talschlüsse 1

wir wollen nicht dramatisieren. zwei feuerwehrleute sind gestorben. nachhaltiger regen, die letzten tage. für heute ist dauerregen angekündigt. man liegt halbsicher im bett, geht dann wieder hinaus auf die terrasse mit dem fernglas und sieht die erodierte erde, die von den hängen abgegangene auf der gegenüberliegenden seite des sarnersees. heute nacht die sirenen. das kind schrie kurz auf, beruhigte sich bald und schlief wieder ein. die familie scharte sich um das radio, etwas anderes gibt es nicht, und empfing die warnungen. bleiben sie zuhause. benutzen sie den notruf nur in notfällen. zwei feuerwehrleute in entlebuch gestorben. man ging noch einmal ins bett. wacht nach ein paar stunden wieder auf. unruhig. beobachtet den nachbarn, einen bauladenbesitzer, der seine gerätschaften einer hilfstruppe zur verfügung stellt. aktivität. auch ein ungewohnt hohes verkehrsaufkommen vor dem haus. der blick auf den berg hinter unserem haus. da sei noch nie etwas heruntergekommen. die nächsten radioberichte. die meisten strassen unterbrochen. unbefahrbar. jemand macht frühstück. kaffee ist noch da. und milch. und brot.

gerade lese ich olga flors talschluss. eine familie, die in einem tal von der aussenwelt abgeschnitten wird. ein klammes soziotop, das sich allmählich wiederherstellt. eine geschichte rast auf ein unheil zu.

aber wir sitzen noch im trockenen. holz ist auch noch da. zwei feuerwehrmänner werden tot in entlebuch geborgen. wir wollen nicht dramatisieren.