AC/DC (8. Mai 2015 in Nürnberg, Zeppelinfeld)


NS-Aufmarschgelände wurde zum „Highway To Hell“

Kein Pop, kein HipHop, „ROCK OR BUST!“ lautete der Opener und zugleich das das Motto nach dem aktuellen Album, das die Australischen Vollblutrocker auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg ausgaben. „Let´s make a Rock'n'Roll party“, forderte AC/DC-Sänger Brian Johnson das Publikum auf. Die Hardrock-Band von Down Under bot anschließend über zwei Stunden eine Rockshow der Superlative, aber erst als zuvor DJane Kate Kaputto aus Berlin und das Quartett Vintage Trouble aus Hollywood mit „Soul'n'Roll“ ordentlich eingeheizt hatten.

Schon als kleiner Junge konnte bekanntlich Angus Young seine Schuluniform gar nicht ausziehen, so schnell musste er direkt in die Garage bei seinem Elternhaus, um stundenlang seine Gibson-SG-Gitarre zu bearbeiten. So zumindest der Legende nach. Bis heute behält er eine etwas veredelte, diesmal knallrote Samt-Variante seiner Schulkleidung auf der Bühne an und rockt mit seiner Band bis zum sprichwörtlichen Umfallen. Den Entengang hat er sich schon früh von Chuck Berry abgeschaut, doch treibt der Gitarren-Wirbelwind alles auf die Spitze bis zum angedeuteten Marsch, der auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg angesichts seiner NS-Vorgeschichte gleich beim dritten Song „Hell Ain’t A Bad Place To Be” fast bizarre Züge annahm. Doch die Rock-Dröhnung tut der jetzt sich auf diesem Platz ungeordnet drängelnden Masse sichtlich gut. Ohrstöpsel konnten vor drohendem Tinnitus in der „Rock-Hölle“ schützen.

Vor sechs Jahren traten die Australier noch in anderer Besetzung auf. Da Gründungsmitglied Malcom Young inzwischen an Demenz erkrankt ist, musste er auf dieser Tour durch seinen Neffen Stevie ersetzt werden, der sich live mit seiner Rhythmusgitarre nahtlos in den Gesamtsound einfügte. Auch Drummer Phil Rudd geriet in die Schlagzeilen, weil er aufgrund mehrerer Delikte angeklagt worden war. Jetzt sitzt Chris Slade am Schlagzeug. Der Glatzkopf - Gründungsmitglied von Manfred Mann´s Earthband - half schon früher bei AC/DC aus und trommelte auch in Nürnberg mächtig auf die Felle. Geblieben sind der ruhende Pol am Bass, Cliff Williams, Frontman Brian Johnson mit seinen Shouter-Qualitäten und natürlich das Aushängeschild und pulsierende Zentrum der Band, Angus Young, der am 31. März 2015 seinen 60. Geburtstag feierte.

Traten AC/DC in den 70-er/80-er Jahren in überschaubaren Hallen auf, so konnte die Band ihre Fangemeinde stetig steigern und schaffte es bis in die Sportarenen der Welt. Diesmal war es allerdings der Ort, an dem zum Ende der Pfingstferien auch wieder „Rock im Park“ steigt, das Zeppelinfeld. Das ehemalige NS-Aufmarschgelände platzte an diesem Freitag an nur einem Abend mit weit über 75000 Fans noch mehr aus den Nähten als das 3-tägige Open Air, was dort bisher nur 1998 die Stones schafften. Die Lautstärke dürfte sich bei AC/DC aber noch gesteigert haben. Jedenfalls tobten die Fans, als aus dem braunen Boden akustisch unüberhörbar der „Highway To Hell“ gestampft wurde. Ja, zum Glück dröhnen an dieser Stelle seit 70 Jahren nur noch die Motoren der DTM-Rennwagen oder die Marshall-Boxen der Rockstars.

Natürlich enthielt die Setlist von AC/DC einen ganzen Katalog bekannter Songs ihrer langen Karriere, die alle nach demselben Strickmuster funktionieren: Auf der Basis von Rhythm´n´Blues dröhnen harte Rockriffs zu eingängigen Harmoniefolgen. Zu hören gab es neben Konzert-Favoriten wie „T.N.T." oder „Thunderstruck“ auch drei Songs aus ihrem brandneuen Werk "ROCK OR BUST", nämlich den Titelsong, „Play Ball" und „Baptism By Fire". Angus Young fand dabei immer wieder Gelegenheit, seine genialen Riffs zu zelebrieren mit solistischen Einlagen auf dem Laufsteg samt Hebebühne im Konfettiregen: „Let There Be Rock!“

Auch durften in Nürnberg die von den Fans erwarteten Gimmicks nicht fehlen, wozu die gigantische Glocke für die Aufführung von „Hells Bells" zählt, eine überlebensgroß aufgeblasenes Luftballon-Bitch zu „Whole Lotta Rosie" und natürlich die Kanonenböller, die den traditionellen Abschluss des Konzerts mit „For Those About to Rock - We Salute You" zum donnernden Höhepunkt des Abends machten mit einem Feuerwerk über der Bühne als Krönung. Die weiteren Tourdaten in Deutschland mit Dresden, Hockenheim und München machen Lust auf die Open Air Saison 2015.
Text und Fotos: Helmut Ölschlegel



Setlist:

01. Rock Or Bust
02. Shoot To Thrill
03. Hell Ain't A Bad Place To Be
04. Back In Black
05. Play Ball
06. Dirty Deeds Done Dirt Cheap
07. Thunderstruck
08. High Voltage
09. Rock 'N' Roll Train
10. Hells Bells
11. Baptism By Fire
12. You Shook Me All Night Long
13. Sin City
14. Shot Down In Flames
15. Have A Drink On Me
16. T.N.T.
17. Whole Lotta Rosie
18. Let There Be Rock
Zugaben:
19. Highway To Hell
20. For Those About To Rock (We Salute You)

 

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