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Herzzeit: Ingeborg Bachmann – Paul Celan. Der Briefwechsel (Deutsch) Gebundene Ausgabe – 18. August 2008
Ingeborg Bachmann
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Dieses Buch gibt es in einer neuen Auflage:
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Seitenzahl der Print-Ausgabe401 Seiten
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Sprache:Deutsch
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HerausgeberSuhrkamp Verlag
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Erscheinungstermin18. August 2008
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Abmessungen13.6 x 2.8 x 21.3 cm
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ISBN-10351842033X
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ISBN-13978-3518420331
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Produktinformation
- Herausgeber : Suhrkamp Verlag; 5. Edition (18. August 2008)
- Sprache: : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 401 Seiten
- ISBN-10 : 351842033X
- ISBN-13 : 978-3518420331
- Abmessungen : 13.6 x 2.8 x 21.3 cm
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Amazon Bestseller-Rang:
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Produktbeschreibungen
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Man sollte sich alle Zeit der Welt nehmen – die Texte werden es dankend zurückgeben -, dieser Liebesbeziehung, die so inniglich um Wort und Ausdruck kämpfte, und über der lange Zeit der Nebel der Unklarheit hing, in ihre unauslotbaren Tiefen zu folgen. Zwei Biografien kollidierten, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Hier die Philosophiestudentin und Tochter eines österreichischen NSDAP-Mitglieds der ersten Stunde. Dort der staatenlose Jude aus Czernowitz, der beide Eltern im KZ verloren und selbst das rumänische Arbeitslager überlebt hatte. Und der sich nun als jüdischer Dichter vor der schier unlösbaren Aufgabe sah, angesichts der Ungeheuerlichkeit des Holocaust in die deutsche Sprache, ja ins deutsche Gedicht zurückzufinden. Ein wahrhaft dunkler Pfad…
…über den auch diese Briefbeziehung oft genug stolpert. Oft genug mündet jedes liebe Wort in Irrungen und Missverständnissen. Der Parcours zweier Sprachgewaltiger, zeigt sich nicht selten als Sprachlosigkeit auf hohem Niveau, als naives Nichtsagenkönnen. Und immer wieder Vorzeichen der Krankheit und Depression. Sprachlich Misslungenes wird zerstört, geht auf immer verloren. Was überlebt, wird zur literarischen Kostbarkeit. Max Frisch, Hans Werner Henze, die großen Geliebten tauchen auf. Auf der anderen Seite tritt Gisèle Celan-Lestrange in den Briefwechsel ein. Die berühmten Lesungen in der Gruppe 47. Und - es kündigt sich ein Rollentausch an: Literarisch aufgeblüht, wächst bei Bachmann auch das Selbstbewusstsein. Sanft beginnt sie den großen Meister der „Todesfuge“ zu überholen, übernimmt die Führungsrolle. Zwei Besessene, denen „die Grenzen zwischen Literatur und Wirklichkeit aufgehoben sind“, wie der Rezensent der Neuen Zürcher Zeitung zutreffend befand. Deren bester Freund und ärgster Quälgeist der Schmerz war. Paul Celan wählte im April 1970 den Freitod, Ingeborg Bachmann folgte ihm drei Jahre später in einem Hotelzimmer in Rom. In diesem Briefband grüßen sie noch einmal aus der Ferne. Und sind plötzlich so nah. –Ravi Unger
Pressestimmen
»Ein dramatisches, tief erschütterndes Lebenszeugnis, das keinen Leser unberührt lässt.«
(Michael Braun Der Tagesspiegel )»Das literaturgeschichtliche Ereignis des Bücherherbstes« (Julian Schütt Weltwoche )
»Der sagenumwobene, ursprünglich bis ins Jahr 2023 gesperrte Briefwechsel Ingeborg Bachmanns mit Paul Celan ist nun vor der Zeit von den Erben freigegeben worden, der Suhrkamp Verlag hat ihn in gebotener Gründlichkeit ediert. Und da liegen die knapp 200 Dokumente also vor uns, Briefe, Widmungen, Telegramme, Postkarten, und geben Einblick in eine große, schwierige Beziehung zweier Menschen, die Neigung, dichterische Berufung, erotische Anziehung und Trauer um das Gewesene geradezu zwingend in die Arme getrieben haben.« (Ina Hartwig Frankfurter Rundschau )
»Eine Liebe, wie sie wohl nur in der Nachkriegszeit kultiviert werden konnte, verband die beiden Unbedingten Ingeborg Bachmann und Paul Celan, eine Liebe, die nicht Bestand hatte, dafür aber einige der schönsten Liebesgedichte hervorbrachte, die die deutsche Literatur im 20. Jahrhundert zu bieten hat.« (Jürgen Serke Die literarische Welt )
»Solch ein Buch erscheint nur alle paar Jahrzehnte.« (Helmut Böttiger Deutschlandradio )
»Aus einem grossen Rätsel der Literatur ist der Roman zweier Leben geworden. ... Wenn der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan in seiner tiefen Trauer und seinen poetisch umschriebenen Freuden schon jetzt nachzulesen ist, dann ist das ein literarisches Abenteuer. Herzzeit, wie der Band nach einem Gedichtwort Celans heisst, ist ein Schlüsselroman unter umgekehrten Vorzeichen: Exemplarisch waren diese beiden Leben und so beispiellos wie die Verzweiflung, die sie verband.« (Paul Jandl Neue Zürcher Zeitung )
»In der Lebensgeschichte Ingeborg Bachmanns und Paul Celans nicht anders als in ihrem Werrk ist es die deutsche Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, kulminierend in der Shoah, die dem einzelnen die Existenzmöglichkeit abschneidet. dass ein Band mit Briefen dies lesbar, sichtbar und fühlbar macht, ist sein einzigartiges Verdienst.« (Frauke Meyer-Gosau Literaturen )
»Und ja, es geht uns etwas an. Die Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan ist ein exemplarischer Fall. Einerseits, weil die Verbindung ein Werk – nämlich das Bachmanns – in seinen Anfängen prägte. Andererseits, weil die Beziehung nicht nur eine private war, sondern auch eine historische: zwischen Exilant und Österreicherin, zwischen jüdischem Opfer und Nazi-Kind. ... Wer diese Briefe liest, watet knietief im großdeutschen Verhängnis und ist danach klüger geworden. Auch darin, wie man in Klugheit verzweifeln kann.« (Elke Schmitter Der Spiegel )
»Es ist das Zusammenspiel der Stimmen von Celan, Bachmann, Frisch und Lestrange, das dieses Buch so ungeheuer eindrucksvoll machen. Wer etwas über das existentielle Drama der Nachkriegszeit erfahren will, erfährt alles hier.«
(Julia Encke Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung )»So etwas hat man von Bachmann wie von Celan bisher noch nicht gelesen.« (Helmut Böttiger Süddeutsche Zeitung )
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 als erstes von drei Kindern des Volksschullehrers Matthias Bachmann (1895-1973) und seiner Frau Olga (geb. Haas, 1901-1998) in Klagenfurt (Österreich) geboren. Ihre Mutter stammt aus dem an ›Böhmen‹ und Ungarn grenzenden Niederösterreich, ihr Vater aus Obervellach bei Hermagor im Kärntner Gailtal, wo die Familie in Ingeborg Bachmanns Kindheit oft Ferien verbrachte. Dieser Kärntner Grenzraum im Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien repräsentiert für die Autorin später »ein Stück wenig realisiertes Österreich (...), eine Welt, in der viele Sprachen gesprochen werden und viele Grenzen verlaufen» (WIV, 302), und damit die Utopie eines gewaltfreien Miteinanders der Völker, die bereits der ebenfalls in Klagenfurt geborene Autor Robert Musil (1880-1942), Bachmanns wohl wichtigster Bezugspunkt in der literarischen Moderne Österreichs, mythisierend auf das Kaiserreich Österreich-Ungarn als Vielvölkerstaat projiziert hatte. Noch in dem Roman Malina steht dieses »Haus Österreich« als literarische Utopie für eine »geistige Formation«, die kritisch gegen die Verkrustungen der österreichischen Nachkriegsgesellschaft und gegen die Verdrängung des österreichischen Anteils an der Katastrophe des Nationalsozialismus gewendet wird, um zugleich gegen die wachsende kulturelle Dominanz Westdeutschlands einen spezifisch österreichischen »Erfahrungsfundus, Empfindungsfundus» zu behaupten.
Rückblickend nach dem Erscheinen des Romans Malina (1971) hat die Autorin den »Einmarsch von Hitlers Truppen in Klagenfurt« (im Rahmen des ›Anschlusses‹ Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938) symbolisch zum biographischen Ausgangspunkt ihres Schreibens erklärt und als »einen zu frühen Schmerz« bezeichnet, mit dem ihre »Erinnerung« anfange. Mit dieser Pointierung unterstreicht sie die moralische Verpflichtung und zeitkritische Ausrichtung ihres literarischen Werks als ein »Schreiben gegen den Krieg« (Höller 2004), das seine »Problemkonstanten« in der Auseinandersetzung mit den Verflechtungen von ›kleiner‹ und »großer GESCHICHTE« (TKA 1, 53), Individual- und Zeitgeschichte im Zeichen gesellschaftlicher Gewalt findet.
Bachmann beginnt schon als Schülerin in Klagenfurt zu schreiben, bis ihr nach ihrem ersten, in Innsbruck und Graz verbrachten Studienjahr (1945/46) mit der Erzählung Die Fähre schließlich die erste Veröffentlichung gelingt. Im September 1946 vollzieht sie den eigentlichen Aufbruch aus der Provinz, indem sie ihr Studium der Philosophie (mit den Nebenfächern Germanistik und Psychologie) in Wien fortsetzt, wo sie zugleich den Kontakt zur Wiener Literaturszene sucht. Aufgrund der offiziellen Anerkennung Österreichs durch die Alliierten als das ›erste Opfer Hitler-Deutschlands‹ konnte das literarische Leben in Wien nach 1945 unmittelbarer als in Deutschland an die Vorkriegszeit anknüpfen, und so haben Repräsentanten der älteren Autorengeneration wie Heimito von Doderer (1896-1966) und jüdische Remigranten wie Hermann Hakel (1911-1987) und Hans Weigel (1908-1991) an Bachmanns literarischem Debüt in den Publikationsorganen der Wiener Nachkriegsliteratur wesentlichen Anteil. Das Jahr 1949 markiert mit Bachmanns Dissertation über Die kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers nicht nur den Abschluss des Studiums, sondern auch die Professionalisierung ihrer schriftstellerischen Arbeit durch die Veröffentlichung erster Gedichte in der Zeitschrift Lynkeus und einer Reihe von Erzählungen in der Wiener Tageszeitung. Zugleich arbeitet die Autorin an einem ersten, unveröffentlichten und verschollenen Roman (Stadt ohne Namen), dessen überlieferte Fragmente (TKA 1‚ 3-25) in ähnlicher Weise wie die Gedichte und Erzählungen dieser frühen Wiener Jahre durch die zeittypische, existentiale Metaphorisierung zeitgeschichtlicher Generationserfahrung und durch kafkaeske Parabolik gekennzeichnet sind. Nach ihrer Promotion findet Bachmann im Herbst 1951 eine Stelle im Script-Department des amerikanischen Senders Rot-Weiß-Rot, die zum Ausgangspunkt ihrer Rundfunkarbeit wird, aus der in den 1950er Jahren Rundfunkbearbeitungen zeitgenössischer angloamerikanischer und französischer Dramen, Rundfunkessays (u. a. zu Musil, Wittgenstein und Proust) und Hörspiele (Ein Geschäft mit Träumen, 1952; Die Zikaden, 1955; Der gute Gott von Manhattan, 1958) hervorgehen.
Aus der Perspektive der Wiener Schule, der neopositivistischen Wissenschaftstheorie ihres Doktorvaters Viktor Kraft (1880-1975) und der Sprachkritik Ludwig Wittgensteins (1889-1951) hatte die Kritik am »deutschen Irrationaldenken«, das Bachmann in Heidegger (auch wegen seiner Verstrickung in den Nationalsozialismus) verkörpert sah (GuI, 137), am Schluss ihrer Dissertation zu der Überzeugung geführt, dass nur Literatur und Kunst in der Lage seien, den existentialen Grunderlebnissen des »modernen Menschen« und insbesondere seinen Erfahrungen »mit der ›Angst‹ und dem ›Nichts‹« Ausdruck zu verleihen (Diss., 130). Die Bekanntschaft mit den frühen psychotherapeutischen Forschungen Viktor E. Frankls (1905-1997) zu den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten, vor allem aber die Begegnung (1948) und Freundschaft mit dem deutsch-jüdischen Dichter Paul Celan (1920-1970) aus der Bukowina, dessen Familie zu den Opfern des Holocaust gehörte, bewirkt in der Weiterentwicklung dieses existentialistischen Ausgangspunkts eine »tiefgreifende Verwandlung ihres Denkens und Schreibens« (Höller 1999, S.59) im Sinne jenes kritischen Ethos, das sie in ihrer Rede zur Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden (1959) in die Formel »Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar« (W IV, 275) fasst. So sind z. B. die Gedichte ihres ersten Lyrikbandes Die gestundete Zeit für die sie 1953 den renommierten Preis der Gruppe 47 erhält, von expliziter Zeitkritik durchzogen und appellieren angesichts von Kaltem Krieg und gesellschaftlicher Restauration an das kritische Gewissen der Zeitgenossen. Auch wenn der zweite Gedichtband Anrufung des Großen Bären (1956) das Pathos dieser Zeitkritik wieder einschränkt und auch traditionellere lyrische Formen wiederentdeckt, war Bachmanns Synthese von Zeitkritik, literarischer Moderne und lyrischer Tradition doch die Grundlage ihres raschen Aufstiegs zur wichtigsten deutschsprachigen Dichterin der Nachkriegszeit. Ermutigt durch ihren Erfolg in Deutschland, bricht Bachmann im Sommer 1953 auf Einladung des gleichaltrigen deutschen Komponisten Hans Werner Henze (* 1926) aus Wien nach Italien auf, um dort eine Existenz als freie Schriftstellerin zu begründen. Die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Henze, der sie in ganz neuer Qualität in die Welt der europäischen Musik und insbesondere der Oper einführt, schlägt sich u.a. in den Opernlibretti Der Prinz von Homburg (1958) und Der junge Lord (1965) sowie in theoretischen Überlegungen zum Verhältnis von Musik und Dichtung (W IV, nieder, wirkt jedoch bis in die späten Gedichte der 1960er Jahre und den Roman Malina hinein auch auf ihr literarisches Schreiben zurück. In den zehn Jahren nach dem Aufbruch aus Wien, in denen Bachmann in Rom (1953-57), München und Neapel (1957/58) sowie (zusammen mit Max Frisch) abwechselnd in Zürich und Rom wohnt (1958-63), entstehen neben Gedichten, Hörspielen und Essays auch die Frankfurter Vorlesungen, mit denen die Autorin im Wintersemester 1959/60 die gleichnamige Reihe der Poetik-Vorlesungen zu »Problemen zeitgenössischer Dichtung« eröffnet, indem sie ihre poetologischen Überlegungen erstmals systematisch zusammenfasst und im Prozess der Moderne literarhistorisch verortet. Mit Hilfe des an Musil entwickelten Begriffs der »Literatur als Utopie« und im Glauben an ihre »verändernde Wirkung« verpflichtet die Autorin die Literatur nach dem Nationalsozialismus auf die kritische Dekonstruktion der »schlechten Sprache« der öffentlichen Diskurse (W IV, 270 f.). In der Auseinandersetzung mit den >sozialen, mitmenschlichen und politische Konflikten< der Zeit geht es ihr nicht zuletzt um die Erkundung von »neuer Wahrnehmung, neuem Gefühl, neuem Bewußtsein« (W IV, I90 f., 195). Dieses selbstbewusste Vertrauen auf die Fähigkeit der Literatur, angesichts der verzweiflungsvolle »Dunkelhaft der Welt« «im Widerspiel des Unmöglichen mit dem Möglichen [...] unsere Möglichkeiten [zu erweitern]« (W IV, 276 f.), spiegelt sich in den gleichzeitig entstandenen Erzählungen des Bandes Das dreißigste Jahr (1961) in der Thematik der Grenze und Grenzüberschreitung, der Dekonstruktion der bestehenden gesellschaftlichen, moralischen und diskursiven Ordnung der Nachkriegszeit auf der prekären Suche nach einer anderen, gewaltfreien Ordnung, die die Literatur jedoch nicht vorzuführen, sondern nur anzumahnen in der Lage ist.
Trotz des kritischen Echos, auf das Bachmanns erster Erzählband vor dem Hintergrund ihres Ruhmes als Lyrikerin stieß, hat sich die Autorin in ihren Berliner Jahren (1963-65) und dann wieder in Rom (1965-73) schwerpunktmäßig auf die Prosa konzentriert. Die Trennung von Max Frisch (1962) fällt mit einer Lebenskrise zusammen, die zugleich den Ausgangspunkt für einen literarischen Neuansatz bildet, die literarische Darstellung der verborgenen ›Verbrechen‹ auf dem »Mordschauplatz« Gesellschaft und insbesondere im Verhältnis der Geschlechter (S. 276,6), die unter dem Titel Todesarten von nun an im Mittelpunkt ihres Schreibens steht. Neben dem Roman Malina und einer Fülle zu Lebzeiten unveröffentlichter und fragmentarischer Texte wie der Erzählung Requiem für Fanny Goldmann, dem Buch Franza und dem Goldmann/Rottwitz-Roman gehört auch Bachmanns zweiter Erzählband Simultan (1972) mit seinen Porträts ganz unterschiedlicher Wienerinnen und ihrem (teils ironisch erzählten) »Abstürzen« aus der »Banalität ihrer Existenz« »...
Bertrand Badiou, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der École normale supérieure (Paris), Herausgeber von Werken und Briefen Paul Celans in Deutschland und in Frankreich, betreut zusammen mit Eric Celan den Nachlaß des Dichters.
Paul Celan wurde am 23. November 1920 als Paul Antschel als einziger Sohn deutschsprachiger, jüdischer Eltern im damals rumänischen Czernowitz geboren. Nach dem Abitur 1938 begann er ein Medizinstudium in Tours/Frankreich, kehrte jedoch ein Jahr später nach Rumänien, zurück, um dort Romanistik zu studieren. 1942 wurden Celans Eltern deportiert. Im Herbst desselben Jahres starb sein Vater in einem Lager an Typhus, seine Mutter wurde erschossen. Von 1942 bis 1944 musste Celan in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten. Von 1945 bis 1947 arbeitete er als Lektor und Übersetzer in Bukarest, erste Gedichte wurden publiziert. Im Juli 1948 zog er nach Paris, wo er bis zum seinem Tod lebte. Im selben Jahr begegnete Celan Ingeborg Bachmann. Dass Ingeborg Bachmann und Paul Celan Ende der vierziger Jahre und Anfang der fünfziger Jahre ein Liebesverhältnis verband, das im Oktober 1957 bis Mai 1958 wieder aufgenommen wurde, wird den posthum veröffentlichten Briefwechsel Herzzeit zwischen den beiden bestätigt. November 1951 lernte Celan in Paris die Künstlerin Gisèle de Lestrange kennen, die er ein Jahr später heiratete. 1955 kam ihr gemeinsamer Sohn Eric zur Welt. Im Frühjahr 1970 nahm sich Celan in der Seine das Leben.
Hans Höller, Dr. phil., Professor für Germanistik an der Universität Salzburg, Verfasser zahlreicher Bücher zur zeitgenössischen Literatur, Mitherausgeber der Thomas-Bernhard-Werkausgabe und der Jean-Améry-Ausgabe.
Andrea Stoll, Dr. phil., arbeitet als Autorin und Dramaturgin für Verlage, Filmproduktionen und Fernsehsender. Veröffentlichte mehrere Bücher und zahlreiche Aufsätze zu Ingeborg Bachmann, eine Biographie für den Insel Verlag ist in Vorbereitung.
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Dieser Briefwechsel - er währte vom Mai 1948 bis Herbst 1967 und wird ergänzt um die Korrespondenz zwischen Paul Celan und Max Frisch und Ingeborg Bachmann und Gisèle Celan-Lestrange - ist ein Dokument einer ganz großen und sehr schmerzlichen Liebe, ein Dokument der Hingabe, der Trennung, des Sich-Wieder-Findens, ein dramatisches und bewegendes, ja, berührendes Lebenszeugnis. In den Kontext zum Briefwechsel gehört auch Celans Gedichtband "Mohn und Gedächtnis" mit der berühmten "Todesfuge" (1952). Lange wurde gerätselt, was es mit dieser Liebe der beiden bedeutenden Dichter auf sich hatte, wie diese Beziehung sich in Werk und Leben der beiden niedergeschlagen hat. Endlich haben wir Klarheit.
Begonnen hatte die Beziehung am 20. Mai 1948 in Wien. Wenige persönliche Treffen waren danach zu verzeichnen: Ende 1950 war Ingeborg Bachmann etwas zwei Monate bei Celan in Paris, ein weiteres Mal im Februar/März 1951 für ein paar Tage; im März 1952 haben sie sich bei der Tagung der Gruppe 47 getroffen. Jahre des Schweigens folgten. Erst 1957 dann eine weitere persönlichen Begegnung, so in Köln. Hier kam es zu einem Neubeginn der Beziehung. Lyrische Beweise: das Gedicht "Rheinufer" von Ingeborg Bachmann ("Wasserstunde, der Schuttkahn/fährt uns zu Abend...". Und Paul Celan "antwortete" mit dem wunderbaren Gedicht "Köln: Am Hof" ("Herzzeit, es stehn/die Geträumten für/die Mitternachtssziffer...Ihr Dome ungesehn,/ihr Wasser unbelauscht,/ihr Uhren tief in uns"). Die kommenden Treffen wurden jedoch bald spärlicher, ein letzter Brief dann Ende 1961.
Der Versuch eines gemeinsamen Lebens in Paris oder anderswo scheiterte, musste scheitern. Sie haben sich "gegenseitig die Luft genommen".Und doch: die Bachmann kämpfte um Paul, wenn auch letztlich vergebens. Sie schreibt von der "großen Sehnsucht nach ein wenig Geborgenheit" und "Du warst...beides für mich: das Sinnliche und das Geistige".
Natürlich war diese Beziehung nicht nur eine Privatsache. Hat sie doch etwas mit dem historischen Verhängnis zu tun, das die Bachmann nur als indirekt Betroffene, Celan als direkt Betroffener, als Opfer (er hat seine Eltern im KZ verloren), als das er sich sein ganzes Leben lang gefühlt hat: traumatisiert und ständig verfolgt, erlebt und erlitten hat. Dazu sein "Niedergeschlagenheit über die politischen Zustände in Deutschland". Das hat auch etwas mit der Goll-Affäre zu tun. Celan habe von Yvan Goll "abgeschrieben". Ungewollt ist diese Geschichte von dem Literaturwissenschaftler Richard Exner ausgelöst worden; von Claire Goll wurde ein einfacher Vergleich dann instrumentalisiert und so zu einer Affäre, die für Celan zu einem lebensbestimmenden Thema wurde.
Immer wieder nahm er in seinen Briefen Bezug darauf, bat darum, forderte, eindeutig für ihn Stellung zu beziehen. Ingeborg Bachmann versuchte zu helfen, zu vermitteln, auch zu beschwichtigen. Paul Celan war nicht zu beruhigen und übertrug die Affäre auf die gesamte politische Befindlichkeit der jungen Bundesrepublik. Der Plagiatsvorwurf sei infam man suche die Veröffentlichung seiner Gedicht zu hintertreiben, Böll habe ihn hintergangen, Max Frisch ebenfalls, die Stimmung sei durchgängig gegen ihn. Hier spielte sich ein Drama von antikischem Ausmaß und großer literarischer und geschichtlicher Dimension ab.
Am Ende starb Paul Celan, der sich am 20. April 1970 in Paris das Leben nahm, auch daran. Und Ingeborg Bachmann? Am 17. Oktober 1973 verstarb sie nach einem tragischen Brandunfall in Rom.
I
Dies ist die überraschende Überraschung des Briefwechsels, der für mich nichts mit einer Sensation und Sensationslust zu tun hat, sondern das Geheimnis der Liebe unter Wahrung des Briefgeheimnisses belässt.
Schockierend, dass man einen Paul Celan, nachdem er das Arbeitslager und die Tode seiner Mutter und seiner Schwester ausgehalten hat, schließlich doch noch durch Verleumdung in den Tod getrieben hat.
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