(M11)
Auf qualitative Differenzierung ist auch in der vorliegenden Arbeit verzichtet worden. Ersatzweise sei hier die Frage nach der Interdependenz von literarischer Qualität einer Darstellung und ihrer Bewertung des Sujets gestellt. Läßt man als Qualitätsindex jene Auswahl gelten, wie sie durch Verzeichnung in einem neueren Literaturlexikon mittleren Umfangs geleistet wird, so erfüllt etwa die Hälfte der ausgewerteten Texte diese Bedingung. Von diesen nun stellen rund 60% Bibliothek und Bibliothekar mit überwiegend negativen, zumindest aber satirisch überpointierten Eigenschaften dar, signifikant mehr als das Gesamt der Texte (etwas mehr als 40% negative Urteile). (…) Selten oder höchstens in Arbeiten minderer literarischer Potenz ist die Bibliothek selbst unaustauschbarer Darstellungsgegenstand, ist ihre Eigenart als Arbeitsplatz abhängig Beschäftigter thematisiert: Häufiger dagegen begegnet sie als Mythenträger. Selten auch nimmt der Bibliothekar mit seiner Berufsidentität Gestalt an: Literarisch reizvolle Protagonisten werden fast durchweg unter der Rubrik intelligenter Sonderling geführt.
In: Döhmer, Klaus. – Merkwürdige Leute : Bibliothek und Bibliothekar in der Schönen Literatur. Würzburg : Königshausen und Neumann, 1982 (S.96f.)