talschlüsse 2

„leben wie zu gotthelfs zeiten“ oder ähnlich, hiess die fernsehserie, die vor geraumer zeit ausgestrahlt wurde. man fühlt sich erinnert, ohne sie jemals gesehen zu haben. dies ist der zweite tag des talschlusses. der seepegel ist weiter gestiegen. seit fünfzehn stunden ohne strom und telefon. gottseidank gäbe es handys, möchte man sagen, aber deren akkus werden bald erschöpft sein. man stelle sich das nicht romantisch vor: die behörden hatten vor einem tag geraten, vor genuss des leitungswassers dieses abzukochen. naturgemäss problematisch, ohne strom. das wasser für die milchflasche des kindes muss über feuer abgekocht werden. zeit bekommt eine neue dimension. das kind schreit. zu recht.

treibholz zieht in langen schlieren über den braunen see. die wenigen leute, die man trifft, sind freundlicher als sonst, grüssen. das tal ist ruhig.

ein vogelschwarm feiert ein fest auf einem birnbaum, der weiss, wie es weitergeht. birnbäume sind optimisten.

der letzte bäcker, der auch kiosk ist, schliesst. wir können gerade noch ein halbdurchgebackenes brot bekommen, und etwas mineralwasser.

der hang, den wir hinunterschauen: enten sammeln sich an seinem fuss, erkunden neuland. die obstbäume beruhigen etwas. aber die zigaretten werden knapp. es befinden sich noch acht in der packung. eine weitere halbe im aschenbecher auf dem balkon. leichter fallwind kräuselt die oberfläche des sees.