(kannibalische texte)
oder: formen der binnen- und intertextualität im dranmor-komplex.
beispielsweise: wilde wehen (IV,1e) und das erscheinen der passage in einem themenheft der klivuskante (25). das zeige doch, dass diese passage(n / (ich würde sagen, auch andere hätten diese qualität, bspw: Über Berge schreiben)) auch ohne einen kontext funktionieren. (die passage dokumentiert einen geburtsvorgang, beschreibt, wie ein text entsteht; der im manuskript darauffolgende wiederum ist eine passage als erzählung mit dem titel Loipenblut (IV,1f)). pikant: der offensichtlich harmlos daherkommende text (konventionell erzählt, fast pointenlos, mit einem eher stabilen ich-erzähler) wurde selbst einmal eingeschickt und abgelehnt. verschränkungen: in loipenblut geht es am ende um mögliche kannibalische handlungen eines verschwundenen erzählers. durch die hineinmontage (vgl. auch Ein konventioneller Magaziner (III,3c)) in dieses manuskript entsteht die paradoxie der aufladung eines erzähltextes durch den kontext: der beschreibung eines erzähl- oder schreibprozesses. der zweite text kannibalisiert also den ersten. der erste im rückblick den zweiten. das kannibalenmotiv kommt aber nicht unvermittelt, sondern wurde schon im vorgängigen kapitel durch die erwähnung hans stadens und dokumentation seiner aufzeichnungen über das brasilien des 16. jh. vorbereitet. welcher text verschlingt nun welchen und bleibt am ende übrig? analog: ist nicht auch der überschreibungstext ein verschlinger des dranmortextes oder vice versa? (darüber muss man sich gedanken machen. und: ob nicht vielleicht dieses motiv das hauptmotiv der ganzen veranstaltung ist). die parasitäre beziehung des erzählers zu seinem material. oder: des autoren zu seinem erzähler. auch hier wieder die komplexe struktur der beziehungsebenen. nicht zuletzt das pilzmotiv. eine später sehr präsente verbildlichung der angst des wirtes vor einem ungebetenen gast (ersetze vielleicht?: autors/leser). wie auch immer: loipenblut wird in diesem kontext erst richtig lesbar. CONTAINER: an der Stelle ein Dank an Tatjana Markulin, ohne deren Kommentar ich vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen wäre Wilde Wehen (in einer nur leicht bearbeiteten Form) einzusenden …
(zu dranmor IV,1a – IV,1f; übersicht überschreibungen)