ferne herrschen die grossen eber und die grossen gabeln ferne geht die sonne in der erde du gehst den weg es geht schnell für den heimweg verlässt du beide für den heimweg rufst du viele für den heimweg suchst du viele gehst in ehemaligen schuhen
du gehst hastig und gross weiter du gehst in strengen schritten tust heftig gehen tust viel dem weg geben tust finden den heimweg tust rufen und gehen und sehen und verlassen und hast hell findest den weg tust gehen du weichst nicht vom weg und du schaust nicht zurück und du gehst rufend und du gehst schnell tust hören tust sehen und gehst tust bei dir haben die ehemaligen und weiteren kleider tust viele länder durchgehen tust sehen und tust hören für den heimweg hast du flügel und flossen und eine akelei du gehst den weg der weg ist hell gross verlässt du eber und gabel tust gehen und tust sehen und tust hören und du findest weiter hast ein kind gefunden tust das kind mitnehmen tust das kind in viele länder führen du gehst mit dem kind und das kind geht mit dir du verlässt viele länder und du weichst nicht vom weg und du gehst mit dem kind und das kind geht mit dir
du siehst heute den eber und die gabel in der ferne und du rufst ihnen und du gehst weiter und du weichst nicht vom weg und du gehst mit dem kind und das kind geht mit dir für den heimweg findest du rosen und sie leuchten für den heimweg hast du brot und wasser für den heimweg findest du einen begleiter gross geht ihr zusammen und ihr geht den weg und ihr seht und ihr hört und der weg ist hell gross geht ihr geht zusammen und ruft viele und viele kommen geht den weg der weg ist hell es geht schnell ihr geht zusammen
euer weg ist gross euer weg ist hell euer weg ist da und ihr geht in frieden und heute geht ihr ruhig und heute tut ihr heimgehen und heute tut ihr füreinander gross sehen und gross hören heute geht ihr heim heute tut ihr euch einander geben heute tut ihr ehemaliges licht finden heute leuchtet ihr gross gebt ihr euch einander gross fliesst ihr nebeneinander
Zürich, 15. bis 19. Oktober 1998
Die Texte dieses Bandes sind zwischen 1997 und 2012 entstanden und verdanken sich der Neugierde, der Lust am Experimentieren und dem Willen, die Enge der Konventionen zu verlassen.
Sie bestehen aus wenigen, vielfach wiederholten Wörtern und fast nur aus Hauptsätzen. Ihre Sprache mutet fremd und archaisch an. Diese Texte sind Dichtung im Rohzustand, unbearbeitet, unlektoriert, unkorrigiert – poesie brute.
So wie die Künstlerin Beatrice Maritz ihre Bilder schafft, so schreibt sie auch ihre Texte: mithilfe eines Pendels. Dieses lässt sie über dem Alphabet kreisen, und irgendwann zeigt es auf einen Buchstaben, dann auf einen zweiten, dann auf einen dritten und so weiter. Sie notiert Buchstaben um Buchstaben, und so entstehen Wörter, und aus den Wörtern entstehen mit der Zeit Gedichte und Gesänge von eigentümlicher Schönheit.
Die einen vermuten im Pendel einen Schlüssel zu höheren Welten, die anderen sehen in ihm eine Angel, mit der sich in trüben Gewässern fischen lässt. Für Beatrice Maritz ist es einfach ein Hilfsmittel. Es hilft ihr, sich aufs Jetzt zu konzentrieren.
(c) / Auszug aus: Beatrice Maritz: für jetzt. edition pudelundpinscher, 2012, ISBN 9783952373682
Beatrice Maritz, geboren 1962, lebt in Erstfeld, besuchte die Kunstgewerbeschule Zürich und die Kunstakademie Düsseldorf, erhielt verschiedene Stipendien und den Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis und zeigte ihre Arbeiten im In- und Ausland.
Links / Mehr:
http://www.pudelundpinscher.ch
Über Beatrice Maritz