Das Geräusch des Werdens
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„Ein gewagtes, außerordentlich gelungenes Debüt … Unverkennbar stand für das subtile Geflecht der Erzählfäden Mircea Cartarescu Pate, und obwohl Aléa Torik viel spröder und strenger erzählt als er, sind auch ihre Figuren leidenschaftliche Abenteurer und Glückssucher, unterwegs in einer grandios geschilderten, mal undurchdringlichen, mal sich auflösenden Welt, die im Takt der Kapitel pulsiert und atmet.“
Nicole Henneberg in der FAZ, hier.
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„Es ist ein seltenes Ereignis, beim Lesen eines Erstlings schon nach dreissig Seiten zu ahnen, dass man da einen neuen Stern am deutschen Autorenhimmel aufgehen sieht. … Ein neues Talent von bewundernswerter Einfühlungsgabe und Sprachkraft … Denn es ist hinreissend gut geschrieben in einer geschmeidigen Sprache, die mit einer Vielzahl von Registern für jedes Kapitel die passende Tonart findet: präzise Sachlichkeit, lyrische Musikalität, surreales Fabulieren. So entsteht etwa aus einer blossen Auflistung von Strassen und Gebäuden ein suggestives Bild von Berlin, ein Liebespaar im Regen wird zu einer poetischen Filmszene, ein Tischler im Karpatendorf wirkt wie eine archaische Märchenfigur. Es sind Orte und Menschen, die man nicht mehr vergisst.“
Marie-Louise Zimmermann in der Berner Zeitung, hier.
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“Poetisch bis weise … aus verschiedenen Blickwinkeln und über mehrere Generationen hinweg erzählt Aléa Torik ihre komplexe und hervorragend komponierte Geschichte.”
Bettina Ruczynski im der Sächsischen Zeitung, hier.
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„Ein verrücktes, ausschweifendes Buch voller Anspielungen … nichts für Liebhaber des plotfokussierten, leicht konsumierbaren Creative-Writing-Romans. Dafür gibt es zu viele Figuren, zu viele Perspektivwechsel, zu viele bedeutungsschwere Bilder und merkwürdigste Zufälle … Nichtsdestoweniger imponieren der Mut und die Unbekümmertheit, mit der die Autorin hier alle Genre- und Schreibkonventionen über den Haufen fabuliert.”
Gisa Funck im Berliner Tagesspiegel, hier.
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“Dass ein Pseudonym aber weit mehr sein kann als ein Feigenblatt- Versteck, nämlich Teil eines raffinierten Spiels mit Schall- und Rauchzeichen, beweist eines der aufregendsten Debüts des Jahres.”
Britta Heidemann in der WAZ, hier.
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„Ein Roman, der erzählerische Intelligenz und Fabulierlust überzeugend verbindet“
Thorsten Krämer im WDR, hier.
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„Das individuelle Werden und der Mut dazu, immer auf dem Weg zu sein und trotzdem dabei nicht sich selbst aus dem Blick zu verlieren, ist ein großes und zeitloses Thema. Die Autorin hat es überaus gekonnt in eine sprachlich adäquate Form gegossen und wieder einmal gezeigt, dass heutzutage Schriftsteller und Schriftstellerinnen die Rolle der Philosophen eingenommen haben. … Eines der großen literarischen Ereignisse des Jahres.“
Michael Kreisel, hier.
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“Ein ein Debütroman, der voller sehr persönlicher Erfahrungen steckt, voller erstaunlicher und intimer Momente, [ ... ] ein Gespür für ein Zuhause, für Lebensräume, Zwischenräume, für die Ambivalenz von Sehen und Nichtsehen, von Erinnerung und Gegenwart. In diesem Dazwischen: das Liebespaar.”
Hubert Holzmann im Titel-Magazin, hier.
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Es gibt eine Besprechung auf Rumänisch von Mircea M. Pop, hier, und und eine auf Französisch von Martine Rémon, hier.
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„Das Buch besitzt etwas in der deutschsprachigen Literatur sehr seltenes, nämlich – im unverbrauchten Sinne – Esprit!“
hier.
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„Vor allem die Sprache des Romans ist ein Genuss”
hier.
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„’Das Geräusch des Werdens’ ist sinnlich, ohne dabei banal zu sein oder sich emotional-delirierend daherzuschreiben. Ich bin nicht unbedingt empfänglich für die Oden ans Leben, aber in diesem Buch paßt es. Es ist mit Leidenschaft und Eros geschrieben. Dennoch tummeln sich dort keine Befindlichkeiten, keine hineingepreßte Philosophie lauert da, die vor lauter Überambition, auf ein Leib-und-Magen-Thema schielend, das Erzählen vergißt. Ein Sog ist dieses Buch, darin der Blick sich verfängt – dieser Blick, der all den Figuren und Perspektiven folgt, die sich auftun. So soghaft geschehen bereits im ersten Satz des Romans. Ja, wir kommen blind zur Welt und vor allem treten wir blind in die Welt der Literatur, in die neuen Räume. Denn im Idealfall eröffnet ein Buch – rezeptionsästhetisch gedacht – einen neuen Blick. Literatur lebt – so paradox das zunächst klingen mag – von der Blindheit und vor allem: Vom Vergessen. Leserin und Leser wollen darin immer weiter lesen und immer weiter und weiter sich verstricken in das fiktive rumänische Dorf Mărginime und ins Berlin der Nachwendejahre.”
Bersarin, hier
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“Doch zugleich bezieht ‘Das Geräusch des Werdens’ aus diesem sprachlichen Verfahren seine Kraft, und der Roman schreibt einen Realismus, der sich mit Magie paart – insbesondere jene Passagen, die von dem archaisch-traditionellen und doch von der Moderne erfaßten rumänischen Dorf samt den Fluchtbewegungen handeln. Dieses Prinzip der Komposition als eine Art magischen Realismus zu bezeichnen, griffe wohl zu hoch, aber der Roman knüpft doch an diese lateinamerikanische Tradition erzählerischer (Post-)Moderne an.”
Bersarin, hier
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Holio verschafft sich erst einen Überblick und dann etwas zu meiner Sortiererei. Hier bin ich die “maßlos ehrgeizige Jungautorin“, hier gibt es ein zweites Geräusch, dann kommt die Vermutung ich sei Herta Müller, dann ein erster und ein zweiter Vergleich. – Die Diskussion auf meinem Blog findet seltsamerweise hier statt.
“Blind Borders. Transnational Identities in Alea Torik’s Das Geräusch des Werdens”
Nicole Coleman, hier.
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“Und bei jeder Figur hat man auf ganz natürliche Weise das Gefühl, sie sei authentisch. Wirklich beeindruckend! Und das auch, obwohl Aléa Torik selbst zwischen den Zeiten und Lebensaltern der Figuren wie bspw. bei Leonie, aus deren jugendlicher Sicht und aus deren erwachsener Sicht Ereignisse beschrieben werden. Das zu schaffen, das der Leser nicht den Faden verliert, ist wirklich große Schreibkunst.”
Laura, hier.
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„Diese deutlichen Züge des Magischen Realismus sind als Teil des Romanprogramms zu verstehen, das die Poetisierung der Wirklichkeit verfolgt. An der Grenze zwischen Realität und Wirklichkeit stehen beispielsweise zufällige Begegnungen, bei denen sich die Figuren sofort vertraut sind. Auch oberflächliche Logik und Utilitarismus werden durch das Aufbrechen von Seh- und Sprechgewohnheiten durch Ironie, schwarzen Humor und Paradoxien entlarvt.“
Svenja Frank, im Kritischen Lexikon der deutschen Gegenwartsliteratur, hier.
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Kommentare
Kommentar von Christian
Datum/Uhrzeit 3. Februar 2012 um 14:12
Hallo Alea,
ok, ich war zu ungeduldig um auf’s angekündigte ebook zu warten. pardon. Warten ist keine Stärke von mir. Ich werde das Warten gerne nochmal üben. Und zwar auf die hoffentlich folgende Hörbuchproduktion, die ich mir wünsche. Andrea Sawatzki würde dann Leonie sprechen….
Sie schreiben, dass man hier sagen, diskutieren, loben, kritisieren oder in Kontakt treten könne.
Da alles, was ich hier über den Roman schreiben würde, mehr über mich als über den Roman aussagen würde, fasse ich mich kurz und beschränke mich auf’s loben. Es war eine sehr anregende Lektüre, die ich sehr genossen habe. Auf der Rückseite des Buches steht ja: poetisch, kurzweilig, lebensbejahend.
müsste ich drei Adjektive auswählen, wären das: fantastisch, empathisch, zärtlich. im wahrsten Sinne der Worte.
Ach ja: “1. Persön Plural, Präteritum Indikativ von küssen?”. Einfach herrlich die Szene.
viele Grüße
Christian
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 4. Februar 2012 um 09:46
Lieber Christian,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung! Ich freue mich, dass Sie ungeduldig waren. Ungeduld ist ja nicht nur fehlende Geduld, sondern auch Neugier und das ist es eben, was mich freut. Und ich freue mich auch, wenn der Text Ihnen gefallen hat.
Zu der Szene, die Sie ansprechen: das Manuskript als Word Dokument, das an die Setzerin gegangen ist, hatte knapp 280 Seiten. Als ich bei dem Verlag mit dem Manuskript vorstellig geworden bin, waren es noch etwa 100 Seiten mehr. Ein Drittel des Textes herauszunehmen – Personen, Handlungsstränge und Motive herauszunehmen -, bedeutet, den Text komplett umzuschreiben. Die Szene, die Ihnen offenbar am besten gefallen hat, zählte eigentlich von Anfang an zu jenen, die ich herausnehmen wollte. Das hat aber, wie Sie sehen, nicht geklappt.
Ich freue mich wirklich, wenn es Ihnen gefällt. Ich bin nicht gefallsüchtig, ich freue mich einfach nur!
Herzlich
Aléa
Kommentar von Christian
Datum/Uhrzeit 16. Februar 2012 um 17:00
Liebe Alea,
das kürzen des Textes stell’ ich mir sehr schwer vor.
Ehrlich gesagt hat mir die von mir erwähnte Stelle nicht am besten gefallen. Aber sie hat mir am meisten Spass gemacht beim Lesen.
Gefallen haben mir andere Szenen (aus unterschiedlichen Gründen) besser. z.B.
im 3. Kapitel: “Anders als der Tischler, der in seiner Werkstatt einfach tot umgefallen war, starb seine Frau langsam und ausführlich…”.
oder im 10. Kapitel:
“Nein. Ich bin es, die das will. Weil ich weiß, wie wollen geht. Und weil du ….”.
oder im 11. Kapitel:
“Geklopft hat hier noch keiner. Komm einfach herein, sagte er. Aber du…”.
oder im 15. Kapitel:
“Auf einem der vielen Friedhöfe liegt sie nun, keine…”
oder im 21. Kapitel:
“Kennen wir uns? fragte er. Ja. Also nein. Oder doch. Wir sind…”
oder im 23. Kapitel:
Wie meinst du das? fragt er mich. Das Leben meine ich. Man muss es…”
oder…
Herzlich
Christian
Kommentar von Philipp
Datum/Uhrzeit 16. Februar 2012 um 21:50
Liebe Aléa,
den Idioten habe ich nicht zu Ende gelesen. Ihren Roman schon. Wenn das kein Kompliment ist…
Sehr gut gefallen hat mir der Stil und die Gesamtkomposition. Das liest sich alles sehr geschmeidig und hat auch ein ganz schönes Tempo. Die Verknüpfung mehrerer Geschichten zu einer großen ist auch sehr gut gelungen, erinnert mich ein bisschen an Filme wie “Short Cuts” oder Magnolia.
Herausragend, da schließe ich mich der Meinung von Dietmar an, ist das Kreisen um den blinden Fleck Krisztina. Dann das Kapitel mit Lydia und dem zerbrochenen Flakon. Oder die Passagen über Clara. Und so was schon mit Mitte Zwanzig schreiben – Respekt.
Der Wermutstropfen: Das Marijan als Blinder fotografiert ist mir ein bisschen zu weit hergeholt. Aber vielleicht habe ich den Gedanken dahinter auch nicht verstanden.
Fazit: Vielen Dank für diesen tollen Roman. Lohnt sich wirklich ihn zu lesen. Und macht neugierig auf Ihr zweites Werk.
Herzliche Grüße
Philipp
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 17. Februar 2012 um 15:42
Lieber Dietmar,
bevor ich jetzt zum nächsten Nervenzusammenbruch übergehe, Scheißcomputer!, mache ich eine kleine Pause.
Ihr Kommentar hat mich wirklich außerordentlich gefreut. Im Grunde genommen ist es der Schlusspunkt Ihrer ausführlichen Auseinandersetzung mit meinem Text. Das ist ein würdiger Text, um die Lektüre zu beenden.
Sie haben das so formuliert, wie ich das auch empfinde: das zentrale Kapitel fehlt. Wissen Sie wie viele Menschen in den Kerkern der Securitate verschwunden sind? Wie viele Menschen ihre Angehörigen vermissen, und nie etwas von ihnen gehört haben oder wenn, den absurdesten Blödsinn. Wissen wir wie man sich fühlt, wenn das eigene Kind oder der Vater verschwunden sind? Nein, wir wissen das nicht.
Ich habe das Thema Securitate, wie Sie ja schon ermahnend formuliert haben, nicht erwähnt. Ich habe ein Buch über einen Blinden geschrieben. Ich wollte, dass der Leser ungefähr nachvollziehen kann, wie das ist, wenn man sich tastend durch seine Umgebung kämpft. Das war das Ziel. Den letzen Stein müssen Sie selbst einsetzen, so empfinde ich das auch.
Das ist ein wirklich schöner Kommentar, den sollten Sie auch als Schlussstein unter ihre eigenen Lektüre setzen, wenn Sie fertig sind, mit Ihrer intensiven Lektüre. Zu der ich dann noch ausführlich Stellung nehmen werde.
Dieses Buch, das Sie zu meiner Freude eine Kathedrale nennen, ist nicht ganz so einfach wie es aussieht.
Allen anderen antworte ich morgen. Und jetzt mache ich mich wieder an den Scheißcomputer.
Aléa
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 17. Februar 2012 um 16:09
Lieber Philipp, nur vorläufig: Sie haben Recht, es ist völlig überzogen, dass ein Blinder fotografiert: http://www.youtube.com/watch?v=2YfCgFGf9Ak
Aléa
Kommentar von Christian
Datum/Uhrzeit 17. Februar 2012 um 17:02
Zum Thema blinde Fotografen gibt es hier ein Projekt:
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 17. Februar 2012 um 20:52
Lieber Dietmar,
einerseits hat Mircea Cărtărescu recht, wenn er die deutschen Journalisten anfaucht und sich beschwert, dass die immer bloß nach der Securitate fragen können, weil Rumänien aus mehr besteht; Andererseits hat Herta Müller Recht, wenn sie dieses Thema ganz deutlich in den Vordergrund stellt, weil man dieses ‘mehr’ erst dann sehen wird, wenn man die Securitate nicht mehr sieht. Das ist eine lange Diskussion, die ich ausführlich nicht führen kann.
Ich fand, dass das Thema in dem Roman keine Rolle spielen sollte. Deswegen habe ich es bis auf den einen Satz und bis auf die Rätselhaftigkeit mancher Charaktere, die man in diese Richtung deuten kann, herausgelassen. Man kann alles, was irgendwie nach Alkohol schmeckt in denselben Drink kippen. Davon wird man schön blau. Aber mehr auch nicht. Und so ein Text muss einem dann schließlich munden.
Im nächsten Roman spielt das eine nicht unerhebliche Rolle.
Aléa
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 18. Februar 2012 um 10:18
Lieber Philipp,
vielen Dank für Ihren Kommentar zu meinem Buch.
Die Verknüpfung einzelner Lebensschicksale zu einem großen Bild ist das, was ich wollte. Da ich die Wahrnehmungsweise eines Blinden darstellen wollte, habe ich also Leerstellen zwischen den einzelnen Kapiteln, Personen, Zeiten und Dingen gelassen. Leerstellen, die sich bei der einen Figur verdichten, Krisztina, bei dem „fehlenden“ Kapitel, sodass sich diese Figur beinahe als die zentrale erweist, weil der Leser jetzt wissen will, was aus ihr geworden ist. Da muss er sich seine eigenen Fantasien machen: er muss das sozusagen weiterschreiben.
Dass Sie das Lydija-Kapitel zu den herausragenden zählen, freut mich insbesondere: Man hat als Autor_in seine Lieblingskapitel und meine sind eben dieses und das Aufzählungs- und Regenkapitel.
Einziger Wehrmutstropfen Ihres Kommentars (haha!): dass Sie den Film „Short Cuts“ erwähnen. Das machen viele Rezensenten in Deutschland. Das muss ein beeindruckender Film gewesen sein. Ich mache das aber nicht so wie das in den Film gemacht wird, der vielleicht zehn oder zwanzig Jahre alt ist, ich mache das so, wie man das in der Literatur seit vielen hundert Jahren macht. das nennt man „Point of view“-Technik. Aber, mein Gott, das ist ja nun kein Beinbruch.
Seit meine Festplatte kaputtgegangen ist, weiß ich, was ein Beinbruch ist. Man wird unendlich großzügig gegenüber allen und allem, allen Dingen und allen Menschen. Weil man hofft, dass alles und alle, alle Umstände und alle Menschen, einem selbst gegenüber eine ähnliche Generosität an den Tag legen.
Die zerstörte Festplatte – ich habe nur noch, das war allerdings auch das wichtigste, meine Dokumente – hat mich so irritiert, dass ich befürchte, das könne jeden Moment wieder geschehen. Gerade zog sich mein Herz zusammen, weil der Rechner extrem unangenehme Geräusche von sich gab. Dann habe ich festgestellt, einigermaßen erleichtert, dass die Nachbarin ihren Staubsauger angeworfen hat!
Aléa
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 18. Februar 2012 um 10:36
Lieber Christian,
auch Ihnen vielen Dank für Ihren Kommentar und den Link zu den Blinden.
Es ist immer interessant, wenn ich als Autorin erfahre, was den Lesern gefällt und was nicht. Bei den von Ihnen erwähnten Stellen sind wir einer Meinung. Wenn man mir dann aber ausführlich die Gründe für die Zustimmung oder Ablehnung nennt, stellt sich oft heraus, dass ich das ganz anders erlebe als die Leser. Das ist eben auch die Stärke der Literatur, dass man dasselbe anders empfinden kann und dem einen ist es ein schönes dichtes Kapitel, wenn Clara das Elternhaus verlässt und der andere empfindet es als zu kitschig. Zu mit den am besten gelungensten Stellen empfinde ich das Ende von „Schöne große runde Kreise“, wenn Clara im Gewitter sitzt und natürlich die Kapitel, die ich schon als meine Lieblingskapitel bezeichnet habe.
Ich hoffe, die Lektüre hat Spaß gemacht, Nein, nicht Spaß! Spaß ist eine andere Kategorie. Genuss ist das richtige Wort.
Aléa
Kommentar von Phorkyas
Datum/Uhrzeit 16. April 2012 um 14:50
Liebe Alea,
dieses Kommentarfeld hier hatte ich übersehen. Das ist eine sehr runde Sache geworden, Ihr Roman, wie ich finde – das lange Leiden und Feilen hat sich also gelohnt.
Mir hat die Beschreibung von Marijans Mobilitätstraining sehr gefallen. Ich weiß nicht, ob Sie das schon jemand gefragt hat, oder ob Sie drauf antworten möchten: aber haben Sie für die Recherche da auch mit Blinden gesprochen oder mehr aus der eigenen Vorstellung geschöpft?
Lieben Gruß,
Phorkyas
Kommentar von NO
Datum/Uhrzeit 19. April 2012 um 16:28
Alea Torik, Das Geräusch des Werdens, und Maddox, der verrückte Hund(e)
Zurück aus den USA und noch ein Letztes: Maddox.
Maddox, na ja. Ganz lustig. Ein Überempfindlicher, der in Masken und mit Zylinder herumläuft, der wie ein Bauchredner nicht mit den Menschen selber spricht, sondern nur vermittels seiner beiden Gebisse am Ende seiner beiden Arme. Ulkig und verzweifelt, sein bester Freund ist ein Skelett. Jemand, der umso vorsichtiger wird, je mehr er empfindet. Eine nicht wirklich schlechte Figur. Aber doch letztlich unerheblich im Kontext der vielen anderen? Obwohl, am Ende des Verführungskapitels habe ich doch sehr gelacht bei seiner verbalen Verzweiflung, als er überrollt wird mit dem Sex von Tilly.
Mad Dogs ist nicht gerade meine Lieblingsfigur hier. Musste der sein? Außerdem, warum Plural, sind es denn zwei? Liebe Alea Torik, welche Funktion erfüllt denn diese Figur? Was fehlte dem Roman, wenn Maddox wegfiele? Ich meine, es geht auch ohne ihn, die Geschichte, die Konstruktion des Romans trüge auch. Vielleicht sogar besser, weil gestraffter? Oder ist der Demaskierung?
Maddox ergänzt den Figurencharakter von Leonie. Die spielt auch etwas, was sie in Wirklichkeit nicht ist, also Illusion. Auch Leonie tut immer nur die freche, kokette Madame, vorlaut, anzüglich, geistreich, aber in Wirklichkeit: Schüchtern, vorsichtig, unerfahren. Maddox verdeutlicht das Innenleben von Leonie. Auch Leonie „weiß gar nicht, wie das geht“.
So gesehen spiegelt sich hier ja vielleicht die Autorin wieder? Leonie ist äußerlich ja der Alea Torik, die wir aus dem BLOG kennen, am ähnlichsten. Und Maddox ist es innerlich? Werden die Empfindlichkeiten eines Schriftstellers erzählt, die tatsächlich wohlmöglich Empfindlichkeiten vieler anderer sind? Oder werden jedenfalls solche Beobachtungen, Überlegungen, Gefühle gestaltet durch die Autorin mit diesen beiden verrückten Hunden?
Es gibt ja Menschen, die mit der Reizüberflutung dieser Welt – oder mit den Problemen der Freizügigkeit und Offenherzigkeit – nur schwer zurechtkommen, mit Schüchternheit, mit Menschen, mit Gefühlen. Die eine Rolle spielen m ü s s e n. Die Masken tragen müssen. Überlebensstrategie. Die Bauchredner und Clowns. Wird also in diesem Buch auch etwas über die erzählt, die dieses Buch schreibt und die den BLOG http://www.aleatorik.eu führt?
Weitere erstaunliche Parallelen: Maddox wird von Tilly geradezu überwältigt, Marijan muss von Leonie fast im Wortsinn niedergerungen werden. Aber auch Liv ist die, die die Initiative ergreift, s i e spricht Valentin an und führt ihn aus dem Bahnhof ins gemeinsame Leben. Lydija kommt auf Ioan zu, nicht umgekehrt. Es sind die Frauen, die aktiv werden in diesem Roman, nicht die Männer. Ist das gewollt? Ist das Wirklichkeit? Ist das ein Frauenroman, ein Frauenthema? Ist das Wunschdenken?
Beste Grüße
NO
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 20. April 2012 um 12:35
Lieber NO,
zurück im Alten Europa? Ich vermute, bei Ihnen geht die Kulturumstellung inzwischen relativ schnell und Gewöhnung und der Alltag gewinnen bald Oberhand?
Inzwischen beinahe schon ungewohnt, mich zu Kommentaren und Eingaben zu verhalten: Ich habe die Funktion deaktiviert, das war ein langes Ringen, und jetzt ist es auch ganz gut so. Ich wollte sowieso mehr Zeit in das Schreiben von Essays investieren. Das ist sehr zeitaufwändig. Aber ich habe große Lust dazu. Also musste ich eine Veränderung hier einführen.
Musste Maddox sein? Der Lektor hat mich gefragt, ob das Berlin-Kapitel wirklich sein muss und ich habe genickt. Ja, das musste sein. Es gibt einige, die meinen, dass es nicht in den Verlauf des Textes passt. Der Meinung bin ich allerdings auch. Es soll ja auch nicht passen. Und es ist dennoch und auch deswegen das Zentrum des Romans. Der Lektor wollte auch das Lydija Kapitel nicht. Aber es musste sein. Ein Verlag, der das Manuskript damals geprüft hatte, fand Maddox und Marijan gut, überhaupt alle Stadtfiguren, aber die Dorffiguren nicht. Die gehören aber nach Aussage anderer zu den besten. Wie also soll man es machen? Da ist eben doch sehr viel Sache des individuellen Geschmacks.
Das ist ein Buch über einen Blinden! Darum geht’s. Das ist das Thema. Ich wollte die Wahrnehmungen eines Blinden nachbilden. Dazu gehört das, auch dies wird beklagt, buchstückhafte dieser Kapitel, das puzzelhafte, das ich manche Dinge, Figuren und Umstände in den Vordergrund schiebe und andere, wie vor allem Krisztina, sehr undeutlich lasse. Weil das bei Blinden so ist. Und auch der skurrile Maddox, der Verrückte, der nicht klarkommt mit dem Leben, der mit einem Skelett befreundet ist, der immer, wenn was auf ihn zukommt, sagt: „Ich weiß nicht wie das geht“. Der alles verleugnet und am Ende von Tilli geradezu überfahren wird. Vielleicht ist es nicht die stärkste Figur. Aber für mich fällt er nicht ab im Reigen der anderen Figuren.
Der Roman trüge auch ohne ihn. Vielleicht wäre er sogar besser, wenn er gestraffter wäre? Ich mag durchaus die bessere Literatur, aber die gestrafftere mag ich nicht. Ich mag die Literatur nicht, die nur das mit sich bringt, was man unbedingt zu ihrem Verständnis erfahren muss. Ich mag die reichhaltigere Literatur. Das ist die, die ich gerne lese und die ich auch schreiben will. Diese auf das Notwendigste reduzierte Literatur ist nicht mein Geschmack. Aber es würde vielleicht besser laufen?
Ob ein Buch läuft, hat nahezu nichts mit dem Text zu tun. Das hat etwas mit dem Verlag, mit dem Vertrieb, mit Glück, Zufall, mit den richtigen Themen im richtigen Moment zu tun. Damit, wo die Bücher in einer Buchhandlung liegen. Mit dem Cover vielleicht. Mit tausend Umständen, von denen der konkrete Text einer ist. Höchstens.
Es war einmal: in einer Vorversion, gab es einmal zwei Freundinnen Leonies, Tilli und Trudi. Und es sollte dann auch zwei Mad Dogs geben. Allerdings musste ich von einem dreihundertachtzig Seiten langen Buch hundert wegnehmen, Personen und Handlungen und Motive. Und die Gegenüberstellung der beiden Freundinnen mit einem irgendwie doppelten Mad-Dog: das ist weggefallen.
In jeden Fall ist das eine Figur, die auf die Reizüberflutung heute mit Hypersensibilität reagiert. Eine für mich interessante Figur. Und auch eine, die aus mir kommt. Es ist sicher so, dass ich verschiedene Neigungen oder Strebungen auf die Figuren verschiebe. Dass ich allerdings nicht so einfach mit Leonie zu identifizieren bin, darauf habe ich oft hingewiesen. Aber natürlich ist Leonie wie Maddox Teil meines Selbst.
Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, aber Sie haben recht mit Ihrer Beobachtung: Es sind die Frauen, die die Initiative ergreifen. Ist das Frauenliteratur? Oder die Abkehr von der Männerliteratur? Das ist, bei dem nächsten Roman erst recht, eine spannende Frage. Oder Wunschdenken? Kein Wunschdenken ist es, dass Frauen wie Männer werden. Wunschdenken vielleicht aber, dass das klassische Rollenverständnis mit vollkommen klar aufgeteilten Regeln, wie es Macho und Tussi leben, von einem etwas reiferen, aufgeklärteren Verständnis abgelöst wird. Auch Frauen können in Männerrollen glänzen und auch Männer können das in Frauenrollen. Ich kenne ein Pärchen, bei denen ist es so, dass sie arbeiten geht und er macht den Haushalt. Beide machen das, was Sie am besten können und beide sind auch gut darin.
Es regnet draußen, diese dicken Tropfen, die so schöne Löcher in den Asphalt schlagen.
Ich werde übrigens am Wochenende alle Ihre Kommentare zu DGDW hierher verschieben
Herzlich
Aléa
Kommentar von Christian
Datum/Uhrzeit 21. April 2012 um 10:04
liebe Alea,
apropos Essay: freue mich schon auf Ihren Essay zu David Foster Wallace den Sie hier vor Kurzem erwähnten. Gibt es schon einen Termin und Ort für die Veröffentlichung?
liebe Grüße
Christian
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 21. April 2012 um 21:53
Lieber Christian,
ich glaube, ich habe einen Ort für den Essay. Ich bin nicht ganz sicher, ich habe eine positive Mail bekommen und auch erfreut geantwortet, dann aber keine Reaktion mehr bekommen. Aber wenn es wahr ist – wenn es tatsächlich wahr sein sollte … dann hören Sie ganz sicher noch etwas davon. Am Tag der Veröffentlichung. Ich glaube das erst, wenn ich es auch sehe. Wenn ich das Heft in Händen halte und es da lesen kann. Bis dahin müssen Sie sich noch gedulden. Und ich auch!
Herzlich
Aléa
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 6. Mai 2012 um 12:23
Ich hatte bereits angekündigt, meine Präsenz im Netz zu reduzieren. Ich werde weiterhin Beiträge einstellen, seltener als bisher. Die Kommentarfunktion ist deaktiviert. Ich bedanke mich bei allen, die hier regelmäßig mitgeschrieben und dafür gesorgt haben, dass das ein spannendes und lebendiges Blog ist. Ich danke Ihnen sogar herzlich, das hat viel Spaß gemacht! Einzige Ausnahme von dieser Umstellung ist Das Geräusch des Werdens: der Roman kann weiterhin kommentiert werden. Es kann geliebt und gelästert, gelobt und gelyncht werden.
Aléa Torik
Kommentar von Alice
Datum/Uhrzeit 28. September 2012 um 09:04
Liebe Alea,
wenn ich in der öffentlichen Bibliothek meiner Stadt zu tun habe – meistens geht es um ein Fachbuch -, statte ich der Belletristikabteilung einen Besuch ab, nehme Ihr Buch aus dem Regal und lege es auf eine der schräggestellten Ablagen, um es zu “präsentieren”. Ich bin überzeugt, dass es auf diese Weise stärker wahrgenommen wird. Und das wünsche ich Ihrem Buch und Ihnen weiterhin. Mit herzlichem Gruß, A.
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 28. September 2012 um 21:58
Liebe Alice,
vielen Dank für das Herumrücken meines Buches in der Bibliothek. Aber mehr noch bedanke ich mich, dass Sie mir die Treue hier halten. Wenn man etwas nicht versteht, dann kann man auf zwei verschiedene Weisen reagieren, man kann herumschreien oder man kann abwarten, bis man es erklärt bekommt. Die zweite Art ist die sehr viel erwachsenere und, wie ich finde, bewundernswertere, weil man dafür viel Charakter mitbringen muss. Einige zeigen das und dazu gehören auch Sie. Großzügigkeit ist eine der Charaktereigenschaften, die ich vielleicht am meisten bewundere. Und Sie scheinen darüber zu verfügen.
Herzlich
Aléa Torik
Kommentar von genova68
Datum/Uhrzeit 15. Oktober 2012 um 15:13
Das ist ja ein toller Kommentar von Alice!
Liebe Aléa,
ich habe dein Buch kürzlich gekauft (nicht bei amazon, sondern in der Körtestraße in einem schnuckeligen kleinen Buchladen) und es verschenkt. Der Beschenkte hat mir am Wochenende gesagt, dass er es sehr gut fand, die Art zu schreiben und die Idee (kein Schleimen meinerseits). Ich werde es mir demnächst ausleihen. Von ihm, nicht von Alices öffentlicher Bibliothek.
Liebe Grüße
genova
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 16. Oktober 2012 um 23:14
Lieber Genova,
ja, ein guter Kommentar von Alice, wieder einmal. Sie räumt die Bibliothek um. Vielleicht sollte ich sie einmal bei einer Preisverleihung ums vorherige Auf- und Umräumen bitten, um die rechte Sortierung nach Gewinnern und Verlierern.
Vielen Dank für diese Meldung: Es freut mich tatsächlich, wenn das Buch gefällt, auch wenn das Gefallen nicht der erste Zweck war. Aber ohne Gefallen geht’s auch nicht. Auch wenn es alles andere als ein schönes Bild ist: Bücher sind wie eigene Kinder. Wenn sie anderen nicht gefallen, dann hat man Pech gehabt, aber es stört einen nicht in der eigenen Liebe. Wenn allerdings andere Mütter mein Kind umbringen wollen, um die Welt mit ihren eigenen hässlichen Bälgern zu bevölkern, werde ich ernstlich böse. Das eigene Kind und das eigene neurotische Symptom: die sind die schönsten.
Die Idee dahinter? War da eine Idee dahinter? Ich habe das einfach von vorn nach hinten herunter geschrieben und wenn je eine Idee gab, habe ich sie vergessen. Wenn du ihr, meiner Idee nämlich, bei deiner Lektüre begegnen solltest, dann gib mir einen Hinweis.
Das Wort Ausleihen ist mir allerdings ein Dorn im Auge! Wieso ausleihen? Im meinem nächsten Buch steht: Ausleihen verboten! Das klebe ich höchstpersönlich in jedes Buch hinein. Scherz beiseite. Solche primitiven Methoden sind mir ein Graus. Ich habe es stattdessen mit einem Fluch belegt, wundere dich also nicht! Blödsinn. Ich kann gar nicht fluchen.
Alien T.
Kommentar von Alice
Datum/Uhrzeit 1. November 2012 um 15:58
“Ich stehe gebannt am offenen Fenster und höre,wie eine Umgebung entsteht, wie Gegenstände wachsen und werden. In solchen Momenten wird der Raum, den ich oft nur als drückende Masse empfinde, die auf mir lastet, zu einer Umgebung und einem Gefüge, in das ich eingebettet bin.”
Liebe Alea,
ich stand neulich vor einem Bild, das mich an diese Stelle aus ihrem Roman erinnerte. Ein Bild des Künstlers Simon Schubert, eine Papierarbeit. Zunächst nahm ich nur eine weiße, leicht changierende Fläche war, nach und nach bildeten sich dann beim Betrachten Konturen und Formen heraus, schließlich “sah” ich einen Raum, ein Fenster, ein Treppenhaus… Unter http://www.simonschubert.de/papierarbeiten.htm| können Sie einen Eindruck dieser Arbeiten gewinnen. Die beschriebe Erfahrung des “Werdens” ist natürlich beim Betrachten des Originals stärker und eindrucksvoller.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag,
Ihre Alice
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 3. November 2012 um 09:30
Liebe Alice,
ich hoffe, es klingt nicht allzu eitel, aber ich finde dieses Zitat hat einen sehr schönen Rhythmus. Ich kann mich nicht an die Situation erinnern, in der ich das geschrieben habe, ich erinnere nicht die Sätze, aber ich erinnere – vielmehr: ich identifiziere – das als, was dort beschrieben wird, als eine mir bekannte Emotion. So würde ich es auch schreiben, wenn ich es nicht schon geschrieben hätte.
Ich habe, nach der einen Lesung, nie wieder hineingeschaut in meinen ersten Roman. Es gab keine Gelegenheit und ich habe sie auch nicht gesucht. Das ist emotional abgeschlossen. Das ist mit dem Schreiben abgeschlossen; und allem, was danach kommt, dem Lektorat, dem Fahnenlesen, das alles kommt einem an den Ohren wieder heraus. Es ist auch gut, dass man das abschließt, dass man es aus sich aus-schließt. Man hat es aus sich herausgebracht, das Kind, und dann muss es alleine leben.
Ich bin gerade wieder in so einer Geburtsphase. Da steckt dann alles von einem drin, alles was man geben kann. Das ist, auch wenn es gut ist, wenn’s dann da ist, auch wenn’s anstrengend ist, das ist ein sehr intensives Erlebnis. Man macht sein Kind so schön wie es irgend geht! Auch da geht’s emotional manchmal hoch her, aber insgesamt ist das auf einem ausgesprochen guten Weg. Wenn der Text da ist wo er hin muss, wo er, wie man in diesem Augenblick festgestellt, immer hin musste, wenn man spürt, dass man mit seinem Text ankommt: das sind euphorisierende Momente. Seltsam, dass Sprache das leisten kann, dieses Glück!
Die Bilder des Künstlers gefallen mir übrigens sehr gut. Da könnte ich mir auch als Hintergrund eines Buchcovers vorstellen. Sie sehen, wohin meine Gedanken gerade gehen. Immer wieder zum Text, immer drum herum.
Ich bin sehr sicher, dass im kommenden Jahr Lesungen stattfinden werden. Das wird in den nächsten Wochen und Monaten zwischen mir dem Verlag besprochen. Ich habe mich ja nach dem ersten Roman nicht in der Öffentlichkeit blicken lassen. Das wird sich nun ändern. Aber das war sowieso immer so geplant. Da komme ich hoffentlich auch in Köln vorbei.
Das höre ich gerade in diesem Moment, ich mag den metallischen Klang, ich finde ihn sehr weich und schön: http://www.youtube.com/watch?v=c0xxnFqdBCE&feature=related
Ganz herzlichen Dank für den Kommentar!
Aléa
Kommentar von Phorkyas
Datum/Uhrzeit 13. Januar 2013 um 20:26
Liebe Alea,
irgendwann hatten Sie einmal die Behauptung aufgestellt, dass Texte nicht aus Ihrer Linearität hinauskönnten. Seit dem lässt mich das Thema nicht los, bzw. wurde ich noch einmal darauf gestoßen.. und nun könnte ich mich auch einmal selbst zitieren?
“Ihre These von der Linearität von Texten habe ich in ähnlicher Weise schon gehört und diskutiert und erscheint mir immer noch bedenkenswert und irritierend. Ich schwanke da: Ist diese Linearität des sprachlichen Teils unseres Bewusstseins einfach nicht für Polyphonie gemacht (was so sein Experiment wie dieses http://www.wdr3.de/literatur/tomwolf100.html einfach müßig macht) oder ist es vielleicht sogar umgekehrt, dass in unserem Vogelkopfkäfig immer schon so ein Stimmengewirr, eine Vielfalt an Sprachregistern und kaschierten Rissen, dass es gar nicht in Polyphonie gebracht werden muss, sondern schon ist?…
Und wie wäre es dann mit der Seele in diesem “postmodern”, irrlichternden Sprachpulsen unsrer Iche? Ist das nur der hohle Wiederhall eines Dschinns oder Gins in der Flasche, wenn der mächtige, gesellschaftliche Wüstenwind Atman über die Mündung fegte… oder regen sich in unsren Adern und Gehirnen noch selbständige, unvermessene und unverstandene Gedankenblitzchen, die Zeugnis ablegen könnten von IRGENDWETWAS, das da noch weste? Oder ist einfach nur NICHTS? Nichts hinter den bizarren, farbprächtigen Galaxienballungen, dem organisch-entropischen Tanz all dieser Molekülverbindungen auf dieser blauen Irrsinnskugel, die durchs All taumelt.”
Ich hoffe, Sie können ein wenig damit anfangen. Es freut mich jedenfalls umgekehrt hier von Ihnen noch diese vereinzelten Bloglebensrauchzeichen ausgesendet zu sehen.
Herzlich,
Phorkyas
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 16. Januar 2013 um 10:19
Lieber Phorkyas,
ich bin erfreut und auch ein wenig beschämt. Erfreut, dass Sie sich , lange nachdem ich hier die Rollläden – sehen drei Konsonanten hintereinander nicht bescheuert aus? Warum dann nicht gleich fünf oder sieben? Rollllllläden – herunter gelassen habe, noch einmal melden. Beschämt bin ich, weil Sie mich, ganz zu Recht übrigens, daran erinnern, dass ich Ihnen noch eine Erklärung schuldig bin. Zu Wallace, vielmehr meinem Essay über ihn, meiner Behauptung, dass wir die Linearität von Erzählungen beim Schreiben nicht durchbrechen können, weil wir es beim Lesen nicht können. Ich muss Sie allerdings noch einmal um Geduld bitten und die Antwort um einige Tage verschieben. Ich muss erst noch eine Arbeit mit Abgabetermin fertig machen. Dann kann ich wieder atmen und werde mich dem Muskalaufbautrainig widmen, indem ich Rollllllläden hochziehe. Sie bekommen Ihre Antwort.
Herzlich
Aléa
Kommentar von Phorkyas
Datum/Uhrzeit 4. Februar 2013 um 22:50
Liebe Aléa,
zu einer Antwort wollte ich Sie gar nicht nötigen (das ist mir schon fast unangenehm), das Thema war nur wieder “aufgepoppt”, so wie ich gerade wieder etwas Schönes zum Manierismus gefunden habe:
“Wenn in den Sätzen über jedwede Sache nicht immer auch ein Mindestes jenes Zitterns anklingt – eines Wagnisses ob an Wörtlichkeit oder Widerstreiten, ob als mutwillig sich eben Verfertigendes, als Manierismus oder, von mir aus, als Literarizität, als jedenfalls ein sich anders als die Konvention Versuchendes, eines Lebendigen -, dann fehlt ihnen etwas[..]” Rainer Rabowski “Unsere Sache”
Ist das nicht eine schöne, wenn auch etwas einfache Verteidigung, gegen den Vorwurf des Manierismus; ist Literatur doch immer etwas Gemachtes, Übertriebenes, Außergewöhnliches, Spiel.
Gleichzeitig berührte es soviel, was sich im Zitat vielleicht nur andeutet: dass Kunst auch Übertretung bedeutet, etwas Anstößiges, Unerhörtes oder Selbstentäußerndes zu fabrizieren. Was wäre es schon wert, wenn es einen keine Überwindung gekostet, keine Mühe genau diese Worte aus der eigenen Rippe herauszuschnitzen? (Da musste ich auch wieder an die Blechersche ‘Unwirklichkeit’ denken, denn die Momente, die er aufspürt sind vielleicht ein ähnliches ‘Zittern’.. und ich kann ihm ja inhaltlich auch nur zustimmen, nur erzeugte sein Roman beim Lesen bei mir leider eben nicht selbst dieses Zittern.)
Manierliche Grüße,
Phorkyas
Kommentar von NO
Datum/Uhrzeit 19. Dezember 2013 um 16:14
Liebe Alea Torik,
im Kulturteil der heutigen FAZ (3. Seite oben rechts, glaube ich) ist Ihr Buch, mehr aber eigentlich die Kunstfigur AT gewürdigt, kurz und kritisch, aber nicht ganz ohne Witz. Ihnen wird es zwar vernutlich nicht gefallen, aber – wie Sie wissen – sehe ich das anders:
Sie sind nun auch mit diesem Buch in der FAZ (wie auch schon mit dem ersten Werk)besprochen – und mit diesem zweiten auch in der Zeit (vom TV (Bauernfeind) und dem Internet mal ganz zu schweigen).
Das muss man erst einmal schaffen.
Übrigens wende ich mich an Sie auf diese Weise und voll Scham, weil ich Ihnen in anderer Sache noch eine Antwort schulde, mich aber mangels Zeit damit noch gar nicht beschäftigt habe und insofern auf die Weihnachtszeit hoffe).
Ihnen weiterhin(aus meiner Sicht) maximalen Erfolg, Frohes Fest und Guten Rutsch
Kommentar von Aléa Torik
Datum/Uhrzeit 19. Dezember 2013 um 17:47
Lieber NO,
das hat einer geschrieben, der weder das erste noch das zweite Buch gelesen hat. So wenig wie er sagt, warum das erste gut ist, so wenig sagt er, warum das zweite schlecht ist. Er hinterfragt auch nicht, worin der Einfluss der Osteuropäerinnen denn besteht. Das ist eben eines der Probleme des Feuilletons, die “feiern” den Einfluss der jungen hübschen Osteuropäerinnen. Die Aufgabe des Feuilletons besteht aber meiner Meinung nach nicht im Feiern, sondern im Verstehen, im Ergründen, warum etwas zu feiern ist. Ansonsten wär das ja nur eine Partygesellschaft. Man fragt nach Gründen. Tut der vorliegende Artikel nicht. Wenn ich mir solche Formulierungen anschaue: „die wahre Identität hinter der Kunstfigur“ – „der Durchbruch ist geschafft“ – „Dabei bestand das Poetische doch darin, dass eh keiner eine Sekunde lang geglaubt hat, sie sei echt“: das ist Geschwafel ohne jeden reflektierenden Ansatz. Da ist keine einzige Frage von Relevanz dabei, kein Argument, keine Begründungen, nirgends. Das sind Meinungen und Geschmacksäußerungen. Was da steht, könnte ebenso gut bei Amazon unter Lesermeinungen stehen. Das hat bestimmt jemand aus der Sportredaktion geschrieben, der sonst nur Formel eins und Fußball guckt. Oder die Praktikanten haben jetzt den Laden, der mal die FAZ war, übernommen.
Das ist der geeignete Moment, um auf eine Veröffentlichung hinzuweisen: „Subjektive Geschmacksäußerung oder fundierte Rezension? Wertmaßstäbe der Literaturkritik im Zeitalter des Internets. Ein Film“, hier. Da ist Ina Hartwig zu sehen und zu hören, mit der Äußerung: „das ist eine Frage, die mich überhaupt nicht interessiert, ob etwas unterhaltsam sein muss … Unterhaltung hat nur etwas mit einer augenblicklichen Ablenkung zu tun.“
Schamvoll müssen Sie aber nicht sein und wenn Sie es über Weihnachten schaffen wär‘s toll. Im anderen Fall ist Ihre kritische Meinung auch später noch willkommen.
Auch Ihnen: Schöne Weihnachten und einen Guten Rutsch.
Aléa Torik
P.S.: Vielen Dank für den Hinweis, das wär mir entgangen.
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Datum/Uhrzeit 20. Januar 2012 um 07:25
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