolle Weise durch den Lichtstrahl erzeugt würden und dann sich zu einem wundervollen Konzerte vereinigen müssten.(In: E. T. A. Hoffmann, Kreisleriana I, 5. Höchst zerstreute Gedanken)
(
) Hoffmann (…) stellt diese in jener Zeit viel diskutierten Halbschlafbilder ins Zentrum seiner Poetik einer Poetik des Visionären, des Schauens, das aber nicht bloss eingebildet, sondern auf eine eigentümliche Weise wirklich sein soll. Das wirklich Schauen des späteren serapionischen Prinzips hat hier, was bisher nicht gesehen wurde, seinen Ursprung. (…)
Es handelt sich hier, in dem früheren Text, um ein Schauen, das das Zerfliessen und Zusammenfliessen, also das Entgegenständlichen (h.h., verlinkung: hab), mit höchster Evidenz paart. Es ereignet sich sozusagen im Vorhof des Traums, einem Zustand des Delirierens, in welchem das Bewusstsein noch nicht ganz ausgeschaltet ist, der also verspricht, gut durchdacht und beobachtet werden zu können. Ein Zustand aber, der im Gegensatz zum Traum wenig zu besagen scheint, der nichts repräsentiert, kein Vorgängiges, Äusseres, kein Künftiges, kein Übersinnliches, das insgeheim die Welt zusammenhält. (…)