überschreibungen 20

(therapieren)

wie leicht gehen dagegen diese passagen von der hand, was das lesen angeht. (an ihr geschriebenwerden habe ich keine erinnerung mehr). es ist natürlich die freiheit des denkens über anstalten, wenn man noch nicht in ihnen gelebt hat. hätte ich die waldau besucht, wäre das ergebnis sicher ein ganz anderes. so gibt es also nur ein bild aus auswertungen einiger weniger materialien, die sich auch noch fiktionen nennen. und ein paar homepages. (die natürlich auch nur fiktionen sind: möchte man sich das augenscheinlich machen, muss man sich nur den quellcode anschauen). der fluss der sprache, wie ich denke, hier also (zum ersten, zweiten, dritten mal?) angemessen und das medikamentöse ineinander der zeichen und bilder, der sprünge und ausblendungen. man stelle sich darunter eine fast nüchterne betrachtung vor, unter dem vorzeichen einer gedämpften wahrnehmung, freilich.

der roman, der aufbau, die sprache, subjekte usw. eine einzige anstalt, sagt sie. die flure, gänge, kanäle, das alleinsein darin – ihre architektur. die vermeintliche entwicklung des erzählers, des erzählstrangs – eine nur mutmassliche. fast komme man auf den gedanken, der text sei dort geschrieben worden. ob es das sei, was ich vorhatte: einen anstaltstext à la marat/sade, und: aber: nicht mit ihr. sie sei meine lektorin und war meine geliebte. um mich, um DAS zu therapieren müsse ich mir jemand anderes suchen. sie werde sich nicht mehr bei mir melden. sie will, dass ich mich nicht mehr bei ihr melde. ich müsse das nun alleine zuende bringen. sie geht.

dabei muss noch an der vorgeschichte (dem in doppelter hinsicht gescheiterten exhumierungsversuch des dichters In Frieden I und II = VIII,4a und VIII,4b) gearbeitet werden. die herausstellung, vielleicht auch überzeichnung einer weiteren substitution, der der absetzung der appenzeller und aussetzung (überantwortung) einer wissenschaftlich anerkannten medikation. (). (auch dies natürlich gedacht als vorboten einer weiteren zäsur oder eines konsequenten schrittes in richtung vollständigem wahrnehmungsverlust des erzählers. (nicht verlust, aber vielleicht: verfall und umbau)). CONTAINER: Es gab eine (positive) Reaktion zu einem Teil des Waldauabschnitts, und der Art und Weise, wie hier “Anstalt” aus der Perspektive abgebildet wurde. Ich habe darauf etwas grossflächiger, also den Gesamttext berücksichtigend, geantwortet. Vielleicht würde ich jetzt etwas anders darauf antworten, zitiere aber einen Teil des damaligen Antworttextes trotzdem: hier vielleicht auch ein weiterer kleiner wendepunkt in der novelle. die äusseren umstände, zb der rahmen der arbeitswelt (wie hier), der sozusagen auch den verschobenen erzählerzustand spiegelt. das ganze (dranmor I-x) auch als fahrt eines eigentlich durchschnittlichen ins randständige, pathologisch normalverteilte – das auf einer etwas engen folie mit historischer schleife. eigentlich war der ursprüngliche plan die darstellung einer überidentifizierung mit (jemandem) vergangenem als mangelerscheinungseffekt – ich glaube, es wird mehr und mehr nebensache.. wahrscheinlich muss man den gesamten Überschreibungentext als Antwort darauf verstehen …

(zu dranmor VIII,4a-VIII,6; übersicht überschreibungen)