Mitte des Lebens

Variation auf ein Thema von Dante

Nel mezzo del cammin di nostra vita

mi ritrovai per una selva scura

(Dante, Inferno I. Canto)

Da ich nun in meines Lebens Mitte stehe

Und mein Augenweiß wie Schnee mir schmilzt

Die Dinge nun so sind wie ich sie sehe

Und jeder neue Tag mir sagt: Jetzt gilts!

Überschaubar im Rückblick – so schrumpft

Nun zusammen auf ein graues es war

die Tage, die Stunden und tot trumpft

nun auf jedes vergangene Jahr

Die Mitte des Lebens – behauptest du kühn –

Sei das, wo du stehst – doch willkürliche Zahl

Denn wer kennt sich schon selbst und sein inneres Glühn

Die Verfallzeit des Brennstabs – da ist keine Wahl

Man weiß nur vom Wald und vom Dunkel darin

Der Brennstab wird kalt und mit ihm der Sinn

Der dir half diese Strecke in Anstand zu gehen

– indem du ihn legtest ins Denken ins Tun

Geh von hier aus ruhig weiter, du wirst dann schon sehn

Ob fern oder bald

Und in welchem der Kreise

Du einstmals wirst ruhn