Die biblischen Stories über König David sind ein eigenartiges Texterlebnis. Wer darin einen edlen Menschen und guten König findet, muss mit gut funktionierenden Scheuklappen ausgestattet sein. Die Historizität der geschilderten Ereignisse ist im übrigen ungeklärt. Gespickt mit Widersprüchen und Unwahrscheinlichkeiten ist das alles zudem. Es ist nicht mal gesichert, ob es diesen David überhaupt gegeben hat. Das macht das Thema natürlich nur noch interessanter.
Ich war Heyms berühmtem Roman aus dem Jahr 1972 damals aus dem Weg gegangen, weil mir das Thema schnuppe war. Jetzt hat sich das geändert. Heute weiss ich, dass die Bibel ein hochinteressantes literarisches und historisches Phänomen ist, mit dem sich auch der Atheist gewinnbringend beschäftigen kann. Allein die Geschichte der Textentstehung und der Übersetzungen bietet einen endlosen Reisser.
Die Heymsche Version der 'Ereignisse' um König David scheint mir plausibel. So kann es gewesen sein. Möglicherweise. Dabei fällt mir eine Spielfilm-Einleitung ein, die mir vor Jahren imponierte: 'Die folgenden Ereignisse sind vollständig wahr. Ich weiß das, weil ich sie selber erfunden habe.' Leider weiß ich nicht mehr, welcher Film das war.
Heym hat als seinen Erzähler einen Historiker 'erfunden', (er benutzt den Namen eines in der Bibel erwähnten Mannes, über den fast nichts bekannt ist), der von König Salomo beauftragt wird, eine offizielle Geschichte der wunderbaren Taten seines Vaters David zu schreiben. Der neue König hat Legitimierungsbedarf. Der Auftrag ist brisant: ein falscher Ton kann den Kopf kosten. Überlieferte Geschichte ist die Geschichte der Sieger, und sie bestimmen was Wahrheit bedeutet. Der zeitgenössische Historiker im Roman hat das Problem, dass er noch nicht weiß, wer der Sieger sein wird im Gerangel der Interessen, zwischen Priestern, Militär und Hofschranzen. Außerdem leidet er unter hochgefährlichem Wahrheitsbedürfnis.
Bezüge zur damaligen politischen Realität in der DDR mag man in Sätzen wie diesem sehen: 'Da aber die Kenntnis der Tatsachen den Menschen leicht zu gefährlichen Auffassungen führt, müssen wir die Dinge so berichten, dass sein Denken in die richtigen Bahnen gelenkt wird.'
Das Buch ist ganz offensichtlich nicht nur eine Darstellung biblischer Geschichte, sondern auch eine DDR Parabel, oder eher eine Parabel über Diktaturen im allgemeinen. 'Da Macht aus Verschwörung wächst, wittern die Machthaber sie überall.'
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