Angehörige publizistischer Berufe, z.B. Journalisten, Dolmetscher oder Übersetzer, aber auch Dozenten, Anwälte, Berater, Unternehmer und Gewerbetreibende sind in der Regel freiberuflich oder selbständig tätig. Sie alle verbindet vor allem eins: Geld wird ausschließlich leistungsorientiert mit dem eigenen Wissen und der eigenen Persönlichkeit verdient. Natürlich ist es angenehm, keinem Chef untergeordnet zu sein. Einerseits. Andererseits bedeutet das auch, dass Sozialversicherungsbeiträge nicht automatisch abgedeckt sind. Dazu bringt die Selbständigkeit zahlreiche typische Probleme mit sich, die im Alltag immer wieder aufs Neue bewältigt werden müssen: schwankende Einnahmen, zahlungsunfähige Kunden, schwierige Auftraggeber oder harter Konkurrenzdruck.
Der Survival-Guide für Selbständige wendet sich gezielt an Menschen, die bereits Erfahrungen mit Selbständigkeit gemacht haben, egal, ob es sich um eine Vollzeittätigkeit handelt oder um eine Teilzeitselbständigkeit. Über 70 typische Schwierigkeiten rund um die Themen "Geld" und "Zeit" werden anschaulich dargestellt. Zahlreiche Fallbeispiele veranschaulichen richtige und falsche Umgangsweise mit bestimmten Klippen und man bekommt jeweils konkrete Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Dass die Autorin aus der Praxis für die Praxis schreibt, macht dieses Buch zu einem unverzichtbaren Helfer für Freiberufler und Selbständige. Man wird wirklich abgeholt, wo man sich befindet. Das zeigen bereits anschauliche Überschriften wie: "Ich verdiene zu wenig", "Ich traue mich nicht, alles zu berechnen", "Meine Angebote werden oft abgelehnt" oder auch "Ich brauche noch ein weiteres Standbein". Teilweise fühlt man sich beim Lesen regelrecht entlarvt - und merkt, dass man selbst auch in der einen oder anderen Falle festsitzt.
Ein großes Problem ist in der Tat, dass man sich auf dem Markt unter Wert verkauft. Das wird wirkungsvoll in dem Kapitel "Raus aus... der Low Budget-Auftragsfalle" aufgegriffen. Neben einer Bestandsaufnahme und der Betrachtung möglicher Gründe für die finanzielle Flaute werden zahlreiche wesentliche Fragen beantwortet. Wie sinnvoll ist es für eine Flatrate zu arbeiten? Was, wenn die Kunden am liebsten alles gratis haben wollen? Wie bekommt man die tatsächlich geleistete Arbeit vergütet, auch wenn man in einer Branche arbeitet, in der Dumping-Preise an der Tagesordnung sind? Für all diese Situationen gibt es teils verblüffend einfache Lösungen.
Svenja Hofert zeigt: Oft ist gerade bei Frauen fehlendes Selbstwertgefühl der Grund für viel zu niedrige Honorarforderungen. Man muss jedoch nicht in dieser Falle stecken bleiben. Die Autorin hilft dabei, das eigene Honorarproblem zu durchleuchten und anschließend zu beheben. Zu erwartende "Ja, aber..."-Einwände nimmt sie dabei gleich geschickt vorweg.
Wer langfristig erfolgreich sein will, kommt um das Akquirieren neuer Kunden nicht herum. Teilweise hat man zwar Kunden, diese sind jedoch nicht zahlungswillig oder -fähig. Das kann schnell zum Todesstoß der Selbständigkeit werden. Um gezielt die richtigen Klienten zu erreichen, muss also in die Neukundengewinnung investiert werden. Die wenigsten Unternehmen sind bekannt genug um darauf verzichten zu können. Alle anderen, das macht Svenja Hofert deutlich, müssen in den sauren Apfel beißen. Unterschiedliche Formen der Akquise werden aufgezeigt und gegeneinander abgewogen. Die Autorin veranschaulicht auch, wie es gelingen kann, von zufriedenen Kunden weiterempfohlen zu werden. Kaum etwas ist so wirkungsvoll wie Mundpropaganda!
Sie weist auf, dass es gerade im Dienstleistungsbereich nicht in erster Linie auf vorhandene Fachkompetenz ankommt. Entscheidend ist vielmehr die eigene Persönlichkeit. Wie man durch Auftreten, Ambiente und die Art, wie man an die Aufträge herangeht, Pluspunkte an der richtigen Stelle sammelt, wird überzeugend dargelegt. Zusätzlich wird auf die Bedeutung der Website als Präsentationsplattform hingewiesen und konkretisiert, wie diese beschaffen sein sollte, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
Neben dem geringen Verdienst ist zu wenig Zeit ein häufiges Problem Selbständiger. Oft verschluckt die tägliche Arbeit jegliche Zeit für Familie und Privatleben. Man rennt hilflos im Hamsterrad und findet die Bremse nicht. Der Hintergrund dafür kann ein ineffektives Selbstmanagement sein. Svenja Hofert zeigt auf, wie die Selbstorganisation besser funktioniert und auch, was wann Priorität haben sollte. Sie geht außerdem kurz auf Zeitmanagementregeln ein und verweist auf die ALPEN-Methode Lothar Seiwerts.
Besonders wertvoll ist ihr Vorschlag, als Chef Struktur ins eigene Unternehmen zu bringen. Wäre man angestellt, müsste man sich auch an Vorgaben halten. Also sollte man darauf keineswegs verzichten und Unternehmensziele sowie eigene Arbeitsfelder und Aufgabenbereiche festhalten. Das schärft zugleich auch die Selbstdarstellung und Eigenpräsentation, und es zeigt sich: Anhand von zehn Regeln kann bereits mehr (Lebens)Qualität erreicht werden. Wenn man sich daran hält.
Das letzte Kapitel liefert einen Notfallkasten für den Feuerwehreinsatz: Wie stopft man Finanzlöcher? Wie lässt sich eine dringend benötigte Beratung finanziell stemmen? Was, wenn Unterhalt gezahlt werden muss? Wenn die Stimmung zwischen Geschäftspartnern konstant schlecht ist? Auf diese und weitere Fragen findet man in einem Stöberbereich kurz und kompetent Antwort.
Fazit: Svenja Hoferts Buch ist hervorragend strukturiert, so dass man sich zügig zurechtfindet. Das ermöglicht die Schwerpunktsetzung auf besonders drängende Probleme. Die zahlreichen Fallbeispiele sind praxis- und realitätsnah gestaltet. Zusammen mit den farbigen Akzenten in altrosa lockern sie das Buch auf und erleichtern den Lesefluss.
Nach der Lektüre merkt man, dass es auch im eigenen Kleinunternehmen durchaus Bereiche gibt, die eine Optimierung nicht nur vertragen würden, sondern dringen nötig haben. Dieses Buch ist für Freiberufler und Selbständige in jeder Hinsicht ein Gewinn!