Für das Werk Kafkas gibt es sehr unterschiedliche Deutungen, die von religiösen Motiven bis zu politischen Betrachtungen reichen. Die fundiertesten Betrachtungen stammen von seinem Freund Max Brod (der sie sicher mit einiger Berechtigung vorbringt). Aber in neuerer Zeit führten z.B. Theodor W. Adorno an, dass es womöglich in beruflicher Tätigkeit begründet liegen kann, dass es auch um Macht und Ausübung der Macht gehen könnte, der ein zeitgenössischer normaler Mensch am Beginn des 20. Jahrhunderts hilflos ausgesetzt war. In der heutigen Zeit gewinnen Kafkas Romane deswegen wieder an Popularität, weil eines seiner Hauptthemen eben jene Macht ist, die sich aus einer anonymen Quelle speist und/oder einer anonymen Stelle ausgeübt wird.
Franz Kafka (1883 – 1924) war ein tschechischer Autor, der die Schriftstellerei immer nur im Nebenberuf betrieb. Er war Jurist von Beruf, sogar ein promovierter Dr. jur. Von 1901 bis 1906 hatte er kurze Zeit Germanistik im Nebenfach studiert. Ab 1908 ging als Jurist zur »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt«, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1922 blieb. Franz Kafka schrieb in deutscher Sprache und hinterließ viele Textfragmente. Dass das vorliegende Werk zu lesen ist, verdanken wir seinem Autorenkollegen Max Brod, der Kafkas unvollendete Romane – gegen dessen erklärten Willen – nach dem Tod veröffentlichte.
Zum Buch: „Der Prozess“ soll angeblich in den Jahren 1914/15 entstanden sein, erschien aber erst 1926 nach dem Tod des Autors; Herausgeber war Max Brod. Wie aus autobiographischen Aufzeichnungen hervorgeht, ist mit dem Prozess nicht etwa ein Gerichtsverfahren an einem ordentlichen Gericht gemeint (was man bei einem promovierten Juristen schnell vermuten kann), sondern der Text ist von einem Gespräch inspiriert, das Kafka mit seiner ehemaligen Verlobten hat führen müssen, da dieser einen „verfänglichen“ Briefwechsel in der Freundin seiner Verlobten gepflegt hatte. Dieses Gespräch erlebte er, wahrscheinlich nicht zu Unrecht, als Anklage ohne ein Verbrechen begangen zu haben.
Und so ist es auch in diesem Roman zu lesen: Der Protagonist des Romans ist der Bankangestellte Josef K. Er wird am Morgen seines 30. Geburtstages verhaftet, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein. Er erfährt nicht, weswegen er verhaftet wurde und kommt nicht in Haft und geht weiter seiner Arbeit nach. Er würde sich gerne rechtfertigen – wobei er nicht einmal ahnt für was er sich rechtfertigen müsste. Vergeblich versucht er herauszufinden, weshalb er angeklagt wurde und wie er sich rechtfertigen könnte. Josef K. versucht verzweifelt, Zugang zum Gericht zu finden, doch auch dies gelingt ihm nicht. Das Thema nimmt mehr und mehr von ihm Besitz und obwohl er sich erst nicht damit beschäftigen will, versucht sich abzulenken, beschäftigt er sich bald mit nichts mehr anderem.
Auch die Leser*innen sind Teil des Spiels, auch wenn wir es noch so gerne erfahren würden, auch wir wissen nichts… nicht ob es überhaupt einen Prozess geben wird, nicht ob er vielleicht schon begonnen oder beendet ist, nicht ob es ein Urteil gab. Und K. ist nach fast einem Jahr der Unsicherheit ein zerrütteter Mann, der sich letztlich einem nicht greifbaren, mysteriösen Urteilsspruch beugen will, von dem er nichts weiß. Aber das Ergebnis des Prozesses wird ihm am Vorabend seines 31. Geburtstags offenbart…
Dieser Text wird durch ineinanderfließende Zeiten, unlogische Ortsbezüge und sich scheinbar verselbständigende Objekte teilweise schwer lesbar und daraus wurde das sprichwörtlich „kafkaeske“ als Bezeichnung für eine völlig unklare, sogar widersprüchliche und nicht zu beeinflussende missliche Lage. Auch in diesem berühmten Buch nimmt Kafka die Fremdheits- und Ohnmachtserfahrungen des Totalitarismus vorweg (obwohl der Ausgangspunkt ein ganz privater gewesen ist) und der Roman wirkt wie ein abwärts gerichteter Sog, in dem man, einmal hineingeraten, auf irgendeine nicht identifizierbare Ebene hinab gezogen wird, die einem zum Teil unangenehme Momente bereitet. Wer je die labyrinthischen Texte von Franz Kafka auf sich hat wirken lassen hat, hat eine Ahnung davon, was Sprache vermag…
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