Salzkristalle & Trüffelpilze (Auszüge, 10/2013)

Im Namen des Fetten, des Lohnes und des Holocaust.

Die Phrenologie ist nicht mehr Sache unseres Jahrtausends. Trotzdem meinen wir zu wissen, wann wir einen ›Charakterkopf‹ vor uns haben. Auf Eduard von Keyserling (1855–1918) trifft dies aus Sicht der meisten Menschen kaum zu: Als derart hässlich und im direktesten Wortsinn ›dekadent‹ gilt der Schriftsteller durch das Porträt von Lovis Corinth, das ihn als Mittvierziger zeigt. Doch vielleicht liegt diese Wirkung hier vornehmlich darin, dass der nobel aufrechten und stolzen Haltung des Grafen das Gesicht quasi widerspricht: Eingefallen und bleich scheint es, dazu kommen eine proportional zu große Nase, wüste Tränensäcke und ein praktisch nicht vorhandenes Kinn. Die Augen schauen wie ›entgeistert‹ ins Leere.

Wer liebt einen Schwabbel-Schwamm?

Ich schmeiss alles hin und werde Operettenprinz.

Das Christentum in seinem Jetzt-Zustand und seiner Herkunft kann gut für alle Religionen stehen: Seine verderblichen Funktionen offenbaren die Negativität religiöser Vorstellungen und kirchlicher Systeme an sich. Diese Herrschaftssysteme dienen objektiv weder Befreiung noch Erlösung (das tut zwar Literatur auch selten, aber:) … sondern Unterdrückung und Desorientierung.

Jean Pauls Prinzip der Traum-Literatur: leichter als Luft. Das Konstrukt der Techniker: schwerer als Luft.

Widerstreit zwischen der Welt, wie sie (fast) alle wahrnehmen können und der Art, wie sie mein Körper noch wahrnimmt.

All diese kleinen Wohnlebgelegenheiten: Jedes Mal ein herbeigesehnter, mechanischer Uterus?

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