"When the Sacred Ginmill Closes" (1986) ist der sechste Krimi aus Blocks Matthew-Scudder-Reihe. Eigentlich war die Reihe 1982 abgeschlossen mit dem Buch "Eight Million Ways to Die". Hier hatte der Privatdetektiv Scudder bekannt, dass er Alkoholiker ist. Das war ein würdiges Ende. Offensichtlich war der Fan-Zuspruch aber sehr groß und so setzte Block die Reihe fort, zunächst sehr zurückhaltend, denn "Ginmill" handelt von Scudder, der sich 1986 daran erinnert, was im Sommer 1975 passierte. Es ist - wenn man das berücksichtigt - ein ganz frühes Buch der Reihe. Scudder ist noch voll im "booze", kritische Anmerkungen zum Alkoholismus gibt es hier nicht.
Im Roman gibt es zwei Kriminalfälle. Der eine dreht sich um den Versicherungsvertreter Tommy Tillary, dessen Frau nach einem Einbruch erstochen aufgefunden wird. Diesen Plot hatte Block bereits in seiner Kurzgeschichte "By the Dawn's Early Light" (1984) dargeboten. Wer die Story kennt (so wie ich), wird natürlich diesen Teil des Romans eher mühsam finden. Das war Block klar, deshalb gibt es einen weiteren Kriminalfall zu lösen: Der Barkeeper und Trinkkumpane von Scudder, Skip Devoe, wird von Unbekannten erpresst. Er heuert Scudder an, damit dieser die Geldübergabe organisiert und die Täter überführt. Das gelingt Scudder am Ende, genauso wie es ihm gelingt, den Mord an Mrs. Tillary aufzuklären.
Wie ist der Krimi einzuordnen? Die Tillary-Story kannte ich wie gesagt schon, aber als Kurzgeschichte hat sie mich nicht sonderlich überzeugt. Ob sie jetzt im Roman besser wirkt, kann ich mit diesem Wissen schlecht sagen. Die Erpressungsgeschichte ist zumindest originell und mit einigen Actionszenen gespickt, wirkt aber sehr konstruiert. Dennoch Futter für Agatha-Christie-Fans, denn eins muss man sagen, man kann die Auflösung selber finden, da Block fair spielt und alle Fakten offenlegt. Ob man selber mitlösen will, ist eine andere Frage. Block ermutigt den Leser nicht dazu, da Protagonist Scudder auch keine Ambitionen hat.
Ein meines Erachtens durchschnittlicher Krimi der Reihe. Hat man vorher das starke "Eight Millions Ways to Die" gelesen, ist das eine Anti-Klimax.
6/10
Notizen:
1) "When the Sacred Ginmill closes" ist eine Textzeile aus Dave van Ronks Song "Last Call" (1973). Sie ist dem Roman vorangestellt. Der gesamte Songtext wird während einer Trinksession von Scudder und Billie Keegan erwähnt. Besonders hat es Scudder der Satz "If I'd been drunk when I was born, I'd be ignorant of sorrows" angetan.
2) Der Kurzgeschichtentitel "By the Dawn's Early Light" bezieht sich auf einen Satz von Tommy Tillarys Freundin Caroline. Sie sagt an einer Stelle: "Who in her right mind'd want Tommy Tillary by the dawn's early light?" ("wer möchte schon gern mit Tommy Tillary morgens aufwachen?"). Scudder verbringt eine Nacht mit Caroline, verlässt sie aber, nachdem sie eingeschlafen ist. Er denkt sich: Who in her right mind'd want Matt Scudder by the dawn's early light?
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