Philosophen-Frühling

Im Innen eiskaltes Kalkül,

doch lau der Frühling außen –

da hat der Denker das Gefühl,

er muss auch mal nach draußen.

Dispute kümmern in dem Fall

Albertus Magnus wenig.

Die Klasse muss zum Völkerball.

Und er? Wie immer König.

Auch der termingenaue Kant

mit Lampe, seinem Guten,

macht Ausgleichssport am Spielfeldrand

(Gymnastik, elf Minuten).

Da vorn bringt an der Freibad-Bar

ein Subjekt namens Hegel

den Geist an sich, der einzig wahr,

mit Sekt auf Nichtdenk-Pegel.

Selbst Nietzsche, der sonst schweigsam ist,

belehrt, bekehrt, bequatscht da

‘nen Dompfaff (Thema: Antichrist)

und pfeift “La Cucaracha”.

Derweil in blühendem Gebüsch,

beschützt vor fremden Blicken,

Herrn Heideggers seiendes Ich

und Fräulein Arendt … äh … reden.

Dort! Sloterdijk mit Baseball-Cap

bequem ins Gras gekugelt,

wo er in Badeshorts am Lap

sich selbst bei Google googelt.

Bloß Schopenhauer und sein Pu-

del sitzen giftig-bitter

fernab der Philosophen-Crew.

Ihr Wille: ein Gewitter!

taz > (GROa)