(…) Literatur sollte utopischer Gedanken, wie man ihn vorm Einschlafen hegt als Antwort auf ihr Bedrohtsein nur noch in geringer Auflage herauskommen, damit echte Nachfrage nach den 3000 oder 4000 Exemplaren entsteht (das wäre schon ein Bestseller), einer Ware mit hohem Stückpreis. Warum nicht 50 Euro für ein Buch, das anstelle eines Vorworts seine Kalkulation enthielte, bei der die Arbeitszeit des Autors mit dem Stundenlohn eines Handwerksmeisters angesetzt wird? Davon könnte man schon existieren, auch der ältere Autor, dessen langes Schreibleben heute kein Bonus mehr ist, sondern ein Malus. Der Versand liefe über das Internet, die Werbung über Kritik. Es gäbe keine Vorschauen mehr, keine Vertreter, keine Anzeigen, und nur ausgesuchte Buchhandlungen bekämen die Lizenz für gute Bücher. Weniger wäre unendlich viel mehr. Nur damit käme die Literatur vielleicht noch einmal auf einen grünen Zweig.
Bodo Kirchhoff in: literaturen1/2_08 (Wie es um uns steht)