Arne Rautenberg


Lieber Arne,
in unserer Beatstories-Sammlung hat Du über Sly & Family Stone geschrieben. Wie kommt es, dass ein 1967 Geborener auf diesen Freak aus den späten 60ern steht?

Das hatte mit meiner Prince-Rezeption in den Spät-80er/Früh-90ern zu tun. Natürlich hörten wir alles von Prince - - begannen dann aber auch gezielt um Prince herum zu hören. Dabei fielen uns Platten von Sly and The Family Stone in die Hände, erklärtermaßen ja eines von Princes´ Vorbildern. Mir ging dieser schwer durchblueste Bubble-Gum-Funk sofort ins Ohr, ja ins Herz.

Hast Du Dir den Woodstock-Film angesehen, in dem Sly mitspielt?

Man könnte sich gut vorstellen, auch ohne Drogen dort Spaß gehabt zu haben.

Du arbeitest als Autor und Bildender Künstler. Wo hat da die Musik noch Raum?

Ich verbrauche Musik, jage sie, liebe sie, verheize sie als Hintergrundmusik zu meinem Leben. Zu jeder Lebensphase habe ich die dazu passende Musik im Kopf – und umgekehrt, höre ich die jeweilige Musik, kommen mir die Bilder aus den Lebensphasen zurück. Den Instinkt, die gerade passende Musik zu jagen, versuche ich gerade an meine Kinder weiterzugeben, ich halte das für absolut wichtig.

Wo siehst Du Berührungspunkte zwischen einem Gedicht und einem Songtext? Anders gefragt: Haben Songtexte auch literarisches Potential und, falls ja, an wen denkst Du dabei?

Natürlich sofort an Zappa, in bestimmten Situationen kommen mir immer noch Songzitate in den Sinn, etwa jetzt, wo der Norden so eingeschneit ist, denke ich bei jedem Hundepissfleck automatisch „Don´t eat the yellow snow“ - oder wenn ich meine roten Schuhe anziehe „Brown Shoes don´t make it“ usw. – das hat sich eingebrannt. Etwas diesseitiger gedacht: Adam Green, das waren auch tolle Texte. Was deutsche Texte angeht, finde ich Jan Delay ok.

Du hast Gedichte von Dir vertonen lassen. Warum?

Dichter sind verhinderte Rockstars, jedenfalls fühlen sie sich manchmal so, oder sagen wir, ich fühle mich manchmal so. Und da ich Freaky Miller aus Kiel gut kenne und mag, habe ich ihm mal einen Songtext gegeben, einfach um zu schauen, was damit passiert. Das ist das Tolle an Gedichten: sie sind wendig und wenn sie raus in die Welt gehen, kann vieles mit ihnen passieren: sie werden gelesen, durchdacht – oder animieren zu weiteren Kunstwerken, etwa Filmen oder Songs (so wie mich Filme oder Songs wieder zu Gedichten animieren).

Gibt es noch Veranstaltungskonzepte, wo Literatur und Musik gut zusammen passen? Lyrik & Jazz oder Lyrik & Rock?

Alles eine Frage des Styles – und des Lebensgefühls, würde ich mal sagen. Man muss nur aufpassen, dass sich bei der Kombination Lyrik + Musik kein pseudohochkultureller „Hurz-Faktor“ einschleicht.

Was dreht sich aktuell auf Deinem Plattenteller?

Ich habe gerade in Hamburg Anja Huwe kennengelernt und wieder einen üblen Frühachtziger-Rückfall, höre also X-Mal Deutschland. Dazu das neue Album der Goldenen Zitronen, auch Jochen Distelmeyer, Jarvis Cocker und Fleetfoxes.


Arne Rautenberg, geboren 1967 in Kiel. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft und Volkskunde an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel lebt Arne Rautenberg seit 2000 als freier Schriftsteller, Künstler und Kulturjournalist in seiner Geburtsstadt.

Er schreibt Essays, Gedichte, Hörstücke, Kurzgeschichten, Romane und arbeitet für verschiedene Feuilletons; sein literarisches Hauptbetätigungsfeld ist die Lyrik. Gedichte und Geschichten sind in mehreren Einzeltiteln sowie zahlreichen Anthologien und Zeitschriften erschienen.

Rautenberg arbeitet im bildkünstlerischen Bereich an Collagen und großflächigen Schriftinstallationen in Räumen, die in mehreren Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt wurden. Seit 2006 ist er Lehrbeauftragter an der Muthesius-Kunsthochschule in Kiel.

Beatlemania!
50 Jahre Beatles! Wir feiern mit einem sensationellen Bildband von Fans für Fans, mit Insider-Stories, fantastischen Fan-Fotos, Dokumenten und Faksimiles.

1. Auflage 2010, ca. 140 Seiten, mit über 100 Fotos, Dokumenten u. Faksimiles
ISBN: 978-3-7844-3221-2
19,95 EUR D / 20,60 EUR A / 34,50 CHF (UVP)
LangenMüller

Als sie noch live auftraten, wurden sie von ihren Fans in einem Maße verehrt, wie es keiner anderen Popgruppe je zuteil wurde. Der Kult um die vier Jungs aus Liverpool hält bis heute ununterbrochen an. Die Beatles haben die Musik revolutioniert und die Menschen begeistert. Die Beatles und ihre Fans – das ist ein seit damals andauerndes Liebesverhältnis, fast schon eine Weltanschauung. In diesem aufwändig und liebevoll gestalteten Album wird diese besondere Beziehung dokumentiert – mit vielen raren, zum Teil unveröffentlichten Fotos und Texten. Ein Buch von Fans für Fans.

Mit Texten von Horst Fascher, Lisa Fitz, Chuck Hermann, Jürgen Herrmann, Chris Howland, Klaus Kreuzeder, Gabriele Krone-Schmalz, Uschi Nerke, Abi Ofarim, Brian Parrish, Helmut Schmidt, Manfred Sexauer, Tony Sheridan, Pete York uvm.
Fotos von Bubi Heilemann, Werner Kohn, Ulrich Handl, Rainer Schwanke, Frank Seltier, Günter Zint u.a.