Franz Dobler: STIMMEN MASCHINEN GEWEHRE (Soft Machine)


der junge liegt auf seinem bett und hört musik auf einem plattenspieler der schon am 5. November 1975 veraltet war drehen sich platten und ich sehe dass sich alles dreht in seinem kopf weil sich die welt so schnell so verändert in zwei wochen wird er 17 er kann nicht tun was er will er fühlt sich einsam vermisst helfende hände köpfe einen zweiten körper und mit jedem tag wird deutlicher dort draußen irgendwo gibt es so viel mehr so viel anderes

ich kenne eigentlich nur eine person in london die ich besuchen kann bei der es mir möglich ist auch das bad zu benutzen
kleine städte sind zu klein kleine familien sind zu klein der fernseher das budget das zimmer alles ist zu klein grau still wir sind nichts weiter als kluge affen und gott existiert nur deshalb weil wir ihn erfunden haben der junge erkennt dass musik ein raum ist in dem er verschwinden kann wie durch einen gang in einen anderen raum und dass der musikraum viel größer ist als er bisher auch nur geahnt hatte in einer weniger bösartigen rassistischen und entfremdeten umgebung hätte ich wesentlich besser arbeiten können musik war nur etwas um eine party in schwung zu bringen ersatz und anbahnung für sex der verstärker für alkohol und andere drogen wir erleben eine periode irrationaler unruhe 32 jahre zurück zu denken ist eine nacht und nebel aktion und es scheint kaum etwas blöderes zu geben als auf einem der wenigen scharfen fotos aus diesem nebel zu erkennen dass eine schallplatte mein leben verändert hat womöglich mehr als alles andere und nicht durch worte sondern allein durch musik die umstände verstärken den effekt etwas wurde bei einem mailorderversand bestellt war nicht lieferbar und jemand in dieser firma legte ersatzweise die doppel lp soft machine third dazu die damals inzwischen fünf jahre alt verramscht wurde allgemeine ratlosigkeit in der clique als die lieferung verteilt wurde ich hatte eben pech gehabt ich hatte keine information zu dieser gruppe konnte auch über ihren namen keine verbindung zum mir damals unbekannten autor william s. burroughs herstellen die worte auf dem album sind nur namen titel daten nur das große foto über beide innenseiten beeinflusste mein hören vier typen in einem zimmer zwei auf dem bett links und rechts hocken zwei lange haare sonnenbrille cordhose gemusterte stiefel instrumente stehen herum flaschen und teller jeder für sich allein im raum schaut vor sich hin wie müde nach einem langen streit und sie sagen jetzt scheiß drauf von links nach rechts elton dean hugh hopper mike rathledge robert wyatt mein größtes problem sind diese ganzen wiederveröffentlichungen alter platten auf cds die die alten verträge wieder ans tageslicht brachten in den meisten fällen bin ich beschissen worden die großen plattenfirmen bei denen ich unter vertrag war zb cbs handeln sehr undurchsichtig sie behandeln ihre künstler und musiker wie scheiße vier stücke eines je plattenseite jedes knapp unter 20 minuten was war das es klang nach jazz aber doch nicht nach pop aber doch nicht ich war total verwirrt ich stelle mir vor ich wollte mich dem verweigern aber es ging nicht es zog mich an und rein 5. November 1975 schrieb ich auf eine der plattenhüllen auf jede den titel und die genaue länge des stücks und auch noch total time 75:40 wenn so viel möglich ist was ist nicht möglich wo hört es auf die erfahrung dass niemand mit mir diese musik teilen mochte und dass mich alle ablehnenden kommentare was ist denn das für ein zeug das kann man doch nicht hören kalt ließen gastmusiker rab spall lyn dobson nick evans jimmy hastings was mich an diesem werk am stärksten berührte war dass der schlagzeuger der sänger war und speziell sein stück moon in june die traurigste stimme der welt ich verstand nicht dass es von liebe sex betrug und heimweh in new york handelt ich kenne drei fassungen mit zum teil erheblich verändertem text die band weigerte sich beim stück von robert wyatt mehr als marginal mitzuwirken third wurde 1970 aufgenommen als third am 5. November 1975 bei mir landete war schon alles anders gleich würde mit mike rathledge das letzte gründungsmitglied draußen sein robert wyatt war am 1. juni 1973 aus dem dritten stock gestürzt und ist seitdem querschnittsgelähmt ich war so betrunken dass es mir am sinnvollsten erschien die party auf diese weise zu verlassen

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die erste single von soft machine erschien 1967 eine us tour mit hendrix mit third war die entwicklung von psychedelischer rockmusik zu avantgardejazzpop vollzogen und third markierte das ende des sängers wyatt in der band im selben jahr auf seiner ersten solo lp der vermerk out of work pop singer nach der nächsten platte war auch der schlagzeuger wyatt draußen keine zwei leute in der band hatten dasselbe im sinn die meisten bands waren ja recht stabil aber wir bastelten ständig rum und warfen uns gegenseitig raus oder liefen davon ich weiß nicht was am ende passierte irgendwann hörte ich nicht mehr hin ich hörte schon nicht mehr hin als ich noch dabei war dann seine eigene band dann ein hit mit i´m a believer robert und seine frau alfreda treten in die partei ein und aus dem musikerleben aus alle waren als ich am 5. november 1975 allein auf dem bett lag ganz woanders es ist vergnüglicher auf parteiversammlungen zu gehen als musik zu machen soft machine nach third interessierte mich dann nur kurz und heute null jazzrock wie bodybuilding zusammengebrochen als der kommunistische sänger wyatt endlich loslegt 32 jahre später sein neues soloalbum ich mag die nicht eindeutigen effekte in meinen songs sowohl rhythmischer als auch harmonischer art ich erfinde die musik wie ein free jazz musiker aus dem nichts mein arbeitsprozess führt vom instinkt zur ordnung die rückkehr von werten wie religion und nation kotzt mich an die produktion des aktuellen albums sei von problemen überlastet gewesen wyatt kämpfte gegen seinen alkoholismus in einer weniger bösartigen rassistischen und entfremdeten umgebung hätte ich wesentlich besser arbeiten können

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er sieht ja nicht nur aus wie ein marxistisch materialistischer weihnachtsmann zuletzt versagt ihm gar die muttersprache es ist egal wie ein verblödeter journalist aussieht oder was ihm versagt elton dean starb am 8. Februar 2006 an herzinfarkt mike rathledge ist mit film und werbemusik reich geworden hugh hopper tut bei irgendeiner soft machine revival formation mit 32 jahre später interessiert mich plötzlich zum ersten mal rab spall der ein paar minuten auf third violine spielt was ist los mit rab spall ich lande im netz stundenlang auf seiten die behaupten etwas über rab spall zu wissen aber sie wissen nichts außer soft machine third über rab spall endlich heißt es in der rubrik obscure canterbury bands rab spall kam aus oxford gründete 1963 die amazing band a free jazz outfit outfit habe ich in dem zusammenhang noch nie gehört rab spall hatte außerdem die band the korean war in der auch robert wyatt mitspielte wenige monate nach seinem einsatz bei third nahm rab spall das album roar auf das aber erst 1997 erschien wo ist wo war rab spall der an einem meilenstein der popmusik beteiligt war in einer weniger bösartigen rassistischen und entfremdeten umgebung hätte ich wesentlich besser arbeiten können wyatt gehörte nicht zu den reformkommunisten während der glasnostphase ist er noch in der britischen kp ich wäre es noch wenn die kommunistische partei nicht harakiri begangen hätte in den letzten 32 jahren habe ich das doppelalbum mindestens einmal im jahr gehört es zu kennen und seine umgebung war auch für ganz andere musik wichtig später kam nur noch ein musiker charlie feathers der mein leben ebenso gründlich veränderte robert wyatt als schlüssel zu und verlängerung von soft machine third alle nerds spinner und angeber behaupten dass sie robert wyatt vergöttern einfach weil man sich mit seiner liebe zu wyatt interessant machen kann third als lektion dass es keine musik keine kunst gibt die sich begrenzen lassen müsste

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meine vergangenheit kommt mir nicht abgetrennt von der gegenwart vor sondern als die einzige quelle aus der ich schöpfen kann vor allem die musik meiner kindheit und jugend wird mir immer wichtiger buddy holly glenn miller bossa nova ich erfinde die musik wie ein free jazz musiker aus dem nichts nach der tour mit hendrix waren die dinge zwischen robert und allen anderen polarisiert manchmal stand robert von seinem schlagzeug auf und ging weil ihm nicht gefiel was wir spielten oder geschrieben hatten es gab aber auch abende an denen wir uns hinter seinem rücken über ihn lustig machten robert wyatt 37 jahre nach third ich habe immer noch alpträume auch im wachen zustand ich träume mein ausschluss wäre nur eine vorübergehende laune gewesen und ich würde wieder in die herde aufgenommen 32 jahre später weiß ich warum ich am 5. November 1975 so gefangen verwirrt und abwesend von der welt war weil ich spürte was vor und während und unmittelbar nach soft machine third ehe ich sie bekam passiert war und was es in unser aller zukunft bedeuten würde dann wache ich auf wie schlimm meine deportation aus soft machine für mich war tja als ich mir das kreuz brach kam ich leichter damit klar

Informationen und Quellen: Bruckmaier, Karl: in Pop Alphabet, München 1993. Calyx.club.fr. Chapman, Rob: Rolling Stone 10/2007. Dominorecordco.com. Engelbrecht, Michael: Süddeutsche Zeitung, 26.9.2007. Lake, Steve: Süddeutsche Zeitung, 17.2.2007. Pilz, Michael: Welt Online, 6.10.2007. Smit, Klaus: Jungle World 42/1997. Sundermeier, Jörg: taz, 15.10.2007. Wagner, Christoph: NZZ Online, Oktober 2007. Weidle, Stefan: in Rock Session 6, Reinbek 1982. Zinsmaier, Markus: Zeit Online/Echolot 41/2007.

Beatlemania!
50 Jahre Beatles! Wir feiern mit einem sensationellen Bildband von Fans für Fans, mit Insider-Stories, fantastischen Fan-Fotos, Dokumenten und Faksimiles.

1. Auflage 2010, ca. 140 Seiten, mit über 100 Fotos, Dokumenten u. Faksimiles
ISBN: 978-3-7844-3221-2
19,95 EUR D / 20,60 EUR A / 34,50 CHF (UVP)
LangenMüller

Als sie noch live auftraten, wurden sie von ihren Fans in einem Maße verehrt, wie es keiner anderen Popgruppe je zuteil wurde. Der Kult um die vier Jungs aus Liverpool hält bis heute ununterbrochen an. Die Beatles haben die Musik revolutioniert und die Menschen begeistert. Die Beatles und ihre Fans – das ist ein seit damals andauerndes Liebesverhältnis, fast schon eine Weltanschauung. In diesem aufwändig und liebevoll gestalteten Album wird diese besondere Beziehung dokumentiert – mit vielen raren, zum Teil unveröffentlichten Fotos und Texten. Ein Buch von Fans für Fans.

Mit Texten von Horst Fascher, Lisa Fitz, Chuck Hermann, Jürgen Herrmann, Chris Howland, Klaus Kreuzeder, Gabriele Krone-Schmalz, Uschi Nerke, Abi Ofarim, Brian Parrish, Helmut Schmidt, Manfred Sexauer, Tony Sheridan, Pete York uvm.
Fotos von Bubi Heilemann, Werner Kohn, Ulrich Handl, Rainer Schwanke, Frank Seltier, Günter Zint u.a.