F. C. Delius: Lob des Gehirns


Von Eric Burdon eine Platte hatte
ich aufgelegt und las in der Zeitung,
was ein Hirnforscher sagte: unser Gehirn muss
täglich so viele Informationen speichern
und verarbeiten wie früher im ganzen Leben,
da dacht ich, höchste Zeit für ein Lob,
ein Lob unsern schwer arbeitenden Hirnen!,
während die Zellen da oben schon wieder in Aufruhr waren,
Eric Burdons Schreie, die lösten solche
elektrochemischen, elektromechanischen Prozesse aus,
Drüsen und Muskeln tobten, und ich
dachte nur einfach: schöne Musik.
Voll geladen mit Informationen sind
meine zwölf Milliarden Nervenzellen,
und ein paar Millionen sind immer dabei,
bei jeder Bewegung, jedem Blick, und wenn
die Phantasie loslegt oder die Aufmerksamkeit
für deinen großen Zeh oder wenn wir
unsre Körper heftig aneinanderreiben, finden
dort oben die aufregendsten Prozesse statt.
Ich weiß nicht, wie mein Kopf mit Burdon fertig wird.
Ich weiß nichts von dem ständigen Aufnehmen,
Verarbeiten und Filtern der ständigen Reize,
ich weiß nur, was ich heute weiß, ist
in sieben Jahren nur noch die Hälfte wert.
So naiv lernen wir und wälzen die bescheidene
Unendlichkeit des Gedächtnisses ständig um.
Und ein besonderes Lob, sag ich, Eric Burdon,
verdienen all die überladenen Schädel, die
noch dazu den ständigen Frühlingsdonner,
die permanenten Erregungen der Hoffnung weiterleiten.

Aus: Selbstporträt mit Luftbrücke. Ausgewählte Gedichte 1962-92. Rowohlt, Reinbek 1993, S. 74

Foto: Isolde Ohlbaum

Friedrich Christian Delius, geboren im Februar 1943 in Rom, aufgewachsen in Wehrda, Kreis Hünfeld, und Korbach in Hessen. Seit 1963 in Berlin, Studium an der Freien und Technischen Universität (Dr. phil. 1970). 1970 bis 1978 Lektor für Literatur in den Verlagen Klaus Wagenbach und Rotbuch. Prozesse, welche die Siemens AG (1972 - 76) und Helmut Horten (1979 - 82) gegen ihn führten, erfolgreich überstanden. Seit 1978 freier Schriftsteller. Lebte 1979-81 bei Nijmegen/NL, 1981-84 in Bielefeld. Seitdem ist er wieder in Berlin, seit 2001 in Rom und Berlin. Übersetzungen seiner Bücher in 17 Sprachen. Mitglied der Freien Akademie Hamburg, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Künste Berlin.

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